Ihm folgten Tausende Wanderer: Posthume Würdigung eines legendären Alpinisten
Der Alpinist Ludwig Graßler ist posthum geehrt worden: Mit einer Messingplakette auf dem „Walk of Fame“ in Wolfratshausen.
Wolfratshausen – Sieben Messingtafeln sind mittlerweile in den Asphalt vor der Loisachhalle eingelassen. Seit Samstag erinnert der Wolfratshauser „Walk of Fame“ auch an den 2019 im Alter von 94 Jahren verstorbenen Bergsteiger und Schriftsteller Ludwig Graßler.
„Wir haben heute die Besonderheit, dass wir zum ersten Mal eine Ehrenplakette posthum verleihen“, sagte Günther Eibl. Der Vize-Bürgermeister erklärte in seiner Rede, warum der Begründer des Traumpfads München-Venedig diese Auszeichnung verdient habe. Da sei zum einen „die Erbringung von außergewöhnlichen Leistungen, die die Person und vor allem auch die Stadt Wolfratshausen deutschland- oder europaweit bekannt gemacht haben“. Für Ludwig Graßler treffe dieser Umstand in besonders hohem Maße zu. Am 25. August 1974 ging er als erster in 28 Tagen den 550 Kilometer langen Weg – mit 20 000 Höhenmetern – von München nach Venedig. Seither folgten Tausende Wanderer seinem Beispiel und wagten sich ebenfalls auf diesen „Traumpfad“, dessen erste Etappe nach Wolfratshausen führt. Zudem schrieb Graßler zahlreiche Bücher zu seinen Bergtouren. Eibl: „Er machte sich damit unter den Alpinisten zur Legende, bei aller Bescheidenheit seiner Person war ihm das eher unangenehm.“
Neffe Roland Graßler hält die Laudatio
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Anekdoten und Wissenswertes aus dem Leben seines Onkels verriet Roland Graßler in seiner Laudatio. „Mein Onkel, der in Amberg in der Oberpfalz als sechstes von zehn Kindern geboren wurde, liebte die Zahlenmystik und die Symbolik.“ So hatte für den Bergwanderpionier die Zahl 8 eine große Bedeutung – aus diesem Grund treffen sich die Fernwanderer jedes Jahr am 8. 8. um 8.08 Uhr auf dem Marienplatz in München.
Die in den Achten enthaltenen Kreise symbolisieren sechs Eigenschaften, die für Ludwig Graßler mit dem Erlebnis einer gelungenen Fernwanderung in Verbindung stehen: Schönheit, Harmonie, Gleichheit, Freiheit, Gemeinschaft und Unendlichkeit. Dass der Alpinist im September 2014 um exakt 8.08 Uhr die Bürgermedaille der Stadt Wolfratshausen in Empfang nahm, passte somit gut ins Bild. „Auf diese Auszeichnung war er besonders stolz“, berichtete sein Neffe am Samstag.
Ich weiß, wie berührt er uns jetzt von oben zusieht.
Sein Onkel zog 1962 mit seiner Familie nach Wolfratshausen und lebte dort bis zu seinem Tod am 22. August 2019. Der Laudator würdigte die Verdienste des Verstorbenen als Menschen- und Naturfreund, Sportler, Musiker, Schriftsteller und Dichter. Zudem hatte Ludwig Graßler auch im hohen Alter von 91 Jahren seinen Humor nicht verloren. „Als ich mit meiner Frau und ihm mal in den Isarauen unterwegs waren, legte er ein hohes Tempo vor und rief uns zu, wir sollten aufpassen, damit wir nicht stolpern und hinfallen“, so sein Neffe. Roland Graßler bedankte sich abschließend für die Gedenkplatte. „Ich weiß, wie berührt er uns jetzt von oben zusieht.“
Am Ende des von der Waldramer Tanzlmusik begleiteten Festakts dankte Ernst Gröbmair, Vorsitzender des Vereins Lebendige Altstadt Wolfratshausen (LAW), dem „Walk-of-Fame“-Initiator Hans-Werner Kuhlmann: „Deine Idee war goldrichtig.“ Seit 2013 erhielten die Künstlerin Katharina Lüthi, Chorleiter Yoshihisa Kinoshita, Ex-Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber, der Kabarettist Josef Brustmann, die Flößereibetriebe Franz und Josef Seitner und Michael Angermeier sowie der Waldramer Badehausverein die in Zusammenarbeit mit der Stadt vergebene Würdigung. ph