Wichtige Weichenstellung: Kreisausschuss sagt „Ja“ zum MVV-Beitritt

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Solche Entwerter werden für den MVV-Beitritt bald auch im Landkreis Weilheim-Schongau aufgebaut. © Andreas Gebert

Der Landkreis Weilheim-Schongau ist dem Betritt zum Münchner Verkehrsverbund (MVV) einen wichtigen Schritt näher gekommen. Nach dem „Ja“ des Kreisausschusses muss nun nur noch der Kreistag zustimmen.

Landkreis – Für Weilheims Grünen-Kreisrat Karl-Heinz Grehl war der MVV bisher wie eine „geheime Loge“, irgendwie eine geschlossene Gesellschaft. Deshalb freute er sich sehr, dass sich der Verkehrsverbund öffnet und zahlreiche neue Landkreise aufnehmen will. Von einem „historischen Beitritt“ sprach auch Landrätin Andrea Jochner-Weiß.

MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch, der den Landkreis aus seiner Zeit bei der Deutschen Bahn und Bayerischen Regiobahn gut kennt, betonte gleich zu Beginn, dass er nichts verkaufen wolle: „Es entscheiden alleine Sie“, sagte er zu den Kreisräten. Doch die Vorteile lagen auf der Hand. Es gibt sehr enge verkehrliche Verbindungen in die Nachbarlandkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Garmisch-Partenkirchen, Starnberg und Landsberg, die alle schon dem MVV angehören oder auch nächstes Jahr beitreten wollen. Auch die vielen München-Pendler sind ein Argument.

Fünf Zonen im Landkreis

Der Landkreis würde nach dem MVV-Beitritt in insgesamt fünf Zonen unterteilt – München-nähere Gebiete wie etwa Pähl und Bernried liegen in Zone 5, die Region rund um Weilheim und Penzberg in Zone 6, Peißenberg und Habach in Zone 7, Schongau und Peiting in Zone 8 und westlich davon in Zone 9. je mehr Zonen zurückgelegt werden müssen, desto teurer ist der Tarif – wobei es teils deutliche Ersparnisse zu heute gibt (siehe Rechenbeispiels im Kasten).

Der größte Vorteil: Egal, mit welchem Verkehrsmittel der Fahrgast unterwegs ist, er braucht nur eine einzige Karte. „Ich komme aus dem Landkreis Starnberg und habe heute drei verschiedene Karten gebraucht: MVV, Bahn und schließlich Stadtbus“, sagte Rosenbusch. Künftig könne man mit einem Ticket von Bernbeuren zur Allianz-Arena nach München fahren. Allein diese Einfachheit senke die Hürde für die ÖPNV-Teilnahme deutlich, wie Untersuchungen ergeben haben. Von zehn bis 15 Prozent mehr Fahrgästen sprach Rosenbusch, selbst wenn gar nicht mehr Busse und Bahnen fahren.

Auch trotz Deutschlandticket sei der MVV sinnvoll, weil sich Gelegenheitsnutzer eher Einzelfahrscheine kaufen: „Unsere Verkaufszahlen sind kaum gesunken. Außerdem ist unsicher, wie es mit dem Deutschlandticket weitergeht“ so Rosenbusch. Für ihn ist klar: „Mit dem MVV-Tarif sparen sich die meisten Leute Geld.“ Das dürften vor allem Fahrgäste aus Bernried, Iffeldorf, Seeshaupt und Penzberg merken: Die kommen nämlich schon Ende dieses Jahres in den MVV-Genuss, damit Fahrgäste von München nach Kochel keine Probleme bekommen.

Neue Tickets bei Stadtbussen

Fragen hatten anschließend vor allem Kreisräte aus Penzberg, Weilheim und Schongau – die Orte mit einem Stadtbusverkehr. „Auch dort müssen künftig MVV-Tickets verkauft werden, und zwar Kurzstrecke für 1,90 Euro“, so Rosenbusch. Das ist teurer als in Weilheim (Tageskarte ein Euro), in Schongau und Penzberg ist die Einzelfahrt 1,50 bzw. (1,20 Euro) günstiger, die Tageskarte aber mit 2,30 bzw. zwei Euro teurer. „Die Städte können da gerne eigene Programme auflegen, zum Beispiel Tickets kaufen und an sozial Schwache verteilen“, sagte Rosenbusch.

Die Kosten für den notorisch klammen Landkreis interessierten die Kreisräte natürlich auch. Laut Rosenbusch fallen 2024 vor dem Start unter anderem für die nötigen Fahrkarten-Entwerter und Automaten sowie Personal- und Marketingkosten einmalig 218 000 Euro für den Landkreis an, danach sind unter anderem durch Ausgleichszahlungen an Verkehrsunternehmen wegen des günstigeren Tarifs rund eine Million Euro fällig.

Das überzeugte auch die Kreisräte, die einstimmig dem Beitritt zustimmten. Jetzt muss am Freitag noch der Kreistag sein Plazet geben.

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