Trump-Attentat: Massive Kritik am Secret Service

  1. Startseite
  2. Politik

KommentareDrucken

Nach dem Attentat auf Trump steht der Secret Service unter Beschuss. Vor allem das Verhalten nach dem ersten Schuss sorgt für Empörung.

Washington, D.C. – Die Erschütterung über das Attentat auf Donald Trump ist in den USA noch immer spürbar. Die Frage, wie ein solcher Anschlag möglich war, beschäftigt die Menschen seit Tagen. Besonders im Fokus der Kritik steht der Secret Service, die Behörde, die für den Schutz der Präsidenten, ehemaligen Präsidenten und Präsidentschaftskandidaten verantwortlich ist und dem Heimatschutzministerium untersteht.

Zu Beginn richtete sich die Aufmerksamkeit auf das Versäumnis des Secret Service, das Dach bei einer Republikaner-Kundgebung wenige Monate vor der US-Wahl 2024 zu sichern, auf dem der Schütze Position bezogen hatte. Doch es gibt einen weiteren Kritikpunkt, den viele Experten anführen: das Verhalten des Secret Service, nachdem eine Kugel Trump leicht am Ohr getroffen hatte. Es wird behauptet, dass die Sicherheitskräfte mit ihrem Verhalten nach dem ersten Schuss gegen die grundlegendsten Protokolle verstoßen und Trumps Leben unnötig in Gefahr gebracht haben.

Donald Trump im Ort Butler
Der Secret Service umringt Donald Trump im Moment des Attentats bei einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania. © Gene J. Puskar/AP/dpa

Secret Service steht nach Attentat auf Trump in der Kritik

Die Kritik am Secret Service nach dem Attentat auf Donald Trump ist massiv. Insbesondere wurde gegenüber NBC News bemängelt, dass der Secret Service Trump nicht ausreichend geschützt und ihn zu spät von der Bühne in Sicherheit gebracht habe. „Sie blieben über eine Minute lang auf der Bühne“, äußerte Richard Aitch, ein britischer Experte für Personenschutz und ehemaliges Mitglied der Royal Military Police. „Was um Himmels willen haben sie getan? Es war schockierend.“

Was um Himmels willen haben sie getan? Es war schockierend.

Die Sicherheitskräfte hätten zwar versucht, Trump mit ihren Körpern zu schützen, gegen Gewehrkugeln sei dies jedoch wirkungslos. „Sobald man weiß, dass man unter Beschuss kommt, packt man den Boss, wirft ihn in ein Auto und verschwindet so schnell wie möglich mit maximaler Aggressivität“, fügte Aitch hinzu.

Secret Service lässt Trump nach dem Attentat gewähren

Tatsächlich ließ der Secret Service Trump gewähren. Das Team unternahm keinen Versuch, den ehemaligen Präsidenten zum Weitergehen zu drängen, als dieser darum bat, seine Schuhe anziehen zu dürfen. Und dann hielt Trump plötzlich erneut inne, um seine Faust in die Luft zu recken. Erst danach bewegte sich die Gruppe zu einer wartenden Limousine. Die Kritik lautet, dass ein zweiter Schütze bei der Kundgebung vor Ort Trump hätte erschießen können.

„Wenn eine Schutzperson angegriffen wird, bringt man sie weg, selbst wenn das bedeutet, dass man sie buchstäblich von den Füßen reißt“, sagte ein ehemaliger Agent gegenüber NBC News. „Egal, was sie sagen, egal, wie verletzt sie sind, man bringt sie weg.“ Jede Sekunde zähle. „Man tut, was immer nötig ist – es gibt keine Diskussionen, keine Pausen, kein Warten. Es spielt keine Rolle, was die Schutzperson sagt oder will.“

Trump pflegt gutes Verhältnis zu Sicherheitskräften des Secret Service

Aber was könnte der Grund für das Verhalten des Secret Service gewesen sein? Trump sei sehr kumpelhaft mit seinem Sicherheitsteam, sagte ein ehemaliger Polizeibeamter. „Viele von ihnen sind ideologisch auf seiner Seite. Sie machen kein Geheimnis daraus – sie stimmen im Grunde mit Trump und seiner Weltanschauung überein.“ Deshalb seien sie gewohnt, seinen Wünschen und Befehlen nachzugeben.

Die Verbindung zwischen Donald Trump und seinem Sicherheitsteam scheint in der Tat sehr eng zu sein. Dies wurde von Trumps Sohn Eric Trump in einem Interview mit MSNBC noch einmal deutlich gemacht: „Ich kenne all diese Leute auf der Bühne und sie sind die großartigsten Menschen überhaupt“, sagte er. „Ich kenne sie sehr genau. Ich kenne ihre Familien.“

Secret Service sichert nach Trump-Attentat Kooperation bei Untersuchung zu

Nach dem Attentat auf Donald Trump hat der Secret Service seine Kooperation zugesichert. Ihre Behörde sei sich der Bedeutung der von Präsident Joe Biden angeordneten Überprüfung bewusst und werde sich „voll daran beteiligen“, erklärte die Direktorin des Sicherheitsdienstes, Kimberly Cheatle, der Nachrichtenagentur AFP zufolge.

Der Secret Service arbeite mit den Beteiligten auf allen Ebenen zusammen, „um zu verstehen, was passiert ist, wie es passiert ist und wie wir verhindern können, dass sich ein solcher Vorfall jemals wieder ereignet“, so Cheatle. Die Untersuchung soll Aufschluss darüber geben, ob die Sicherheitsvorkehrungen angemessen waren und wo es möglicherweise Versäumnisse gegeben hat.

Trump oder Biden? Es wird spannend im US-Wahlkampf

Seien Sie bestens informiert mit unserem kostenlosen US-Wahl-Newsletter. Beiträge unserer renommierten Partner, wie der Washington Post, liefern Ihnen die US-Perspektive. Übersetzt in deutscher Sprache. Hier geht’s zum Abo des US-Wahl-Kompakt-Newsletters.

Biden lässt Verhalten von Secret Service bei Trump-Attentat untersuchen

Der Secret Service steht unter wachsendem Druck zu erklären, wie der Schütze bei der Veranstaltung in Butler im US-Bundesstaat Pennsylvania auf einem Dach in rund 150 Metern Entfernung zu einem der am stärksten geschützten Politiker der Welt in Stellung gehen konnte.

Nach dem Attentat tauchten Telefonmitschnitte auf, in denen Menschen versuchten, die Sicherheitskräfte vor dem Schützen zu warnen. Die Zeitung Washington Post berichtete nach der Auswertung von Videos vom Tatort, dass die Schüsse auf Trump 86 Sekunden nach den ersten hörbaren Warnungen an die Polizei gefallen waren. Neben dem mutmaßlichen Schützen wurde auch der 50-jährige Feuerwehrmann und Familienvater Corey Comperatore getötet. Zwei weitere Männer im Publikum wurden schwer verletzt. (cs)

Auch interessant

Kommentare