Große Einigkeit im Kreistag: Stolz und Freude über MVV-Beitritt

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Frisch angebracht noch mit DHL-Aufkleber ist dieser MVV-Kartenentwerter am Bahnhof Penzberg, der wie die Bahnhöfe Iffeldorf, Seeshaupt und Bernried schon ab 10. Dezember zum MVV-Gebiet gehört. Diese Entwerter hätte sich der MVV gerne gespart, hieß es im Kreistag. © seliger

Ab Januar 2025 gehört der Landkreis Weilheim-Schongau zum MVV-Tarifgebiet. Die Debatte im Kreistag war dem Anlass angemessen. Nur aus Penzberg war Kritik zu hören.

Landkreis – Man sei drauf und dran, „eine der wichtigsten verkehrspolitischen Entscheidungen“ zu treffen, machte Wolfgang Taffertshofer (BfL/Obersöchering) gleich zu Beginn der Debatte klar. Ein „langgehegter Wunsch unserer Fraktion“ gehe dadurch in Erfüllung, bei dem die „Vorteile den Fahrgästen zu gute kommen“. Dass das Ganze für den Landkreis zu Konditionen möglich werde, die auch bei der derzeit angespannten Finanzlage leistbar sind, sei den „gut geführten Verhandlungen durch unser und das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen“ zu verdanken. Die Tölzer hatten die Verhandlungen mit dem Freistaat und dem MVV federführend betreut.

Auch Peter Erhard (CSU/Böbing) freute sich über den „guten, emotionalen Tag“. Er sei sich sicher, dass durch den MVV-Beitritt der Anreiz für die Bürger steigen werde, den ÖPNV zu nutzen. „Die Bürger bekommen ein Vielfaches von dem, was der Landkreis investiert, durch die günstigen Preise und den besseren Service zurück“, war sich Erhard sicher. „Vielleicht erleben wir noch den Tag mit, an dem wir alle mit dem ÖPNV zum Kreistag kommen können“, so Erhard.

Wie viele Busse am Ende fahren, entscheidet der Kreistag - und der Geldbeutel

Das liegt in der Verantwortung des Kreistags. Setzt er die im Nahverkehrsplan verankerten Vorhaben um und sorgt für die Finanzierung, können in Zukunft deutlich mehr Busse und Ruftaxen zum MVV-Tarif durch den Landkreis fahren. Das stellte Prof. Stefan Emeis (Grüne/Weilheim) klar: „Durch diesen Beschluss bleiben die bisherigen Kosten für den ÖPNV bestehen, die für den MVV kommen noch obendrauf. Am heutigen Verkehrsangebot ändert sich nichts.“

Der MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch bestätigte das: „Am Ende liegt es bei Ihnen, ob wie im Landkreis Fürstenfeldbruck – überspitzt ausgedrückt – alle fünf Minuten ein Bus fährt oder es eher wie im Landkreis Erding ein sehr überschaubares Angebot gibt.“

RVO bleibt Eigentümer seiner Konzessionen

Michael Deibler (CSU/Peiting) wollte sicherstellen, dass der RVO, der bislang weitgehend für den Busverkehr im Landkreis zuständig ist, nicht ausgebootet wird. Schließlich würde dieser seine Geschäfte in der Region abwickeln, wovon auch Werkstattbetreiber profitieren würden.

Rosenbusch beruhigte ihn: „Der RVO bleibt Eigentümer seiner Konzessionen, fährt nur ab 2025 zum neuen MVV-Tarif.“ Ob die Konzessionen verlängert oder neu ausgeschrieben würden, darüber müsse in einigen Jahren der Kreistag entscheiden. Größere Investitionen kämen auf den RVO durch den Beitritt zum MVV-Gebiet nicht zu: „Da wird kein Bus umlackiert, da kommt nur ein Aufkleber drauf.“

Kritik an künftiger Tarifzone 6 für Penzberg

Grundsätzlicher wurde da schon Armin Jabs (BfP/Penzberg). Er kritisierte, dass Penzberg in die Tarifzone 6 eingruppiert werden solle. „Bad Tölz und Bad Heilbrunn sind stattdessen in der Tarifgruppe 5/6“, berichtete er. Das habe klare Vorteile. Denn die Fahrgäste in den genannten Orten hätten die Wahl, ob sie in der Tarifzone 5 oder 6 starten wollen – je nachdem, in welche Richtung sie fahren wollen und was dann günstiger wäre. Das müsse auch für Penzberg möglich sein, so Jabs.

So einfach sei das leider nicht, entgegnete MVV-Chef Rosenbusch. Ja, Bad Tölz sei in der 5/6, weil die Stadt da rein wollte. Dafür müsse sie allerdings auch gesondert an den MVV bezahlen. Einfach so könne man Penzberg nicht neu eingruppieren. Denn der Freistaat mache die erhebliche Förderung davon abhängig, dass die Fahrten nach dem MVV-Beitritt nicht mehr als zehn Prozent günstiger seien als zuvor. Er sei ohnehin kein Fan der „politischen Entscheidung“, in Tölz und Tutzing derartige Doppelzonen einzurichten, so Rosenbusch: „Das zerschießt uns das gesamte System.“

MVV-Beitritt als Turbo für Reaktivierung der Fuchstalbahn

Falk Sluyterman (SPD/Schongau) forderte eindringlich, dass der MVV-Beitritt des Landkreises Weilheim-Schongau und später auch des Landkreises Landsberg „Niederschlag bei der Potenzialanalyse zur Reaktivierung der Fuchstalbahn finden muss“. Rosenbusch erklärte: „Wenn wir als MVV so etwas machen, dann lassen wir immer ein Verkehrsmodell drüberlaufen, bei dem untersucht wird, wie viele Fahrgäste zu erwarten sind. Und da steigen die Prognosen natürlich an, wenn auf der Strecke der MVV-Tarif gilt.“

Einig waren sich derweil MVV-Chef Rosenbusch und Karl-Heinz Grehl (Grüne/Weilheim) darüber, dass sie die Entwerter doof finden. Diese müssen nun flächendeckend im kommenden Jahr im Landkreis installiert werden, was einige zehntausend Euro kostet. „Wir reden immer von Digitalisierung und Apps und dann bauen wir so anachronistische Locher auf?“, fragte Grehl. Rosenbusch räumte ein: „Das hätten wir uns gern gespart“. Auch mit Blick darauf, dass die meisten Kunden mittlerweile ihr elektronisches Ticket auf dem Handy lösen. Dem Plan, in den neu zum MVV dazukommenden Landkreisen die Entwerter wegzulassen und diese nur in den bisherigen Mitgliedsgebieten stehen zu lassen, hätten allerdings die Kontrollorgane nicht zugestimmt.

Am Ende waren das alles aber keine Gründe, den MVV-Beitritt abzulehnen. Der Kreistag stimmte dem Vorhaben einstimmig zu.

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