Russland erhöht im Ukraine-Krieg den Druck: Kiews Oberbefehlshaber deutet Rückzug an

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Sieben Monate lang haben ukrainische Truppen ein Stück Russland besetzt gehalten. Nun bricht die Verteidigung zusammen und Kiew muss Prioritäten setzen, um „Soldaten zu retten“.

Kursk – Nach den Gebietsverlusten in der russischen Grenzregion Kursk hat der ukrainische Armeechef Oleksandr Syrskyj einen Teilrückzug seiner Truppen angedeutet. „In der schwierigsten Situation war und ist es meine Priorität, das Leben der ukrainischen Soldaten zu retten“, erklärte Syrskyj am Mittwoch (12. März) auf Facebook. „Zu diesem Zweck begeben sich die Einheiten der Verteidigungskräfte, wenn nötig, in günstigere Positionen“, fügte er hinzu und nutzte eine Formulierung, die typischerweise verwendet wird, um einen Rückzug zu verkünden.

Ukrainischer Armeechef zur Lage in Kursk: Verteidigung „so lange aufrechterhalten, wie es notwendig ist“

„Trotz des zunehmenden Drucks durch die russische/nordkoreanische Armee werden wir die Verteidigung in der Region Kursk so lange aufrechterhalten, wie es angemessen und notwendig ist“, fuhr Syrskyj fort. Wie die Ukrainska Pravda berichtet, stellte Syrskyj fest, dass im Operationsgebiet der Militärgruppierung Kursk, insbesondere in den Außenbezirken der Stadt Sudscha und den umliegenden Gebieten, weiterhin heftige Kampfhandlungen stattfinden.

Deswegen sollen die Russen Luftlandetruppen und Spezialeinheiten einsetzen, um die ukrainische Verteidigung zu durchbrechen, die ukrainischen Streitkräfte aus der Oblast Kursk zu verdrängen und die Kämpfe in die Oblaste Sumy und Charkiw zu verlagern.

Putin erstmals seit der Überraschungsoffensive in Kursk: Letzte Ukrainer sollen vertrieben werden

Am Mittwoch (12. März) reiste Kreml-Chef Wladimir Putin erstmals seit der Überraschungsoffensive zu einem Truppenbesuch in die Region. Im russischen Fernsehen war zu sehen, wie Putin von Generalstabschef Waleri Gerassimow über die Lage in Kursk informiert wurde. Gerassimow sagte, Russland habe 430 ukrainische Soldaten in der Region Kursk gefangengenommen. Innerhalb der vergangenen fünf Tage seien außerdem 24 Siedlungen zurückerobert worden.

Bilder der Besprechung mit Generalstabschef Gerassimow zeigten Putin in Tarnuniform. Der genaue Ort wurde nicht genannt. Für den Kremlchef war es nach Angaben der Nachrichtenagentur Tass der erste Besuch an diesem Teil der Front. Die letzten ukrainischen Truppen seien eingekreist, sagte Gerassimow, ohne dass dies unabhängig überprüfbar war. Die Kiewer Führung habe das Gebiet als Tauschobjekt für mögliche Verhandlungen mit Russland besetzt, erklärte der Generalstabschef. Außerdem habe der sieben Monate dauernde Vorstoß russische Kräfte binden sollen. „Doch diese Absichten des Gegners sind vollständig gescheitert.“

Generalstabschef Gerassimow berichtet seinem Oberbefehlshaber, dass die letzten ukrainischen Truppen im Gebiet Kursk eingekesselt seien. © -/Russian Presidential Press Service/AP/dpa

Hintergrund: Vor sieben Monaten startete Ukraine überraschende Gegenoffensive

Hintergrund: Die ukrainische Armee hatte im vergangenen Sommer überraschend eine Offensive in der Region Kursk begonnen und dort zunächst mehrere hundert Quadratkilometer unter ihre Kontrolle gebracht. Russland gelang es nach eigenen Angaben inzwischen aber, große Teile der anfangs von der Ukraine besetzten Gebiete zurückzuerobern. Nach Angaben der Ukraine und ihrer Verbündeten kämpfen mehr als 10.000 nordkoreanische Soldaten für Russland in Kursk.

Putin äußerte die Erwartung, dass „die Region Kursk bald vollständig vom Feind befreit sein wird“. Die gefangengenommenen ukrainischen Soldaten sollten „gemäß den Gesetzen der Russischen Föderation wie Terroristen behandelt werden“. Dies deutet darauf hin, dass ihnen Prozesse vor russischen Gerichten und jahrzehntelange Haftstrafen drohen könnten. (bg/dpa)

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