EU-Spitzenkandidatin stellt sich bei Grünen-Empfang in Weilheim vor - Diskussion mit Bauern im Vorfeld des Treffens
Beim Neujahrsempfang der Kreis-Grünen stellte sich auch die Spitzenkandidatin für die Europawahl, eine gebürtige Schongauerin, vor. Im Vorfeld gab es einen Austausch mit Bauern.
Weilheim – Unten im Laden liefen die Vorbereitungen für den Neujahrsempfang der Grünen, im ersten Stock des Biomichl wollten zwei Parteien miteinander ins Gespräch kommen: Bauern- und Wirtschaftsvertreter saßen mit dem Landtagsabgeordneten Andreas Krahl und Andie Wörle, bayerische Spitzenkandidatin für die Europawahl, sowie Hausherr Michael Sendl an einem eckigen Tisch.
„Wir haben versucht, die Bauern zu vereinen, damit nicht jeder seine Aktion macht“, sagte Jürgen Fischer aus Hohenfurch, Vorstandsmitglied im Kreisverband des Bayerischen Bauernverbands (BBV): „Wir wollten das im Vorfeld der Demo ordnen“. Die fand dann, wie berichtet, nach dem Treffen und während des Empfangs statt.
Diskussion mit Bauern und Unternehmern
Bauernfunktionäre, landwirtschaftliche Betriebsleiter, die Besitzerin eines ambulanten Pflegedienstes und ein Metall-Unternehmer konnten den beiden Grünen-Politikern in knapp eineinhalb Stunden detailliert ihre Situation schildern und ihre Forderungen unterbreiten. Konsens war dabei, dass zahlreiche Probleme nicht nur unter der jetzigen Bundesregierung entstanden sind: viel zu viel Bürokratie, Gesetze und Verordnungen an der Praxis vorbei, Entscheidungen, ohne die Bürger mitzunehmen. „Mir ist egal, wer das in den letzten zehn Jahren verbockt hat. Jetzt muss uns geholfen werden“, so ein Teilnehmer. Man wird im Gespräch bleiben.
Gut und ungezwungen im Gespräch waren auch die zahlreichen Gäste aus Politik, Wirtschaft und der Zivilgesellschaft des Neujahrsempfang. Ungestört, obwohl draußen die Traktoren vorbeifuhren – dank der Schallschutzfenster im Bioladen. Landtagspolitiker Krahl forderte in seiner Rede eine „Rückbesinnung darauf, was Politik ausmacht“. Nämlich, für die Menschen zu arbeiten. „Die eigentlichen Aufgaben der Politiker finden im Parlament statt“, so Krahl. Er warf Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler), der mehr auf Demonstrationen als im Büro oder im Parlament sei, „Arbeitsverweigerung“ vor. Zudem wiegele er ebenso wie Ministerpräsident Markus Söder durch zahlreiche Äußerungen die Menschen auf.
Kandidatin für die Europawahl stellt sich vor
Auch Andie Wörle, die am 9. Juni dieses Jahres ins Europaparlament gewählt werden möchte, ging kurz auf die Amtsführung von Vize-Ministerpräsident Aiwanger ein: „Wenn Du keinen Bock mehr hast, Hubsi – wir stehen bereit.“ Die gebürtige Schongauerin, die auf einem kleinen Bauernhof im Ostallgäu aufgewachsen ist, betonte die Wichtigkeit des Zusammenhalts in Europa. „Das Wahlergebnis in Polen zeigt, wie mächtig Demokraten sein können, wenn wir zusammenstehen.“ Sie zeigte sich deshalb erfreut, dass beim Neujahrsempfang auch Gäste dabei seien, „die sonst wohl nicht zu Veranstaltungen der Grünen kommen“. Nach kurzem Überblick über das Europawahl-Programm der Grünen beendete sie den offiziellen Teil des Empfangs mit dem Satz: „Europa ist die beste Idee, die Europa je hatte.“
Rechtzeitig zur Eröffnung des vom Biomichl gestifteten Buffets hatten auch die Bauern ihre Rundfahrt beendet und die die Bauern-Demo für ihre Zwecke nutzenden AfDler sowie Querdenker waren von dannen gezogen.
Ralf Scharnitzky