Trump zum Trotz: Erneuerbare Energien boomen in den USA

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Wind- und Sonnenenergie übertreffen Kohle in den USA. Besonders in Trump-Staaten gab es 2024 einen Zuwachs an erneuerbaren Energien.

Washington, D.C. – US-Präsident Donald Trump macht kein Geheimnis aus seiner Abneigung gegen erneuerbaren Energien. Bereits an seinem ersten Tag im Amt griff Donald Trump zum Rotstift: Der neue US-Präsident unterzeichnete mehrere Erlasse, die einen drastischen Rückschritt für die Klimapolitik der Vereinigten Staaten und den Ausbau erneuerbarer Energien bedeuteten.

Trotz der Vorliebe Trumps für fossile Energien wächst der Anteil erneuerbarer Energien in den USA weiter. Im Jahr 2024 übertrafen Wind- und Solarenergie gemeinsam mit einem Anteil von 17 Prozent erstmals den Stromanteil aus Kohle, der auf 15 Prozent sank – das zeigt eine Analyse der Denkfabrik Ember. Das Erstaunliche: Solar- und Windstrom boomt weiter – ausgerechnet in republikanischen Hochburgen.

Republikaner-Hochburgen: Erneuerbare Energien boomen in den USA

Die Ergebnisse einer Untersuchung des Branchenverbands Solar Energy Industries Association (SEIA) den überraschenden Zuwachs an Erneuerbaren in republikanischen Staaten. Ein Bundesstaat, in dem Trump bei der Wahl im vergangenen November eine deutliche Mehrheit erreicht hat, hat beim Zubau der neuen PV-Erzeugung seit 2024 sogar Kalifornien überholt. Der sonnige Staat galt seit Jahrzehnten als führender Vorreiter.

Insgesamt haben alle Bundesstaaten beim Ausbau von Wind- und Sonnenstrom zugelegt. Unter den führenden 20 Staaten sind nur sechs Staaten, in denen bei der letzten Präsidentschaftswahl mehrheitlich demokratisch gewählt wurde. Die weiteren 14 Staaten sind republikanische Hochburgen und Swing States, die vergangenes Jahr Trump wählten. Das sind laut SEIA die Staaten mit dem größten Zuwachs an Erneuerbaren im Jahr 2024:

Zuwachs an Erneuerbaren Bundesstaat Ergebnis der letzten Präsidentschaftswahl
1 Texas Republikanisch
2 Kalifornien Demokratisch
3 Florida Republikanisch
4 Illinois Demokratisch
5 Ohio Republikanisch
6 Arizona Republikanisch
7 New York Demokratisch
8 Arkansas Republikanisch
9 New Mexico Demokratisch
10 Indiana Republikanisch
11 Nevada Republikanisch
12 Georgia Republikanisch
13 Virginia Demokratisch
14 Mississippi Republikanisch
15 Louisiana Republikanisch
16 Wisconsin Republikanisch
17 Utah Republikanisch
18 Maine Demokratisch
19 Iowa Republikanisch
20 Pennsylvania Republikanisch

„Deep Red State“: Texas installiert 2024 die meisten Solaranlagen

Im vergangenen Jahr hat kein anderer Bundesstaat so viele Solaranlagen installiert wie Texas, dessen Solarmarkt mittlerweile einen Wert von über 50 Milliarden Dollar erreicht hat. Das, obwohl der „Deep Red State“ einer der am wenigsten regulierten Strommärkte in den USA ist.

Der Bundesstaat Florida belegt landesweit den zweiten Platz bei der Zahl der Arbeitsplätze in der Solarbranche und gehört zu den am schnellsten wachsenden Solarmärkten in den USA, so die Untersuchung. 2024 installierte Florida mehr großflächige Solaranlagen als Kalifornien. Unternehmen investierten 6,5 Milliarden Dollar in den Bundesstaat.

In dem streng republikanischen Bundesstaat TExas gibt es riesige Solarparks. © IMAGO/Scott Coleman

Erneuerbare Energien: Mehr Solarenergie in konservativen Bundesstaaten

Am bemerkenswertesten ist der Solarboom in den ländlich geprägten, kleineren Südstaaten, so SEIA. Arkansas hat sich in den letzten zwei Jahren zu einem regelrechten Solar-Vorreiter entwickelt. Allein im Jahr 2024 hat der Bundesstaat seine installierte Solarkapazität mehr als verdoppelt.

Neben den führenden Solar-Bundesstaaten haben in den letzten Jahren auch Dutzende andere Trump-Bundesstaaten ein bemerkenswertes Solarwachstum erlebt. Staaten wie Indiana, Wisconsin und Mississippi verzeichnen seit 2022 einen rasanten Aufschwung.

„Günstiger als Kohle“: Investitionen in erneuerbare Energien – trotz Trump-Politik

Der Solarboom in republikanisch regierten Bundesstaaten nimmt Fahrt auf, weil Solarenergie derzeit die schnellste und kosteneffizienteste Option für neue Stromerzeugung ist. Die Energiewende in den USA werde vor allem von ökonomischen Fakten getrieben und durch technologische Innovation beschleunigt, sagte Patrick Eltmann, Managing Partner beim Risikokapitalfonds Future Energy Ventures gegenüber der WirtschaftsWoche. Politische Zustimmung sei nebensächlich, denn: Märkte handeln „schneller als die Politik, denn Wind- und Solarenergie sind in den meisten Regionen bereits günstiger als Kohle.“

Texas sei das beste Beispiel dafür. „Trotz eines konservativen politischen Umfelds und eines weitestgehend isolierten Stromnetzes erlebt der Ausbau von Wind-, Solar- und Batteriespeichern einen Boom, einfach, weil sich diese Lösungen wirtschatlich auszahlen“, so Elftmann. Es gehe ums große Geld.

Sonnen- und Windenergie: Zuwächse bei Erneuerbaren gehen auf Biden zurück

Trump verfolgt unter dem Motto „Drill, Baby, Drill“ ein ganz anderes Ziel: Er will die Öl- und Gasförderung in den USA weiter ausweiten. Die Zuwächse bei der erneuerbaren Stromerzeugung im Jahr 2024 gehen jedoch noch auf Maßnahmen seines Vorgängers zurück. Bereits 2022 hatten unter Präsident Joe Biden alle erneuerbaren Energieträger zusammen – also Wind, Sonne, Wasser und Biomasse – mehr Strom geliefert als Kohlekraftwerke. 2024 gelang dies nun erstmals allein mit Wind- und Solarenergie. (hk)

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