Jogger rettet neun Welpen – Hundebabys in T-Shirt eingewickelt
Unbekannte haben neun Hundebabys ausgesetzt. Ein Jogger aus Kassel rettete die Welpen. Sie wären wohl qualvoll gestorben.
Vellmar/Kassel – Einem Jogger aus Kassel ist es zu verdanken, dass in der Nacht zum Mittwoch neun ausgesetzte Hundebabys im Ahnepark in Vellmar (Kreis Kassel) gerettet werden konnten. Nach Angaben von Polizeisprecherin Ulrike Schaake war der 35-jährige Mann gegen 1.45 Uhr in dem Park unterwegs, als er ein Wimmern im Bereich von mehreren Bänken vernommen habe.
Im ersten Augenblick sei es ihm schon peinlich gewesen, mit nacktem Oberkörper vor dem Polizeirevier in Vellmar zu stehen, sagt der 35-jährige Tamer B. aus Kassel. Aber nachdem er den Beamten die Umstände erklärt hatte, hätten diese Verständnis für sein Auftreten gehabt. Tamer B. hat in der Nacht zum Mittwoch sein T-Shirt ausgezogen, um darin neun Hundebabys einzuwickeln. Die hatte der Mann, der in der Gastronomie arbeitet, zuvor beim Joggen im Ahnepark in Vellmar gefunden.
Nach Angaben von Polizeisprecherin Ulrike Schaake war der 35-Jährige gegen 1.45 Uhr in dem Park unterwegs gewesen, als er ein Wimmern im Bereich von mehreren Bänken vernommen habe. Er habe sich dazu entschieden, nachts joggen zu gehen, weil es ihm tagsüber zu heiß gewesen sei.
Hundewelpen gerettet – Tiere erst wenige Tage alt
„Ich habe erst gedacht, dass da kleine Katzen quieken“, sagt Tamer B. Nachdem er die Geräusche vernommen hatte, suchte er mit seiner Stirnlampe alles ab. Nach und nach habe er die neun Welpen entdeckt, sagt B. Die hätten verstreut auf der Rasenfläche gelegen. Dann habe er Ausschau nach einer Hündin gehalten. Aber vergeblich. „Die wäre ja nicht von ihren Welpen weggegangen“, so der 35-Jährige, dessen Vater früher Hunde hatte.
Da weit und breit keine Hündin und auch kein Hundehalter gewesen seien, habe er sein T-Shirt ausgezogen und darin die Tiere eingewickelt, um sie warm zu halten. Etwas anderes habe er zum Einwickeln nicht dabei gehabt. Anschließend brachte er die Welpen zur Polizei. Mit nacktem Oberkörper.
Dort legten die Polizisten die Welpen, die noch nicht die Augen selbstständig öffnen konnten, in eine mit Wolldecken drapierte Hundebox und fuhren sie im Streifenwagen mit Alarm in die Tierklinik nach Kaufungen, so die Polizeisprecherin.
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Dort seien die Hundebabys umgehend versorgt worden. Nach Einschätzung der Tierfachangestellten seien die Welpen erst wenige Tage alt. Die Rasse der Hunde konnte aufgrund des jungen Alters noch nicht bestimmt werden. Nach derzeitigem Ermittlungsstand wären wohl alle Hundewelpen ohne das schnelle Handeln von Bilin und den sofortigen Transport in die Klinik qualvoll gestorben. Ein Hundebaby schaffte es allerdings nicht. Es starb am Mittwoch in der Tierklinik, so die Polizeisprecherin. Tamer B. hofft, dass die anderen acht Welpen überleben und ein neues Zuhause finden.
„Die Hunde müssen jetzt erst mal aufgepäppelt werden“
Ulrike Schaake berichtet, dass es am Mittwoch bereits ganz viele Anfragen bei der Polizei gegeben habe – von Menschen, die Interesse an den ausgesetzten Welpen haben. „Die Hunde müssen jetzt erst mal aufgepäppelt werden, dann sehen wir weiter“, so Schaake.
Da aufgrund der Gesamtumstände alles dafür spreche, dass die Hunde im Ahnepark ausgesetzt worden sind, brachten die Polizisten eine Anzeige wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz gegen bislang unbekannte Täter auf den Weg. Dafür drohen den Tätern eine Geldstrafe oder bis zu drei Jahre Haft. Woher die Welpen stammen und wann sie genau ausgesetzt wurden, ist bislang noch ungeklärt.
Karsten Plücker, Leiter des Kasseler Tierheims Wau-Mau-Insel, geht aufgrund seiner langjährigen Erfahrung davon aus, dass die Welpen ausgesetzt worden sind, weil der Halter der Hündin vermutlich psychische Probleme habe. Vielleicht sei er von dem Wurf überrascht worden. Normalerweise setzten Menschen keine Welpen aus, da sie mit ihnen noch Geld verdienen könnten.
Nach Angaben von Plücker ist das Phänomen, dass Tiere zu Ferienbeginn oder nach Weihnachten ausgesetzt werden, rückläufig. Nichtsdestotrotz seien alle Tierheime in Deutschland am Limit. Das liege daran, so Plücker, dass sich die Zahl der Hunde und Katzen in Deutschland innerhalb der letzten 15 Jahre verdoppelt habe. Aber die Anzahl der Tierheime habe sich nicht verdoppelt.
Warnung vor unseriösen Händlern nach Welpen-Rettung in Nordhessen
Die Tiere würden oft von den „verkehrten Leuten“ angeschafft, die sie später wieder abgeben würden, so Plücker. Aus finanziellen und zeitlichen Gründen oder weil die Menschen „vom Kopf her“ nicht geeignet seien, mit den Tieren umzugehen.
Ein großes Problem stellten in diesem Zusammenhang unseriöse Händler und unseriöse Tierschutzvereine aus dem europäischen Ausland dar, die Tiere nach Deutschland vermittelten. Wenn es mit den Hunden und Katzen dann nicht funktioniere, würden diese in deutschen Tierheimen abgegeben, weil der Händler oder Verein sie nicht zurücknehmen würde.
Hinweise: Wer am Dienstagabend im Ahnepark Beobachtungen gemacht hat oder Hinweise in dem Fall geben kann, wird gebeten, sich unter Tel. 0561/9100 bei der Polizei zu melden. (use)
Ein 43-Jähriger muss sich wegen 15-fachen gewerbsmäßigen Einbruchsdiebstahls verantworten. Die Verhandlung findet am Landgericht Kassel statt.
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