„Weil er ihnen zu rechts ist“ – AfD-Basis wettert nach Krah-Rauswurf gegen Parteispitze

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Maximilian Krah, Spitzenkandidat der AfD, wurde aus der EU-Delegation der Partei geworfen. Die Entscheidung stößt auf heftige Kritik und bringt die Parteispitze in Bedrängnis.

Bürssel – Die Basis der AfD ist sauer über den Ausschluss ihres Spitzenkandidaten Maximilian Krah aus der EU-Delegation der Partei. Jörg Urban, der AfD-Landeschef in Sachsen, äußerte gegenüber Zeit Online: „Ich halte die Entscheidung für falsch und unprofessionell“. Er betonte, dass Krah maßgeblich dazu beigetragen habe, „dass die AfD zur Europawahl gerade bei jungen Wählern so erfolgreich war“.

Nicht nur die 15 gewählten EU-Abgeordneten der AfD, die für den Ausschluss von Krah stimmten, stehen in der Kritik. Auch die Parteiführung, bestehend aus Tino Chrupalla und Alice Weidel, gerät ins Zentrum der Kontroverse. Ihnen werde vorgeworfen, bei der Abstimmung anwesend gewesen zu sein und nicht eingegriffen zu haben. Urban kritisiert, dass Krah „wegen unbewiesener Vorwürfe“ aus dem Wahlkampf ausgeschlossen wurde. Er fügt hinzu: „Dass jetzt der vom Parteitag gewählte Spitzenkandidat nicht Teil der AfD-Delegation sein darf, ist den Wählern nicht mehr zu erklären.“

Schwere Vorwürfe gegen AfD-Politiker – Krah soll Geld aus Russland und China erhalten haben

Die Entscheidung, Krah aus der Delegation auszuschließen, folgt auf eine Reihe von Vorwürfen gegen den aus Sachsen stammenden Politiker. Unter anderem besteht der Verdacht, dass er Geld von der prorussischen Propaganda-Plattform „Voice of Europe“ erhalten haben könnte, was Krah jedoch bestreitet.

AfD-Spitzenkandidat Maximilian Krah
Nicht länger Teil der AfD-Delegation im EU-Parlament: Maximilian Krahs Rauswurf sorgt für heftige Kritik aus der Parteibasis. (Archivbid) © Sebastian Kahnert/dpa

Zusätzlich wurde durch Recherchen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung (SZ) der Verdacht laut, dass Krah Geld vom chinesischen Geheimdienst erhalten haben könnte. Dieser Verdacht basiert auf Vorwürfen gegen einen ehemaligen Mitarbeiter von Krah, der wegen möglicher Arbeit für den chinesischen Geheimdienst in Untersuchungshaft genommen wurde. Er soll Krah, dessen Kanzlei und Abgeordnetenbüro mit hohen fünfstelligen Summen unterstützt haben – möglicherweise mit Geld des Geheimdienstes.

Krah sorgte zuletzt mit einer Aussage zur nationalsozialistischen Schutzstaffel (SS) für Aufsehen. In einem Interview mit der italienischen Zeitung La Repubblica lehnte er das Urteil, dass alle SS-Soldaten Verbrecher gewesen seien, ab. Dies führte dazu, dass die rechtspopulistische ID-Fraktion im EU-Parlament die AfD ausschloss und die Parteiführung ein Auftrittsverbot gegen Krah verhängte – allerdings mit begrenztem Erfolg.

„Zeigen wir ihnen, zu wem wir stehen“ – Bundesvorstand gerät wegen Krah unter Druck

Trotz der Skandale um Krah äußern viele Parteimitglieder in den sozialen Medien ihren Unmut über den Ausschluss. Gerhard Vierfusz, der bei den Kommunalwahlen in Brandenburg für die AfD kandidierte, schreibt auf X: „Diesen Mann will der #BuVo (Bundesvorstand) verhindern“. Er fügt hinzu: „Weil er ihnen zu #rechts ist. Weil er ihnen zu #intelligent ist“. Vierfusz, der sich selbst als „DerRechteAnwalt“ bezeichnet, fordert: „Zeigen wir ihnen, zu wem wir stehen.“

Jörg Baumann, ehemaliger Polizist und bayerischer Landtagsabgeordneter der AfD, sieht den Wählerwillen missachtet. Er schreibt auf X: „Viele AfD Wähler haben die #AfD zur #Europawahl gerade wegen #Krah gewählt und jetzt wird er aus der Delegation ausgeschlossen, um sich wieder Meloni und Le Pen anzubiedern“. Baumann unterstützt zudem den von der rechtsextremistischen Identitären Bewegung initiierten „Stolzmonat“. Laut dem baden-württembergischen Verfassungsschutz eine rechtsextreme Gegenbewegung zum „Pride Month“ der LGBTQIA+-Bewegung.

Sachsen-AfD will Spitzenkandidat zurück in der EU-Delegation – Krah äußert sich zu Rauswurf

Jörg Urban kündigte an, dass die AfD Sachsen versuchen wolle, die „Fehlentscheidung“ rückgängig zu machen. „Wir von der AfD Sachsen wollen erreichen, dass Maximilian Krah Teil der Delegation wird“, sagte er gegenüber Zeit Online. Sie würden „diese Fehlentscheidung versuchen zu heilen“. Dazu sei jedoch die Unterstützung weiterer Landesverbände notwendig.

Krah selbst äußerte auf X seine Enttäuschung über die Entscheidung der Parteispitze. „Ich wünsche meinen neu gewählten Abgeordnetenkollegen viel Erfolg bei ihrem Versuch, ohne mich wieder in die ID-Gruppe einzutreten“, schrieb er. „Ich halte diesen Weg für falsch und ein verheerendes Signal an unsere Wähler, besonders an unsere jungen Wähler.“

Obwohl Krah das EU-Parlament nicht verlassen muss und als fraktionsloser Abgeordneter agieren kann, betont er, dass ihn dies „nicht davon abhalten, weiter für diese Partei im Europäischen Parlament laut und erfolgreich zu arbeiten“, wie die Tagesschau ihn zitiert. (nhi)

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