Nach Anschlag tut sich neues Problem in Magdeburg auf – Betroffene schildert beängstigende Szenen

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Die Zahl von Angriffen auf Menschen mit Migrationshintergrund in Magdeburg häufen sich. Betroffene sind zunehmend beunruhigt.

Magdeburg — Nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg am 20. Dezember 2024, hat die Zahl rassistisch motivierter Gewalttaten in der Stadt zugenommen. Die Polizei hat allein in diesem Jahr schon drei Fälle rassistischer Übergriffe bestätigt, berichtet die Tagesschau. Ermittlungen zu anderen Vorfällen dieser Art laufen.

Rassistische Gewalt: Nach Anschlag in Magdeburg täglich Meldungen über Angriffen

„Seit dem Anschlag kommt es zu täglichen Meldungen von rassistischen Angriffen und Bedrohungen“, erklärt eine Sprecherin des Verbands der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt e.V gegenüber IPPEN.MEDIA.

So wurde unter anderem ein Mann mit Migrationshintergrund am Neujahrstag von sechs Tätern angegriffen. Bereits kurz nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt ging die Gewalt los: Am 24. Dezember wurde eine Krankenschwester und ihr Mann Opfer eines Übergriffs.

Nach Todesfahrt auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg-Rechte Proteste
Polizisten sichern kurz nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt eine rechtsextreme Demonstration in Magdeburg. © picture alliance/dpa

Anstieg rassistisch-motivierter Gewalttaten in Magdeburg: „Diese Erfahrungen haben tiefe Ängste ausgelöst“

„Diese Erfahrungen haben tiefe Ängste ausgelöst, die den Alltag der Betroffenen stark belasten. Die Situation ist alarmierend,“, sagt Mamad Mohamad vom Landesnetzwerk Migrationsorganisation Sachsen-Anhalt (LAMSA ev.) gegenüber IPPEN.MEDIA. Der Verein vertritt auf Landesebene die Interessen von Menschen mit Migrationshintergrund.

Die aktuellen Vorfälle hätten tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben und Sicherheitsgefühl von Migranten und Migratinnen in Magdeburg. Es gebe Betroffene, die Angst hätten, am öffentlichen Leben teilzunehmen. Sie würden zunehmend alltägliche Aktivitäten wie Einkaufen oder Behördengänge meiden. In einem aktuellen Bericht des MDR erzählen zwei Betroffene, dass sie an einem Bahngleis in der Stadt von einem Mann angespuckt und beleidigt wurden. „Es gibt einige Menschen, für die sind wir nur die Ausländer“, wird eine Betroffene zitiert. Die Situation werde zunehmend schlimmer.

Bei der Amokfahrt in Magdeburg sind insgesamt fünf Menschen getötet worden. Der Täter war ursprünglich aus Saudi-Arabien und lebte seit 2006 in Deutschland. Gegen den 50-jährigen Arzt wird derzeit wegen Mordes und versuchten Mordes ermittelt. Die Verwandten der Opfer trauern um ihre Angehörigen. Als Reaktion auf den Angriff sind auch die Stimmen nach einer Reform der Sicherheitsbehörden laut geworden.

Landespolitiker nach Anschlag in Magdeburg: „Wir sind zutiefst besorgt“

Auch in der Landespolitik wurde auf die Vorfälle reagiert: „Wir sind zutiefst besorgt über die Berichte von Angriffen auf Menschen mit Migrationsgeschichte, die in den Tagen nach dem Anschlag stattgefunden haben“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der Ratsfraktionen von CDU, SPD, Grünen und Linken.

Für Mohamad besteht nun akuter Handlungsbedarf: „Die Ereignisse haben unsere Arbeit sowohl inhaltlich als auch organisatorisch verändert. Der Bedarf an Beratung, Unterstützung und Vernetzung ist erheblich gestiegen.“ Im Fokus der Arbeit stehe weiterhin die Sensibilisierung der Gesellschaft, die Förderung von Solidarität und der Abbau von Rassismus. (jus)

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