„Gefahr“, „Putsch“, „Mörder“: Trump verbreitet Lügen in Live-Interview – Musk lässt Tiraden zu
Donald Trump gibt Elon Musk ein Interview auf der Online-Plattform X. Dort kann der Ex-Präsident ungefiltert Hass, Lügen und Rassismus verbreiten.
Washington, D.C. – Donald Trump befindet sich in einer schwierigen Lage. Seine Position als Favorit für die US-Wahl 2024 im November ist ins Wanken geraten, in den aktuellen Umfragen hat Kamala Harris ihn überholt. Ein Interview mit Elon Musk schien da die perfekte Möglichkeit, um seinen stagnierenden Wahlkampf wieder anzukurbeln.
Der Beginn des Gesprächs zwischen Musk und Trump war erst einmal von technischen Schwierigkeiten geprägt. Der Livestream auf der Online-Plattform X startete mit einer erheblichen Verzögerung von etwa 45 Minuten. Die Ursache dafür waren wiederholte technische Ausfälle. Musk behauptete, dass eine massive DDoS-Attacke für die Störungen verantwortlich war. Bei solchen Angriffen werden Websites mit einer Flut von Anfragen bombardiert, um sie zum Absturz zu bringen.
Trump spricht im X-Interview mit Musk über den Attentatsversuch in Butler
Musk interpretierte den Angriff in Pennsylvania als ein Zeichen dafür, dass es „viel Widerstand dagegen gibt, Präsident Trump sprechen zu lassen“. Zu Beginn des Gesprächs, das laut X von mehr als 1,3 Millionen Menschen verfolgt wurde, lobte der Tech-Milliardär den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner für seinen Mut während eines Attentatsversuchs im Juli, bei dem Trump am Ohr von einer Kugel gestreift worden war.
Der Tesla-Chef, der nach diesem Vorfall seine Unterstützung für Trump bekundet hatte, lobte den ehemaligen Präsidenten mehrfach für seine Standhaftigkeit und seinen Mut. Trump kündigte an, im Oktober zu einer Kundgebung an den Ort des Angriffs zurückzukehren. „Es war ein Wunder: Wenn ich meinen Kopf nicht zur Seite gedreht hätte, würde ich jetzt nicht mit Ihnen sprechen, so sehr ich Sie auch mag“, sagte Trump, der sich kurz zuvor erstmals seit langer Zeit wieder bei X zu Wort gemeldet hatte.
Trump äußert sich im Live-Interview mit Musk rassistisch über Migration
In diesem Kontext behauptete Trump auch, dass ihm die illegale Einwanderung das Leben gerettet habe. Er habe sich nämlich gerade zur Seite gedreht, um auf eine Karte zur illegalen Einwanderung zu schauen – weshalb ihn der Schütze verfehlt habe. Für Trump war das eine ideale Gelegenheit, um seine üblichen Ansichten zur Einwanderung zu verbreiten.
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„Elon, was passiert ist, ist unglaublich“, sagte Trump über Menschen, die angeblich ohne Papiere in die USA gelangen. „Sie kommen aus dem Kongo. Vor kurzem sind 22 Menschen aus dem Kongo eingereist. Das sind alles Mörder.“ Und weiter: „Sie holen sie aus den Gefängnissen, schicken sie in die USA und drohen ihnen mit dem Tod, wenn sie zurückkommen.“ Trump ging nicht weiter auf dieses Thema ein und lieferte keine weiteren Details.
Trump warnte auch vor den „gefährlichen Leuten“, die an der Südgrenze zu Mexiko ankämen, um in die USA zu kommen. „Das sind Leute, die wegen Mordes und allerlei anderen Dingen im Gefängnis sitzen, und sie lassen sie in unser Land frei“, sagte Trump. Es sollte jedoch angemerkt werden, dass Untersuchungen keinen Zusammenhang zwischen Einwanderung und höherer Kriminalität ergeben haben.
Donald Trump attackiert Kamala Harris
Trump griff auch Kamala Harris an. Er verspottete Harris wiederholt als „radikale“ Linke, die Kalifornien „zerstört“ habe, als sie Generalstaatsanwältin und später Senatorin des Staates war. Er unterstellte ihr fälschlicherweise, sie wolle Fracking verbieten und der Polizei die Mittel entziehen.
Er äußerte auch seinen Unmut darüber, dass die Vizepräsidentin anstelle von Joe Biden als demokratische Kandidatin für die US-Wahl antreten wird. Er bezeichnete dies als „Putsch“ und behauptete, Harris habe seit Beginn dieser „Täuschung“ kein Interview mehr gegeben. Ihren Vornamen sprach er wiederholt falsch aus.
Donald Trump verbreitet Lügen und Unwahrheiten im Musk-Interview
Was Trump sonst noch so im Interview mit Elon Musk von sich gab:
- Trump behauptete absurderweise, er verwalte die „größte Volkswirtschaft der Welt“, log über seine eigene Bilanz und die Bilanzen von Joe Biden und Kamala Harris und verbreitete Verschwörungsmythen über die Corona-Pandemie, seine Strafverfahren und die Sicherheit der Wahlen.
- Trump lobte autoritäre Politiker wie den russischen Präsidenten Wladimir Putin und den chinesischen Präsidenten Xi Jinping.
- Trump behauptete ohne Beweise, dass des den Ukraine-Krieg nicht gebe, wenn er noch Präsident wäre. Russland sei eine große Streitmacht, schon seit langer Zeit, habe Deutschland und Napoleon besiegt. „Ich kann Ihnen sagen: Ich hätte das verhindern können.“
- Trump würzte seine Kommentare mit Beleidigungen, die sich auch gegen andere Demokraten richteten, darunter gegen den Gouverneur von Illinois, JB Pritzker („ein echter Verlierer“), und den kalifornischen Abgeordneten Adam „Shifty“ Schiff.
- Trump behauptete, die globale Erwärmung sei kein Problem, der Meeresspiegel würde in den nächsten 400 Jahren höchstens um etwa drei Millimeter („ein Achtel Inch“) steigen. Das würde bestenfalls zu mehr „Grundstücken am Meer“ führen.
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Elon Musk steht bei der US-Wahl hinter Donald Trump
Im Grunde war es ein Gespräch unter Freunden. Musk und Trump überschütteten sich mit Lob und Bewunderung. Trump, der Elektroautos kritisiert, nannte Musks Teslas „unglaublich“. Musk nickte unterdessen zustimmend und stimmte Trump zu, dass es falsch sei, die Öl- und Gasindustrie zu „verteufeln“. Zum Schluss machte Musk noch einmal deutlich, dass er Trump voll und ganz unterstütze. Trump sei „auf dem richtigen Weg“. (cs)