Russland verspricht ukrainischen Kindern Geld für das Anzünden von Militärfahrzeuge
Russland verspricht ukrainischen Kindern Geld für das Anzünden von Militärfahrzeugen
Russlands Armeeführung setzt gegen die Ukraine auf hybride Kriegsführung und will jetzt sogar Kinder für Sabotage-Aktionen anwerben – offenbar mit Erfolg.
Moskau/Kiew – Der Krieg in der Ukraine findet seit den ersten Tagen nicht nur an der Front im Osten des Landes statt. Die hybride Kriegsführung von Russlands Präsident Wladimir Putin setzt neben dem Kampf an der Front vor allem auch auf Desinformationen und Sabotage. Angetrieben durch fehlende durchschlagende Erfolge in der Ostukraine greift der Kreml zu immer radikaleren Maßnahmen. Moskau setzt im Ukraine-Krieg jetzt offenbar auf Guerilla-Taktiken und will Brandanschläge durch ukrainische Kinder ausführen lassen. Die Taktik scheint aufzugehen.
Brandanschläge auf Militärfahrzeuge – Russland will ukrainische Kinder als Saboteure anwerben
Die russische Propaganda fordert Kinder in der Ukraine dazu auf, ukrainische Militärfahrzeuge und Truppentransporter in Brand zu setzten und verspricht dafür sogar eine finanzielle Belohnung. Das teilte der ukrainische Menschenrechtsbeauftragte Dmytro Lubinets in einem Beitrag auf Telegram mit. Mehrere tausend US-Dollar wird den ukrainischen Kindern demnach für die Sabotage-Aktionen versprochen. Ob und auf welche Weise die Kinder das Geld wirklich erhalten, ist nicht bekannt.

Der Menschenrechtsbeauftragte forderte ukrainische Eltern dazu auf, mit ihren Kindern über die russische Kampagne zu sprechen und ihnen klarzumachen, dass es sich bei den geforderten Aktionen um Straftaten handle. Das Anwerben von Kindern sei lediglich ein weiterer Versuch des Kremls, „die Lage in der Ukraine zu destabilisieren“. Die Aktionen, das schreibt Lubinets weiter, scheinen jedoch bereits Erfolge zu haben. In den vergangenen Wochen wurden in Kiew, Odessa und Donezk Fälle von Brandstiftungen registriert – ob diese mit dem russischen Aufruf zusammenhängen, kann jedoch nicht unabhängig überprüft werden.
Sabotage im Auftrag Russlands: Polizei in Kiew nimmt mutmaßliche Brandstifter fest
Einen Zusammenhang zu den russischen Anwerbungsversuchen gab es aber wohl vor wenigen Tagen bei einem Brandanschlag in Kiew. Die Nationalpolizei gab am Dienstag (18. Juni) bekannt, man habe eine 48-jährige Frau aus der Region Tschernihiw und ihren 14-jährigen Sohn festgenommen. Mutter und Sohn sei über einen russischen Telegram-Kanal für das Anzünden von Militärfahrzeugen „zusätzliches Einkommen“ angeboten worden. Daraufhin waren beide in die Hauptstadt Kiew gereist und hatten dort zwei Brandanschläge auf einen Mercedes und einen Mitsubishi des ukrainischen Militärs verübt – beide Fahrzeuge waren durch die Aktion schwer beschädigt worden. Der Polizei gelang es nach eigenen Angaben, die Verdächtigen zu identifizieren und festzunehmen. Nun drohen der 48-Jährigen bis zu zehn Jahren Haft.
Durch die Sabotage-Aufrufe in der Ukraine könnte Russlands Militärführung versuchen, Kiews Aufmerksamkeit von der Front im Osten des Landes zu lösen. Dort liefern sich russische und ukrainische Truppen weiterhin rücksichtslose Stellungskämpfe um die Oberhand in dem Konflikt. Auch wenn Russlands Truppen in den letzten Monaten wieder Erfolge verbuchen und die Frontlinie nach Westen verschieben konnte, treffen Putins Truppen weiter auf erbitterten Widerstand und werden vor immer neue Herausforderungen gestellt.
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Schwierige Lage im Ukraine-Krieg – Russland verzeichnet Verluste an der Front
So droht den russischen Soldaten in der Stadt Wowtschansk im Oblast Charkiw nun sogar die Einkesselung. Zuvor hatte die russische Armee in der Region bereits hohe Verluste erlitten – auch durch von Frankreich und den USA zur Verfügung gestellten Gleitbomben. Der russische Vorstoß, die Metropole Charkiw von mehreren Fronten aus anzugreifen, scheint dadurch erst einmal gescheitert.
Auch in der Region Luhansk beißen sich die russischen Angreifer an den ukrainischen Verteidigern offenbar weiterhin die Zähne aus. Im Serebryansky-Wald gelingt es der berüchtigte Asow-Brigade wohl seit längerer Zeit die Stellung zu halten und den Feind sogar zurückzudrängen. Von der Asow-Brigade selbst veröffentlichte Videos zeigen den erbitterten Grabenkampf in dem Waldgebiet. Die ausbleibenden Erfolge an der Front scheint der Kreml nun an anderer Stelle kompensieren zu wollen.
Putins hybride Kriegsführung – Nato will gegen Russlands „feindliche Kampagne“ vorgehen
Die hybride Kriegsführung Russlands zielt dabei auch auf die westlichen Staaten ab. So kündigte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Donnerstag in Brüssel an, die Verbündeten prüften „strengere Beschränkungen“ gegen Vertreter Russlands, die für die Geheimdienste arbeiten sollen. „Es gab mehrere Beispiele für Sabotage, Brandstiftung, Versuche von Cyberangriffen und Desinformation“, sagte Stoltenberg weiter. Dahinter stecke eine „feindliche“ russische Kampagne gegen Nato-Verbündete.
Nach seinen Worten berieten die Verteidigungsminister über einen engeren Informationsaustausch, einen verbesserten Schutz wichtiger Infrastruktur und „strengere Beschränkungen für russische Geheimagenten im gesamten Bündnis“. Ein vergleichsweise neues Phänomen ist jedoch, dass Moskau die Sabotage-Aktionen nicht mehr durch Mitarbeiter des Geheimdiensts, sondern durch Mitglieder der Zivilbevölkerung und sogar Kindern ausführen lässt. (fd)