Hilfe fürs Kriegsgebiet: Feuerwehren schicken Fahrzeuge und tonnenweise Ausrüstung in die Ukraine

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Verabschieden den Hilfskonvois der Landesfeuerwehren: (v.l.) LFV-Vorsitzender Johann Eitzenberger, Vize-Landrätin Annette Ganssmüller-Maluche, Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, Oleksii Kravets, der Generalkonsulat der Ukraine in München, und Unterföhrings Zweiter Bürgermeister Manuel Prieler. © Dieter Michalek

Ein Hilfskonvoi der bayerischen Feuerwehren hat sich von Unterföhring aus auf den Weg in Richtung Ukraine gemacht. Er liefert Ausrüstung und Fahrzeuge für die Kameraden im Kriegsgebiet.

Atemschutzgeräte, Tragkraftspritzen, Wasserwerfer: 20 Tonnen Ausrüstung und acht Fahrzeuge für die Feuerwehr in der Ukraine. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat den vom Landesfeuerwehrverband (LFV) organisierten Hilfskonvoi in Unterföhring verabschiedet.

„Wie viel? 17?“ ruft Kilian Wimmer in den Pulk der Helfer. Seit dem 3. August landen bayernweit gesammelte Hilfsgüter auf dem Feuerwehrübungsplatz in Unterföhring an. Mit Freiwilligen der Unterföhringer Wehr sorgt Kreisbrandmeister Wimmer seitdem dafür, dass die Hilfsgüter transportgerecht verpackt werden. „20“, schallt es soeben zurück. Damit wären die vom LFV prognostizierten 15 Tonnen sogar übertroffen. Wimmer nickt zufrieden, obwohl ihm die Anstrengung anzusehen ist. Kurz vor dem Termin mit dem Minister ist die letzte Ladung Hilfsgüter in der Birkenhofstraße angelangt. Die Sonne brennt vom Himmel.

Von Polen aus ins Kriegsgebiet

Feuerwehren aus ganz Bayern, Betriebe und Kommunen sind dem Aufruf des LFV gefolgt, für die Kollegen in der kriegsgebeutelten Ukraine zu spenden. Es ist der 5. Hilfskonvoi, der den 900 Kilometer weiten Weg bis Krakau auf sich nimmt. Die polnische Feuerwehr sorgt für den Transport in die Ukraine.

Für LFV-Vorsitzenden Johann Eitzenberger stellt der Konvoi aus insgesamt 19 Fahrzeugen einen Akt der Solidarität dar. Die täglich über den Bildschirm flimmernden Bilder aus dem kriegsversehrten Land erschüttern ihn jedes Mal. Die ukrainische Feuerwehr stünde inmitten des Kriegsgeschehens: „In der Not muss man zusammenhalten!“

Unterföhring: Innenminister Joachim Herrmann verabschiedet Hilfskonvoi vl. Franz Plattner und Julian Hauner mit ihrem LF16
35 Jahre alt und doch ein wertvoller Helfer: Das Löschfahrzeug aus dem Rottal fahren Franz Plattner (l.) und Julian Hauner nach Polen. © Dieter Michalek

Das Löschfahrzeug, das Franz Plattner (61) in Richtung Ukraine steuert, würde hierzulande das ein oder andere Sammler-Herz erfreuen. Tatsächlich hat der 35 Jahre alte Wagen bis Januar seinen Dienst im Rottal verrichtet. Tadellos in Schuss wird der „Ziegler“ von Mercedes in der Ukraine dringend gebraucht. Eine anonyme Spende über 10 000 Euro sorgte dafür, dass der Wagen nicht einfach verkauft wurde. Ein Beleg für die hohe Spendenbereitschaft, findet Plattner. Bei dem anonymen Spender soll es sich sogar um einen Feuerwehrler handeln. Der 61-Jährige lächelt verschwörerisch: „Das habt Ihr aber nicht von mir.“

Zurück nach Bayern geht es für Plattner und Co. im Bus der Staatlichen Feuerwehrschule Geretsried. Uwe Mayer (63) und Christoph Müller (66) von der Wehr aus Bad Aibling und aus Partenkirchen bringen die 16 Chauffeure der acht Fahrzeuge heim, die in der Ukraine bleiben. Gemeinsam habe die beiden 53 Busfahrer-Jahre auf dem Buckel. 13 Stunden bis Krakau – mit Pausen vielleicht 16 – können sie nicht schrecken. „Samstagabend sind wir zurück.“

Sie bringen die Feuerwehrler wieder heim: die Busfahrer Christoph Müller aus Partenkirchen (hinten)und Uwe Mayer aus Bad Aibling.
Bringen die Helfer wieder heim: die Busfahrer Christoph Müller (hinten) und Uwe Mayer. © Dieter Michalek

200 000 Privathäuser zerstört, 2000 Schulen in Trümmern, 3 Millionen Obdachlose. Diese Liste gab Oleksii Kravets dem Konvoi mit auf den Weg. Die Hilfe aus Bayern sei von „unschätzbaren Wert“, sagte der Generalkonsul der Ukraine in München. Nur so sei die Ukraine in der Lage, Stand zu halten.

Minister Herrmann sieht das genauso. „Was in dem Krieg geschieht, all die Verbrechen, dürfen wir nicht hinnehmen.“ Durch die Unterstützung aus Bayern solle die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr in der Ukraine erhöht, der Schutz des Landes und der Bevölkerung gewährleistet werden, sagte Herrmann und versprach: „Wir werden auch in Zukunft mit unserem Engagement nicht nachlassen!“

Reines Glück, dass heute kein Einsatz dazwischenkam. Für den Notfall hatten sie zwar Löschfahrzeug und First Responder bereitgestellt. Sogar an Wasserrettung war gedacht. Kilian Wimmer mag dennoch nicht dran denken: Ein Einsatz hätte sie noch mehr ins Schwitzen gebracht. Da kommt auf einmal der Louis, 15-jähriger Feuerwehrmann und fragt: „Nächstes Jahr wieder?“ Kreisbrandmeister Wimmer verdreht die Augen, sagt aber nichts. Erst mal Durchschnaufen.

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