Putins nächster Triumph? US-Experten erwarten Schwächung der USA bei Trump-Wiederwahl
Wladimir Putin schielt nach seiner eigenen Wiederwahl auf eine erneute Amtszeit Donald Trumps. Denn selbst US-Geheimdienstler sehen gemeinsame Ziele der beiden.
Moskau/ Washington – Nach der Wiederwahl-Farce von Wladimir Putin als Russlands Präsident blicken US-Geheimdienstler und Demokraten aus den USA mit Sorge auf die US-Wahlen 2024 und eine mögliche Wahl von Ex-Präsident Donald Trump ins Weiße Haus. Zwar hatte Putin im russischen TV kürzlich gesagt, er wünsche sich für die USA eine weitere Amtszeit von Joe Biden, weil Biden erfahrener und „vorhersehbar“ sei. Dennoch gehen Beobachterinnen und Beobachter davon aus, dass Putin und Trump im Amt voneinander profitieren könnten – und die USA als große Verlierer aus dieser Entwicklung hervorgehen könnten.
The Guardian bezeichnet die Beziehung zwischen Trump und Putin als „Bromance“, dem Kofferwort aus „Bro“ für Bruder, und „Romance“ für Romantik, das eine intensive Männerfreundschaft beschreiben soll. Douglas London, pensionierter leitender CIA-Operationsoffizier und Autor, geht sogar noch einen Schritt weiter, wenn er vor einer weiteren, parallelen Amtszeit von Putin und Trump warnt: „Ich denke, Trump und Putin sind natürliche Bettgenossen. Sie ergänzen sich gut. Sie haben gemeinsame Ziele.“
Russland und Putin profitieren: Trump Wiederwahl würde für schwache USA und Nato sorgen
„Trump betrachtet Putin als einen starken Mann“, sagte Fiona Hill, Senior Fellow am Brookings Institution und nationale Sicherheitsbeamtin in den ersten beiden Jahren der Trump-Regierung, im Guardian. „In gewisser Weise arbeiten sie parallel, weil sie beide versuchen, die USA zu schwächen, aber aus ganz unterschiedlichen Gründen.“ Putin bevorzuge also nicht Joe Biden, sondern den „Chaosagenten Trump“, meint Hill, „weil er die USA untergräbt.“ Von schwachen USA würde Putin wiederum profitieren. Nicht nur, dass Trump seinerseits bereits offen von einer Schwächung der Nato spricht – auch Putin ließ, angesprochen auf eine mögliche Ausweitung des Ukraine-Kriegs, nach seiner Wiederwahl keine Zweifel daran, dass er eine Auseinandersetzung mit der Nato nicht scheuen würde.
Hill befürchtet ganz klar, dass Trump in den USA Entwicklungen anstoßen würde, die Putin in die Hände spielen würden. „Trump macht sich keine Sorgen um die nationale Sicherheit, sondern konzentriert sich auf sich selbst. Durch die Reduzierung der US-Regierung und die Ernennung von Loyalisten wird Trump wichtige Sicherheitsexpertise loswerden.“ Trump sei „erschreckend ignorant“, was Außenpolitik angeht. „Trump las selten Materialien, die ihm vor Treffen gegeben wurden. Angesichts seines Regierungsansatzes stellt Trump weniger eine Bedrohung für Russland als vielmehr für die USA dar.“
US-Geheimdienst in Sorge über Schwächung – Donald Trumps Bewunderung für Wladimir Putin
„Es gibt buchstäblich nichts an Trump, was darauf hindeutet, dass er die Interessen unseres Landes unter fast allen Umständen über seine eigenen Interessen stellen würde“, meint der demokratische Senator Sheldon Whitehouse. „Wenn er also eine enge und langjährige, fast unterwürfige Beziehung zu einem ausländischen Feind hat, der auch ein milliardenschwerer Oligarch ist, liegt das Rezept für eine Katastrophe auf der Hand.“ Eines der Mittel, wie Trump die USA umbauen könnte, ist demnach der US-Geheimdienst.
„Trump wird mit ziemlicher Sicherheit die Geheimdienste politisieren, indem er sein öffentliches Versprechen einhält, Menschen am äußersten Rand der rechten Politik wie Michael Flynn und Kash Patel einzusetzen“, sagte Marc Polymeropoulos, ein ehemaliger hochrangiger Geheimdienstmitarbeiter. Der genannte Trump-Vertraute Patel hatte unlängst eine aggressive Rhetorik angestoßen – auf Basis der beliebten Verschwörungstheorie einer gestohlenen Wahl im Jahr 2020: „Wir werden losgehen und die Verschwörer finden, nicht nur in der Regierung, sondern auch in den Medien, die Joe Biden dabei geholfen haben, Wahlen zu manipulieren.“
Meine news
Polymeroupoulos geht davon aus, dass die Beziehungen der USA zu den Verbündeten unter neuem Personal in den Geheimdiensten leiden würde. Verbündete wie die Briten oder Franzosen würden nach und nach aufhören, Geheimdienstnachrichten mit den USA zu teilen, um ihre Quellen zu schützen.
Wird Putin Trump zum Wahlsieg bei den US-Wahlen 2024 verhelfen?
Nach einem Bericht des US-Senders NBC News hat Russland bereits begonnen, Einfluss auf die US-Wahlen 2024 zu nehmen. Kein neues Phänomen: Wie der Spiegel berichtete, gibt es Nachweise dafür, dass Russland in den US-Wahlen 2016 und 2020 daran arbeitete, das US-Wahlsystem zu untergraben und Zweifel an der Integrität der demokratischen Kandidaten zu säen. Laut NBC habe Russland derzeit viele Social Media-Profile in Hab-Acht-Stellung, die sich bald noch aktiver in den Wahlkampf einmischen würden.
Eine Stoßrichtung sei es, den Konflikt zwischen der US-Regierung und dem texanischen Gouverneur Greg Abott um die Sicherheit an der mexikanischen Grenze weiter aufzublasen – und so vorzugeben, die USA stünden direkt vor einem Bürgerkrieg. Putins Aussage, er würde Biden bevorzugen, erscheint angesichts all dessen wie ein Ablenkungsmanöver. (kat)