China wird Vorreiter bei Erneuerbaren Energien – und bringt deutsche Unternehmen in Bedrängnis
China investiert massiv in Erneuerbare Energien. Bei der Windkraft ist es Vorreiter – und wird zur Bedrohung für deutsche Firmen. Die Politik soll gegensteuern.
Berlin – Deutschland setzt bei der Energiewende auch auf Offshore-Windparks. Die heimische Industrie hat dabei jedoch mit Konkurrenz aus China zu kämpfen. Denn China baut im eigenen Land massiv aus. Gemeinsam mit Solaranlagen entstehen dort Windkraftanlagen mit einer Leistung von 339 Gigawatt, was 64 Prozent der weltweit im Bau befindlichen Kapazität entspricht, wie aus dem Global Energy Monitor hervorgeht.
Das Risiko für Deutschland: China investiert dabei massiv in klimaneutrale Technologien. Laut dem finnischen Thinktank Centre for Research on Energy and Clean Air haben diese Investitionen mit 40 Prozent einen großen Anteil am Wirtschaftswachstum. Beim Ausbau arbeiten chinesische Unternehmen jedoch mit Überkapazitäten. Damit flutet China den Weltmarkt. So scheint sich zu wiederholen, was bereits bei der Solarindustrie der Fall ist.
China ist Vorreiter bei der Windkraft: Und drängt jetzt auch auf den deutschen Markt
Nur drei der zehn größten Windkraftanlagen-Produzenten kommen inzwischen nicht aus China. Auch in Deutschland zeichnet sich ein Wandel zugunsten chinesischer Windkraftanlagen ab, wo in Offshore-Windparks in Nord- und Ostsee vor allem auf die Unternehmen Siemens Gamesa, Vestas und GE gesetzt wurde.
Nun entsteht vor Borkum ein Windpark mit 16 Anlagen des chinesischen Herstellers Ming Yang. Der Investor beruft sich dabei auf den Zeitdruck, der sich aus den Ausschreibungsregeln ergebe. Doch auch Preise spielen laut FAZ eine Rolle. „Das Ausschreibungsdesign erhöht den Druck auf die Preise“, sagte Holger Matthiesen vom Vermögensverwalter Luxcara, die in erneuerbare Energien investiert – und eben auch in den Windpark vor Borkum.
Auch bei der Windkraft: „Wir werden diese Energiewende nicht ohne China machen können“
Durch den erhöhten Preisdruck bei den Ausschreibungen seien Betreiber der Windparks gezwungen, die Anlagen sehr günstig zu bauen, um ihre Renditeziele zu erreichen, war die Befürchtung. Das wird laut FAZ besonders für Unternehmen zur Herausforderung, die durch die schwache Nachfrage in den vergangenen Jahren gelitten hatten.

China füllt diese Lücke. Durch die Überkapazitäten können chinesische Firmen relativ günstige Preise anbieten. „Wir haben eine neue Realität. Wir werden diese Energiewende nicht ohne China machen können“, sagte Jost Backhaus von der Steelwind Nordenham GmbH der FAZ.
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Deutsche Windkraft-Unternehmen hoffen auf Politik
Die Unternehmen hoffen im Wettbewerb mit China auf die Politik. Eine Möglichkeit ist laut Backhaus die Unterstützung der Finanzierung. Zudem könnte der Staat die Ausschreibungsbedingungen ändern und die Vergabe der Flächen für Offshore-Windanlagen nicht nur vom Erlös abhängig machen, sondern an qualitative Kriterien knüpfen. So würde die Wertschöpfung größtenteils in Europa stattfinden.
„Wir müssen das Versprechen einlösen, dass die Transformation zu wirtschaftlichem Wachstum führt“, sagte Reinhard Lüken, Geschäftsführer des Schiffbau-Verbands VSM. Am Erfolg der deutschen Unternehmen entgegen der Konkurrenz aus China hängt demnach auch eine gesellschaftliche Konsequenz. Er fordert, bei der Umsetzung müsse auf Wertschöpfung in Deutschland zu bauen. „Wenn wir das nicht schaffen, verlieren wir die Unterstützung der Menschen für die Transformation“, sagte Luken der FAZ.
Bundeswirtschaftsministerium will Wachstumsfinanzierung der Windindustrie sicherstellen
Doch auch bei deutschen Anlagen ist ein Problem, dass deren Komponenten zu großen Teilen aus China kommen. Etwa 90 Prozent der in Windkraftanlagen nötigen Permanentmagnete stammen derzeit etwa aus China. Laut dem Bundeswirtschaftsministerium soll bis Anfang 2025 erarbeitet werden, wie Abhängigkeiten verringert werden. Das ist ein Teil eines Maßnahmenpakets für die Windindustrie in Deutschland und Europa, welches das Bundeswirtschaftsministerium und die Industrie erarbeitet haben. Dazu gehört auch die Wachstumsfinanzierung der Industrie durch die staatliche Förderbank KfW.