Deutlicher Trend: AfD wird zur Umfragebedrohung für Friedrich Merz
Die Umfragewerte der Union sinken auf ein Tief: Bürger zeigen sich enttäuscht, die AfD zieht gleichauf. Der Handlungsdruck auf Kanzler Merz wächst.
Berlin – In den letzten Wochen dürfte Bundeskanzler Friedrich Merz wenig Ruhe bekommen haben. Vor allem außenpolitische Debatten beschäftigten den Kanzler in den letzten Wochen. Zwischen den Verhandlungen mit Wolodymyr Selenskyj und Donald Trump und dem Krieg in Gaza meldet sich nun ausgerechnet ein innenpolitisches Thema: Die Bürger sind unzufrieden. Das geht aus der Befragung des Meinungsforschungsinstituts Insa im Auftrag der Bild hervor.
Neue Hammer-Umfrage für Merz: Union in der Krise – Bürger verlieren Vertrauen
Für die Union kennzeichnet das neueste Ergebnis des Meinungsforschungsinstituts Insa einen bemerkenswerten Tiefpunkt: Die Christsozialen fahren ihr schlechtestes Ergebnis seit Mai ein. Auch der hart erkämpfte Vorsprung auf die AfD ist dahingeschmolzen. Wie die Bild unter Berufung auf Insa berichtet, liegen beide Parteien derzeit bei 25 Prozent.
Partei | Union | AfD | SPD | Grüne | Linke | BSW | FDP | Sonstige |
Umfrageergebnis in Prozent | 25 | 25 | 15 | 11 | 11 | 4 | 3 | 6 |
Veränderung | -1 | 0 | 0 | 0 | +2 | 0 | -1 | 0 |
Für die Datenerhebung befragte das Meinungsforschungsinstitut vom 18. bis 22. August 1.201 Personen. Die maximale Fehlertoleranz liegt bei 2,9 Prozent. Wahlumfragen sind generell mit Unsicherheiten verbunden: Nachlassende Parteibindungen und kurzfristige Entscheidungen erschweren die Gewichtung der Daten. Grundsätzlich spiegeln Umfragen nur das Stimmungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und stellen keine Prognosen für den tatsächlichen Wahlausgang dar.
Finanzielle Sorgen in Deutschland: Bürger pessimistisch – Auftrieb für die AfD?
Dass die Bürger unzufrieden sind, darüber gab bereits eine weitere Umfrage Anfang des Monats Aufschluss: Der Informationsdienstleister Crif führte in fünf europäischen Ländern eine Umfrage durch. In Deutschland nahmen 1.000 Personen teil – und zeigten im europäischen Vergleich die größte Sorge um ihre Finanzen. Die Befragten äußerten die geringste Zuversicht für die kommenden zwölf Monate, insgesamt wurden in Deutschland, Frankreich, Italien, Polen und Großbritannien 6.000 Verbraucher befragt.
Etwa ein Viertel (24 Prozent) der Deutschen zweifelt bereits daran, Rechnungen pünktlich begleichen zu können, knapp ein Drittel (31 Prozent) befürchtet eine weitere Verschlechterung der finanziellen Lage. Crif führt den wachsenden Pessimismus vor allem auf steigende Lebenshaltungskosten zurück: 32 Prozent geben an, mehr für Miete oder Hausfinanzierung ausgeben zu müssen als noch vor fünf Jahren.
Die Hoffnung auf mögliche Entlastungen, wie durch die Stromsteuersenkung, hielt nur kurz. Noch im Februar 2025 ließ die CDU die Maßnahme in den Koalitionsvertrag aufnehmen. Jens Spahn erkannte gegenüber der Welt am Sonntag, dass die Maßnahme „Unternehmen und Verbraucher in Deutschland dauerhaft […] entlasten“ würde. Knapp 100 Tage später zeigt sich ein anderes Bild: Ab Januar 2026 soll die Stromsteuer zunächst nur für das produzierende Gewerbe und die Land- und Forstwirtschaft entfallen. Die Sozialdemokraten zeigen sich wenig begeistert. Die Zeit zitiert Alexander Schweitzer von der SPD: „Es muss auf jeden Fall noch einmal darüber nachgedacht werden, ob man nicht diese Entlastung für die Bürgerinnen und Bürger auch erreichen kann“.

Kritik an Spahn und Ludwig: CDU unter Druck
Auch in den Reihen der Christdemokraten rumorte es über die letzten Wochen gewaltig: Der Druck auf Fraktionschef und Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn schwillt wegen der Maskenaffäre weiter an. Die verpatzte Richterwahl, bot dem kein Abbruch, sondern zeigte nur auf, wie tief die Kluft zwischen dem Fraktionsführer und seiner Fraktion tatsächlich ist.
Zuletzt zeugte ein offener Brief der CDU Abgeordneten Saskia Ludwig davon. Die CDUlerin gehörte zu den schärfsten Kritikerinnen von Frauke Brosius Gersdorf, und forderte von Spahn eine rechtzeitige und transparente Vorstellung vor der Unionsfraktion. Würde ein Kandidat von der Union abgelehnt, müsse unverzüglich ein neuer Vorschlag her. Die 57-jährige Unionsabgeordnete hielt Brosius-Gersdorf für unwählbar. Ironischerweise gibt es nun laut der Tagesschau einen Anfangsverdacht auf einen Plagiatsvorwurf gegen Ludwig selbst, wie die Universität Potsdam bereits bestätigte.
Ludwig erregte zuletzt öffentlich Aufsehen, nachdem sie an einer Veranstaltung einer rechten Denkfabrik in Ungarn teilnahm und sich dort mit AfD-Chefin Alice Weidel zeigte. Eine Unionssprecherin sagte daraufhin laut der Tagesschau: „Frau Ludwig hat an der Veranstaltung nicht im Auftrag der Fraktion und ohne Wissen der Fraktionsführung teilgenommen.“ Die Sprecherin betonte den Unvereinbarkeitsbeschluss mit der AfD, der weiter gelte und jede Zusammenarbeit ausschließe. „An diesen ist jedes CDU-Mitglied gebunden.“ (kox)