Es ist ein ganz kleines Haus – das laut Stadtbauamt jedoch große Folgen für die Entwicklung der zu Weilheim gehörigen Dörfer haben könnte. Trotz dieser Warnung hat Weilheims Bauausschuss jetzt einer Art Tiny Haus in Marnbach zugestimmt.
Weilheim – Gerade mal 50 Quadratmeter Fläche soll das „Kleinwohnhaus“ einnehmen, das die Antragsteller gern an der Bachstraße in Marnbach errichten würden: eine Art Tiny Haus vor dem bestehenden Wohnhaus. Es solle „dem Wohnbedarf der Mutter dienen“, hieß es dazu im Bauausschuss des Weilheimer Stadtrates. Deren Räume im bisher gemeinsam bewohnten Haus „stünden dann für die wachsende Familie zur Verfügung“.
Stadtbauamt warnt vor Folgefällen
Der Bebauungsplan „Dorfgebiet Marnbach“ weise auf dem Grundstück aktuell lediglich Baugrenzen für das bestehende Wohnhaus aus, erklärte das Stadtbauamt; weitere Gebäude seien darin nicht vorgesehen. Zugleich setze der Bebauungsplan aus städtebaulichen Gründen fest, dass es maximal drei Wohneinheiten auf dem Grundstück gibt. Dies sei noch nicht ausgeschöpft. Von der Fläche her wäre der geplante Bau möglich, sagte Bauamt-Mitarbeiter Stefan Kirchmayer. Es ergäbe sich jedoch „eine zusätzliche Verdichtung des Dorfgebiets“, die zahlreiche Folgefälle nach sich ziehen könnte – auch in Deutenhausen und Unterhausen, den weiteren dörflichen Ortsteilen Weilheims.
„Wir verändern damit einfach die Dorfgebiete“
„Wir haben nichts gegen dieses Gebäude“, betonte Kirchmayer: Doch mit einem Ja zu dem Vorhaben „laufen wir tatsächlich Gefahr, dass der Sinn und Zweck des Bebauungsplanes, der Erhalt der dörflichen Struktur, konterkariert wird“ – weniger durch diesen Bau selbst als durch zahlreiche Bezugsfälle, die dann nicht mehr abzulehnen wären. „Wir verändern damit einfach die Dorfgebiete“, ergänzte Stadtbaumeisterin Katrin Fischer, „darauf müssen wir als Verwaltung hinweisen“.
Bauausschuss-Mitglieder danken für Warnung - und stimmen dennoch zu
Dieser Hinweis sei wichtig, „und die Veränderung ist uns bewusst“, sagte BfW-Fraktionssprecherin Brigitte Holeczek. Doch das Anliegen der Antragsteller sei berechtigt, „und auf dem Dorf sind es ja oft noch die Familienangehörigen, die da bauen“. Eine „gewisse Steuerung“ sei durch die Begrenzung der Wohneinheiten nach Grundstücksfläche ohnehin gegeben: Je (angefangene) 600 Quadratmeter Fläche ist prinzipiell eine Wohneinheit möglich.
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BfW-Vertreter: „Die Konsequenzen tragen wir im Gremium“
„Dörflich bedeutet eher kleinstrukturiert“, betonte Klaus Gast (CSU), der Ortsreferent des Stadtrates für Deutenhausen und Marnbach. In diesem Sinne halte er Anträge wie den vorliegenden für besser als Hof-Ausbauten mit großen Mehrfamilienhäusern oder Reihenhäusern. Hier handle es sich quasi um „ein Austragshaus im Innenbereich“, so Gast mit Blick auf einen Antrag für den Angerhof in Deutenhausen, der in der gleichen Sitzung befürwortet wurde: Räumlich sei auch das Vorhaben an der Bachstraße „kein Problem“, zumal am Bestandsgebäude selbst keine Ausbaumöglichkeit bestehe. Bei einem Nein zu dem Neubau „müsste man die Frage stellen, ob manche mehr das Recht haben, im Dorf wohnen zu bleiben, als andere“.
Auch die Vertreter von Grünen, SPD und ÖDP sprachen sich im Bauausschuss dafür aus, dieses Vorhaben zu ermöglichen. So stimmte der Ausschuss der Bauanfrage einmütig zu. „Die Konsequenzen tragen wir im Gremium“, fügte Rupert Pentenrieder (BfW) hinzu – „aber ich sehe nicht, dass da so viele Folgefälle kommen“.