Bundesweiter Eis-Rückruf: Verzehr von beliebtem Kinder-Produkt kann Erbrechen und Durchfall auslösen

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Slush-Ice-Produkte
Diese Slush-Ice-Produkte sind von einem Rückruf betroffen. © Manchester Drinks Company

Für gleich mehrere Produkte muss ein Unternehmen einen Rückruf starten. Das Eis steht gerade bei Kindern hoch im Kurs. Experten warnen aber schon lange.

München – Die Manchester Drinks Company hat einen umfangreichen Rückruf für beliebte Slush-Ice-Produkte eingeleitet. Betroffen sind verschiedene Slushy-Limonaden im Quetschbeutel, die über Filialen der Einzelhandelskette Action verkauft wurden. Der Grund: Erhöhte Glycerinwerte, die gesundheitliche Risiken besonders für Kinder bergen.

Grundsätzlich ist Glycerin innerhalb der EU als Lebensmittelzusatzstoff E 422 für diese Art von Getränken zugelassen. Es verhindert, dass Slush-Eis komplett gefriert. Doch das Bundesinstitut für Risikobewertung warnte bereits in einer Stellungnahme vom 18. Februar 2025, dass „Glycerin in Slush-Ice-Getränken unerwünschte gesundheitliche Wirkungen hervorrufen kann“.

Diese Eis-Slushies sind vom Rückruf bei Action betroffen

Die zurückgerufenen Produkte wurden laut Mitteilung, die unter anderem über das Portal produktwarnung.eu verbreitet wurde, in verschiedenen Geschmacksrichtungen angeboten. Sogenannte Slushies erfreuen sich gerade bei Kindern großer Beliebtheit. Viele Eltern geben ihrem Nachwuchs das Trinkeis als Süßigkeit für zwischendurch – auf folgende Produkte sollten sie wegen des Rückrufs vorerst verzichten:

  • Produktname: Slush Puppie Limonade 250 ml
  • Geschmacksrichtungen: Blue Raspberry, Strawberry, Mango
  • Action Artikelnummer: 3205879
  • Verkaufszeitraum: ab Kalenderwoche 13, 2024
  • EAN-Code: 5060193935485, 5060193935522, 5060193937991
  • Hersteller-Code: SPBR250, SPSTRAW250
  • Produktname: Toxic Waste Sour Slushy 250 ml
  • Geschmacksrichtungen: Blue Raspberry, Lemon & Lime, Apple
  • Action Artikelnummer: 3208609
  • Verkaufszeitraum: ab Kalenderwoche 22, 2024
  • EAN-Code: 5060193938806, 5060193938783, 5060193938769
  • Hersteller-Code: TWBR250, TWL&L250

BfR warnt vor therapeutischer Wirkung bei Kindern – „Senkung eines erhöhten Hirndrucks“

Das BfR betonte, Hersteller könnten die Menge an Glycerin in Lebensmitteln je nach Bedarf bestimmen, da es keine festgelegte Höchstmenge gebe. „Für die Bewertung gesundheitlicher Risiken in der vorliegenden Stellungnahme wurde eine Dosis von 250 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht herangezogen. Das ist die geringste Dosis, bei der ein therapeutischer Effekt gezeigt wurde (Senkung eines erhöhten Hirndrucks)“, hieß es weiter.

„Die Beurteilung der gemessenen Glycerin-Konzentrationen in insgesamt 62 Slush-Ice-Proben ergab, dass jüngere Kinder bereits bei Verzehrmengen unterhalb von 200 Milliliter Glycerin-Mengen aufnehmen können, die der therapeutisch wirksamen Dosis entsprechen oder sie überschreiten. Aus Sicht des BfR bestehen gesundheitliche Bedenken, wenn der Konsum eines Slush-Ice-Getränks zu einer Aufnahmemenge führt, die der therapeutisch wirksamen Dosis entspricht oder diese überschreitet“, so das BfR. Indes wurde kürzlich auch eine Schokolade bei Rewe aus dem Verkehr gezogen.

Rückruf: Schwere Nebenwirkungen durch Glycerin dokumentiert – hohe Dunkelziffer befürchtet

In wissenschaftlichen Studien zur Wirksamkeit und zum Stoffwechsel von Glycerin wurden mehrere Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Benommenheit festgestellt. Auch zwei Abfragen bei den deutschen Giftinformationszentren aus dem Jahr 2024 machten einen Fall publik, der möglicherweise unerwünschte Symptome mit der Wirkung von Glycerin in Slush-Ice in Zusammenhang bringt.

Weltweit sind zwei weitere Fälle aus den Jahren 2021 und 2022 bekannt. Hier mussten Kinder, die ein Slush-Ice gegessen hatten, anschließend im Krankenhaus behandelt werden. Da aber nicht immer der Slush-Eis-Verzehr mit auftretenden Symptomen wie Übelkeit, Durchfall und Kopfschmerzen in Verbindung gebracht wird, kann es laut Einschätzung des BfR eine hohe Dunkelziffer geben. „Das könnte zu einer Unterschätzung des gesundheitlichen Risikos führen“, warnte das Bundesinstitut.

Der aktuelle Rückruf erinnert an ähnliche Fälle aus der Vergangenheit, bei denen Süßigkeiten für Kinder wegen gesundheitsschädlicher Inhaltsstoffe vom Markt genommen werden mussten. Bereits 2017 warnte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) vor übermäßigem Glycerinkonsum von Kindern. Experten fordern seit Jahren strengere Grenzwerte für Zusatzstoffe in Kinderprodukten, da der Stoffwechsel von Kindern empfindlicher auf solche Substanzen reagiert als der von Erwachsenen. Unterdessen wurde auch bei einem Fisch-Rückruf vor erheblichen gesundheitlichen Folgen gewarnt. (kh)

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