Oktoberfest-Umsatz: 1,22 Millionen Euro an einem Tag

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Prost, beinand! Am Nachmittag sitzt eine Gruppe aus Hamburg am Tisch (oben). Abends feiern hier vier Kanadier (l.) ihren Geburtstag. © Cornelia Schramm

Im Paulaner-Zelt fließt das Bier in Strömen. Unsere Reporter haben gezählt, was ein Tisch an einem Tag an Umsatz produziert.

Der rechteckige Biertisch hat die Form eines überdimensionalen Geldscheins. Aber ist dieses Holzbrett wirklich eine Goldgrube? Wie viel Kohle macht der Wirt mit so einem Stück Holz am Tag? Die tz setzte sich unter der Woche von 10 bis 23 Uhr an einen freien Tisch im Mittelschiff des Paulaner-Zelts. Und tischt hier die Rechnung auf.

10.15 Uhr, das Zelt hat gerade aufgemacht. Die US-Soldaten Isaak Martinez, Christina und Victoria Szondy besetzen den dritten Tisch links am Mittelgang. Erste Frage an den Kellner: „Kann man mit Karte bezahlen?“ Kann man nicht. Die drei haben je 100 Euro in Bar dabei. Nach einer Stunde hebt Isaak am Automaten weitere 300 Euro ab. „Ich habe gerne Bares bei mir“, sagt er achselzuckend. 15,40 Euro für eine Mass finden sie nicht teuer. „In Kalifornien würde ein Liter 20 Dollar kosten (17 Euro), sagt Christina. Ihre erste Bilanz um 13 Uhr: drei Helle, fünf Radler, ein Alkoholfreies, drei paar Weißwürste, eine Riesenbrezn und ein Obazda.

1. Umsatz: 198,40 Euro

Umsatz Wiesntisch Paulaner Isaak Martinez, Christina und Victoria Szondy
11 Uhr: Isaak, Christina und Tory (v.l.) stoßen mit der ersten Mass an. © Achim Schmidt

Gegen 13 Uhr verlassen Isaak, Christina und Tory den Tisch. Drei Studenten aus Rom (alle 21) setzen sich hin. Drei Tage wollen sie auf der Wiesn Festa feiern. „Wir haben kein Budget, sondern schauen einfach spontan, wie viel es wird.“, sagt Alexander Maoloni. Er und seine Freunde Gabriele Santoro und Giuseppe Femia trinken je zwei Mass. Gabriele kauft sich eine Käse-Brezn. Um 14.30 Uhr gehen sie raus, um Achterbahn zu fahren.

Jetzt besetzen sechs Kanadier aus Quebec City den Tisch. Die Familie Giguére feiert auf den 60. Geburtstag des Onkels – erstmal mit angezogener Handbremse: Die sechs bestellen sich zusammen nur zwei Mass, schließlich soll es ein langer Tag auf dem Oktoberfest werden. Dann gehen sie. Ihre Nachfolger: ein Italienisches Pärchen und fünf Hamburger. Die Italiener bestellen je eine Mass, die Hamburger genehmigen sich lieber Radler (15,40 Euro) – und ordentlich zu essen. Eine Brasilianerin und ihr Vater setzen sich dazu, teilen sich einen Kaiserschmarrn

Umsatz Wiesntisch Paulaner
Gelb geschmückte Goldgrube: das Mittelschiff des Paulaner-Zelts. © Achim Frank Schmidt

Von den drei Italienern bis zu den beiden Brasilianern gehen elf Mass übern Tisch, dazu drei Radler und ein Alkoholfreies. Gegessen wird: dreimal vegane Currywurst (je 19,90 Euro), eine Gulaschsuppe (13,90 Euro), Käsespätzle (20,50 Euro), ein Rehgulasch (30,90 Euro), ein Kaiserschmarrn (21 Euro) und eine Käsebrezn (5,20 Euro).

2. Umsatz: 382,20 Euro

Um 17 Uhr hat der Tisch erst 580,60 Euro eingebracht – na ja. Doch jetzt füllt sich das Zelt, die Stimmung steigt, ebenso der Bierkonsum. Dafür sorgen jetzt vier Kanadier: Mike Craig, Ted Nielsen, Brad Simpson und Rene Seipt aus Toronto feiern alle 50. Geburtstag in München. Vier Tage Wiesn-Wahnsinn, Geld spielt keine Rolle: Allein die Hotelzimmer kosten 600 Euro die Nacht, sagt Brad. Laut Ted rechnen sie mit 200 Euro für Essen und Trinken. Pro Tag, versteht sich.

 Hier im Bild um 15 Uhr: Kento, Christoph, Mathis, Franka und Tabea.
15 Uhr: Links fünf Freunde aus Hamburg – rechts zwei Italiener. © Achim Frank Schmidt

Den Großteil des Geldes investieren die Kanadier und ihre Tischnachbarn in Bier: Bis Schankschluss um 22.30 Uhr zählen wir 44 Mass, vier Radler und zwei Spezi (je 6,70 Euro). Zu essen gibt‘s nur eine (!) Riesenbreze. Gleichzeitig verkaufen die Bedienungen ab dem Reservierungswechsel um 17 Uhr insgesamt 37 Massn an Personen, die im Gang stehen – und setzen allein damit 569,80 Euro um.

3. Umsatz: 1329,90 Euro. Der Endbetrag beträgt also 1910,50 Euro.

1910,50 Euro – so viel brachten 109 Mass und Essen also an diesem einen Tag ein. Somit generierten die zehn Plätze am Tisch im Schnitt jeder 191 Euro. Auf die 6385 Plätze im Inneren des Paulaner-Festzeltes hochgerechnet, ergibt sich ein Mindestumsatz von ungefähr 1,22 Millionen Euro – an nur einem Tag.

6385 Menschen können im Paulaner-Festzelt sitzen.
6385 Menschen können im Paulaner-Festzelt sitzen. © Achim Frank Schmidt

Die knapp 2000 Plätze im Außenbereich sind da nicht mit eingerechnet. An unserem Zähltag kommt dort eh nicht viel zusammen. Es ist bewölkt, windig und kalt, vormittags und am späten Abend fällt Regen. Die Biergärten sind quasi leer, an den Tischen sitzen nur frierende, schlecht gelaunte Bedienungen. Das große Geld wird heute nur im Zelt gemacht.

Die 1,22 Millionen Euro sind natürlich nur Umsatz. Die Kosten und die Steuern sind da noch nicht abgezogen. Ein stattliches Sümmchen ist es dennoch. Und das Oktoberfest dauert heuer 16 Tage. Das bedeutet: Wirtin Arabella Schörghuber kann bei ihrer letzten Wiesn mit einem geschätzten Mindest-Umsatz von 19,5 Millionen Euro planen.

Rechnet sich, so ein Zelt.

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