Ein Viertel der Migranten denkt übers Auswandern nach - das sind die Gründe
Warum verlassen Menschen Deutschland wieder? Eine neue Studie gibt Einblicke.
Politische Unzufriedenheit, persönliche Gründe, steuerliche Belastungen und Bürokratie – das sind die Hauptgründe, warum Zugewanderte eine Auswanderung aus Deutschland erwägen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Online-Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) bei der Bundesagentur für Arbeit, die in Berlin vorgestellt wurde. Für Geflüchtete spielen auch Erfahrungen mit Diskriminierung eine Rolle.
Gebildete sind mobiler
Menschen, die in ihr Herkunftsland zurückkehren wollen, nennen demnach häufig soziale Faktoren wie die Bedeutung von Partnern, Angehörigen und Freunden. Bei Befragten, die in ein anderes Land als ihr Herkunftsland weiterziehen wollen, spielen auch berufliche Motive und die wirtschaftliche Lage im Zielland eine Rolle.
Diejenigen, die in ihr Herkunftsland zurückkehren wollten, kämen überwiegend aus Europa und der Europäischen Union. Am häufigsten werde dabei Polen genannt, dann Rumänien, außerdem die Türkei und die Ukraine. Einige wollten auch in andere Länder ziehen, vor allem in die Schweiz, die USA und nach Spanien. Wer wieder in sein Ursprungsland gehen wolle, erwäge dies vor allem wegen persönlicher Bindungen an Freunde und Familienangehörige. Wer in ein anderes Land ziehen wolle, gebe vor allem berufliche Gründe und die wirtschaftliche Lage im Zielland als Motivation an.
Unterschiede nach Branchen
Das Abwanderungsrisiko unterscheide sich auch je nach Berufszweig, so die Forscher weiter. In der Informations- und Kommunikationsbranche, bei Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie unternehmensnahen Dienstleistungen überlegten zwischen 30 und 39 Prozent der Befragten, auszuwandern. Auch im Gesundheits- und Sozialwesen sowie im verarbeitenden Gewerbe, Handel, Verkehr und Lagerei dächten zwischen 24 und 28 Prozent über das Auswandern nach.
Gerade jene denken über Auswanderung nach, die Deutschland als Fachkräfte besonders benötigt
"Gerade die für Erwerbs- oder Bildungszwecke zugezogenen, besser gebildeten, wirtschaftlich erfolgreicheren sowie sprachlich besser integrierten Migranten denken überdurchschnittlich häufig über eine Ausreise nach oder äußern konkrete Abwanderungspläne", sagte Lukas Olbrich vom Institut laut Mitteilung der Einrichtung. Das seien genau die Personen, die Deutschland als Fachkräfte dringend brauche.
"Wenn Deutschlands Arbeitsmarkt weiter funktionieren soll, brauchen wir Fach- und Arbeitskräfte aus Drittstaaten", sagte Vanessa Ahuja, Vorständin für das internationale Geschäft der Bundesagentur für Arbeit. "Dafür braucht es konsequenten Bürokratieabbau, Digitalisierung, schlankere Anerkennungsprozesse sowie eine breite und ehrliche gesellschaftliche Akzeptanz."
Ein Viertel denkt über Auswanderung nach
Der Befragung zufolge denkt rund ein Viertel (26 Prozent) der Eingewanderten darüber nach, Deutschland zu verlassen. Konkrete Auswanderungspläne haben 3 Prozent.
Die Studie beruht auf einer Online-Befragung unter 50.000 im Ausland geborenen und nach Deutschland eingewanderten Menschen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren. Ausgeklammert sind dabei die meisten Asylsuchenden, die noch keinen anerkannten Aufenthaltsstatus in Deutschland haben.