Putins „Bluthund“ probt Aufstand – Kadyrow beklagt Verlust der Ukraine und Georgiens

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Ramsan Kadyrow erhebt schwere Vorwürfe gegen hochrangige Mitglieder des Moskau-Regimes. Wladimir Putins „Bluthund“ droht ihnen laut eines Berichts regelrecht.

Grosny - Er gilt im Ukraine-Krieg als willfähriger und brutaler Gefolgsmann von Moskau-Autokrat Wladimir Putin zugleich. Und zwar nicht nur in der durch seine Soldaten rücksichtslos überfallenen Ukraine und weit über Russland hinaus. Die Rede ist vom Tschetschenen-Oberhaupt Ramsan Kadyrow, auch Putins „Bluthund“ genannt.

Wladimir Putins „Bluthund“ Ramsan Kadyrow: Scharfe Attacke gegen Moskau-Vertreter

Der 48-jährige Kadyrow regiert in der russischen Teilrepublik Tschetschenien diktatorisch. Er lässt angeblich gleichgeschlechtliche Paare verfolgen und politische Oppositionelle foltern. Er lässt sich öffentlich selbst verehren, dabei leben weite Teile der Bevölkerung in Armut. Und er folgt Kreml-Machthaber Putin widerstandslos, egal, was dieser gerade Völkerrechtswidriges ausgeheckt hat.

Jetzt soll Kadyrow jedoch zu einer regelrechten Wutrede gegen Vertreter des Moskauer Regimes ausgeholt haben. Davon berichtet die unabhängige und oppositionelle russische Moscow Times (MT). Demnach teilte Kadyrow öffentlich heftig gegen den russischen Innenminister Wladimir Kolokolzew und gegen Alexander Iwanowitsch Bastrykin aus, den Chef des Ermittlungskomitees der Russischen Föderation.

Moskau-Autokrat Wladimir Putin (re. vorne) und sein „Bluthund“ Ramsan Kadyrow (li.) haben gemeinsam heimtückisch die Ukraine angegriffen. © IMAGO / ZUMA Press Wire

Tschetschenen-Oberhaupt Ramsan Kadyrow: Schwere Vorwürfe gegen Russland-Regime

Kadyrow soll laut des Berichts gesagt haben, dass „die Leute, die an der Spitze sitzen“, die von Präsident Putin gestellten Aufgaben im Innenministerium und im Untersuchungsausschuss nicht „qualitativ“ erfüllen. Hintergrund seiner Kritik sind angebliche politische Schlussfolgerungen in Russland nach dem Terroranschlag in Krasnogorsk am 22. März 2024. Bei diesem Anschlag wurden mindestens 144 Menschen in einem großen Einkaufszentrum bei Moskau mutmaßlich durch radikale Islamisten getötet. Zur Einordnung: Die Tschetschenen bekennen sich religiös überwiegend zum Islam. Wie die Deutsche Welle (DW) zum Beispiel im Jahr 2018 berichtet hatte, stand Russland seinerzeit unter den Ländern, in denen Kämpfer für die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) rekrutiert wurden, ganz oben.

Und: Die meisten rekrutierten radikal-islamistischen Kämpfer mit russischem Pass kamen demnach aus Tschetschenien. Als mutmaßliche und festgenommene Täter wurden am Abend des 24. März 2024 im Moskauer Bezirksgericht Basmanny vier angebliche Tadschiken öffentlich vorgeführt. Die zentralasiatische Republik Tadschikistan ist kulturell ebenfalls durch den Islam geprägt. Offenbar prangerte Kadyrow in seiner Wutrede eine schlechte Behandlung von Menschen aus Ex-Sowjetrepubliken mit islamischem Hintergrund in Folge des Terroranschlags in Krasnogorsk durch die russischen Behörden an.

Ramsan Achmatowitsch Kadyrow

Ramsan Achmatowitsch Kadyrow, der am 5. Oktober 1976 im tschetschenischen Dorf Zentoroi geboren wurde, ist ein russischer Politiker, der der tschetschenischen Bevölkerungsgruppe in Russland angehört. Er ist seit Mai 2007 Präsident und seit September 2010 „Oberhaupt“ der russischen Teilrepublik Tschetschenien. Seine diktatorische Amtsführung ist geprägt von schweren Menschenrechtsverletzungen wie Folter. Wladimir Putins „Bluthund“, wie er umgangssprachlich genannt wird, werden aus dem Westen Korruption und ein ausufernder Personenkult vorgeworfen.

Russlands Innenministerium im Visier: Ramsan Kadyrow wettert gegen Moskau-Apparat

Was seiner Ansicht nach wiederum fatale Konsequenzen für die russische Außenpolitik habe, so die Lesart bei MT. Laut des Berichts hat das Kreml-Regime in Folge des Terroranschlags innenpolitisch die Migrationspolitik verschärft, was in den vergangenen Monaten mit Verweis auf nicht verifizierbare Behördenangaben zur Abwanderung von bis zu zwei Millionen Menschen aus den ehemaligen Republiken der einstmals durch Moskau dominierten Sowjetunion geführt haben soll.

Kadyrow stellte offenbar einen Zusammenhang zwischen diesen Maßnahmen und fehlenden Rekruten mit islamischem Hintergrund für die russische Armee im verlustreichen Ukraine-Krieg her. Ferner gehe dadurch, so wohl seine Interpretation, (noch) mehr politischer Einfluss auf das fragile Georgien verloren, wo aktuell tausende Putin-Gegner gegen die prorussische Politik der Regierungspartei „Georgischer Traum“ in der Hauptstadt Tiflis auf die Straßen gehen.

Warum haben wir die Ukraine und Georgien verloren? Warum sind die Beziehungen zu anderen Staaten angespannt? Weil die Leute nicht wissen, was im Staat vor sich geht.

Vorwürfe gegen Wladimir Putins Moskau-Regime: Ramsan Kadyrow teilt angeblich aus

„Kolokolzew gab den Befehl: Jetzt werden die Neuankömmlinge geschlagen, weggebracht, vertrieben – unsere Brüder, die wir brauchen. Dann sagen sie (Moskau, d. Red.), dass niemand mit uns befreundet sein möchte. Warum haben wir die Ukraine und Georgien verloren? Warum sind die Beziehungen zu anderen Staaten angespannt? Weil die Leute nicht wissen, was im Staat vor sich geht“, soll Kadyrow mit Blick auf das Innenministerium und den genannten Untersuchungsausschuss laut MT gesagt haben.

Und das soll es noch nicht an Vorwürfen in Richtung Moskau gewesen sein. Kadyrow weiter: „Sie reisen nicht in die Regionen und kommunizieren nicht mit Menschen. Sie sind gesetzlos, sitzen auf ihren Stühlen und schauen nicht auf das, was draußen vor dem Fenster passiert.“ Kadyrow soll den hochrangigen Beamten abschließend sogar gedroht haben: „Der Allmächtige wird sie auf jeden Fall bestrafen.“ (pm)

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