Wartenberg trauert um Peter Schickinger

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War für vieles zu haben, auch für Gaudi-Wettbewerbe: Das Bild zeigt Peter Schickinger mit ganz besonderem Bobby-Car-Gefährt beim Soafakistl-Grand-Prix 2018. © Kuhn

Peter Schickinger ist tot: Der langjährige Kommunalpolitiker und KulturMarkt-Mitbegründer starb überraschend mit 75 Jahren und hinterlässt viele Spuren.

Der Markt Wartenberg ist um eine prägende Persönlichkeit ärmer geworden: Peter Schickinger, der am gestrigen Montag 76 geworden wäre, ist verstorben. Sein Tod kam auch für Frau Renate und Sohn Maxi überraschend. Schickinger, der von Beruf Augenoptiker war, hat zahlreiche Spuren in der Marktgemeinde hinterlassen – beileibe nicht nur als Zweiter Bürgermeister.

Schickinger zog im Jahr 2001 als Nachrücker in den Marktgemeinderat ein und blieb dort 19 Jahre im Gremium, die letzten sechs Jahre als Stellvertreter seines Freie-Wähler-Mitstreiters und Bürgermeisters Manfred Ranft. Als Seniorenreferent führte er Sprechstunden ein und war für die Sorgen der Menschen zuständig. Teilweise, erzählte er einmal, seien da Dinge an ihn herangetragen worden, die intern bleiben mussten. Er war oft genug konfrontiert mit menschlichen Problemfällen.

Leidenschaftlicher Beatles- und Rock-Fan

Gegen Ende seiner Zeit im Marktrat nahm ihn eine schwere Krankheit komplett aus dem Spiel, wie kurz zuvor auch Ranft. Der damals noch Dritte Bürgermeister Christian Pröbst sprang für das Duo ein. Er erinnert sich: „Der Peter hat sofort übernommen, hat das Volksfest angezapft, hat sich um alles gekümmert. Wir haben hervorragend zusammengearbeitet, aber dann hat es ihn selbst erwischt.“ Pröbst spricht von einem herben Verlust: „Er war ein Wegbegleiter, seit ich 2002 in den Gemeinderat gekommen bin. Und ich war der Einzige, der zu ihm Opa hat sagen dürfen.“

Schickingers Liebe galt neben Familie und Kommunalpolitik der evangelischen Kirche, bei der er sich im Kirchenvorstand einbrachte, zeitweise als Vorsitzender. Seine ganz große Leidenschaft war aber die Kultur. Er war zusammen mit Gustav Weltrich Gründungsmitglied des KulturMarkts Wartenberg, führte diesen Verein dann auch von 2002 bis 2012. Dabei hatte er einen deutlichen Schwerpunkt: Der Beatles-Fan liebte die Rockmusik.

In einer Versammlung prägte er einmal einen Satz, der bis heute gilt: „Das Medienzentrum ist gewissermaßen das Basislager des KulturMarkts Wartenberg.“ Jutta Paulini, jetzt Vereinsvorsitzende, würdigt Schickingers Leistungen im Gespräch mit unserer Zeitung: „Er hat unheimlich viel gemacht.“ Für den KulturMarkt war Schickinger auch Beirat im Verein Wittelsbacher Jagdhaus.

Er drängte sich nicht in den Vordergrund

Schickinger war nie ein großer Redner, auch wenn seine Redebeiträge im Marktrat durchaus legendär werden konnten, auch von der Länge her. Schickinger drängte sich dabei aber nie in den Vordergrund, machte die Basisarbeit wie das Organisieren von Kulturveranstaltungen. Dass er dabei auch mal Übereifer an den Tag legte, durfte er sich 2011 bei einer Fastenpredigt anhören.

Doch Spaß verstand er. So wetteiferte er fleißig auch beim Soafa-Kistl-Grand-Prix mit ganz kleinem Gefährt mit. Schickinger war sich derweil auch nicht zu schade, bei einem Gemeindefest der evangelischen Kirche die Teller der hungrigen Gäste zu füllen.

Und er konnte sich Fehler eingestehen, auch solche, die beim Alten Schulhaus wohl gemacht worden sind: „Man hätte vielleicht vorher eine komplette Analyse machen müssen“, sagte er einmal mit Blick auf die Bausubstanz. Und das ausgerechnet beim Politischen Aschermittwoch seiner Freien Wähler, für die er als Fraktionschef im Marktrat saß.

Schickinger hat nicht nur für etwas gekämpft, sondern auch gegen etwas: Ultrafeinstaub vom Flughafen machte er neben anderen Mitstreitern zu seinem Thema, setzte sich mit Erfolg für diesbezügliche Messungen ein. Was für einen langen Atem es dafür braucht, sieht man daran, dass er sich dafür schon seit 2017 eingesetzt hatte.

2020 erhielt Schickinger zusammen mit Ranft, August Groh, Walter Gebhart und dem verstorbenen Sebastian Baumann die Bürgermedaille des Marktes, der nun schreibt: „Peter Schickinger setzte sich stets für die Belange und das Wohl der Bürgerinnen und Bürger ein, war Zeit seines Lebens sowohl politisch als auch gesellschaftlich aktiv und vielen ein großes Vorbild.“ Und würdigt dessen „unermessliche Tatkraft und seine herausragenden Verdienste“.