Schlimme Reaktionen auf Angriff: Russen feiern offenbar Kinderkrankenhaus-Attacke in sozialen Medien
Der russische Angriff auf das Kinderkrankenhaus in Kiew löste weltweit Entsetzen aus. In russischen Telegram-Chats fallen die Reaktionen anders aus.
Kiew/Moskau – Die Bilder der russischen Angriffe auf Kiew gehen um die Welt. Bei den Luftangriffen Russlands auf ukrainische Städte am Montag (9. Juli) sind landesweit mehr als 40 Menschen getötet und weit über 100 verletzt worden. Besonders der Angriff auf das Kinderkrankenhaus Ochmatdyt in der ukrainischen Hauptstadt löste Fassungslosigkeit aus.
Während die internationale Gemeinschaft Russland für den Angriff scharf kritisiert und verurteilt, greift Russland auf Desinformation zurück. Der Kremlsprecher Dmitri Peskow behauptete im russischen Staatsfernsehen, dass eine ukrainische Luftabwehrrakete in das Krankenhaus eingeschlagen sei. Auf Social-Media-Plattformen kursieren infolgedessen Spekulationen über die mutmaßlichen Hintergründe der Tat. Auf Telegram äußerten User in russischen Chats neben Mutmaßungen auch üble Reaktionen auf den Angriff.
Üble Reaktionen auf russischen Angriff: User deutet in Telegram Chat „Double-Tap-Angriff“ an
Ein User schrieb: „Evakuierte Mütter mit kranken Kindern aus dem Okhmatdyt-Krankenhaus, wo eine abgeschossene Rakete in den Hof fiel. Bin ich der Einzige, der glaubt, dass die Kinzhal-Rakete erneut zuschlagen wird?“ Damit deute der User einen sogenannten Double-Tap-Angriff auf das Krankenhaus an, schreibt Kyiv Post. Also einen zweiten Angriff auf Rettungskräfte, Helfer und die evakuierten Menschen aus dem Krankenhaus.

„Das ist für Belgorod“, schreibt ein anderer User in einem Chat. Belgorod ist eine weitgehend entvölkerte russische Stadt, etwa fünf Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt. Das Grenzgebiet Belgorod dient den Truppen des russischen Präsidenten Wladimir Putin als Aufmarschgebiet und Logistikstützpunkt. Seit Mai 2024 beschießt die Ukraine das Gebiet Belgorod intensiver. Ein weiterer User schrieb in den Chat: „Oh, das Vieh weint, in Belgorod war es genauso.“
Putins Angriff auf Kinderkrankenhaus in Kiew: UN-Vertreterin spricht von Kriegsverbrechen
Am Dienstagabend wurden in der ukrainischen Hauptstadt die Such- und Rettungsaktionen am Ort des russischen Raketenangriffs auf das Okhmatdyt-Krankenhaus abgeschlossen. Das berichtete Kyiv Independent unter Berufung auf Angaben des ukrainischen Innenministers Ihor Klymenko.
Bei dem Angriff auf die medizinische Einrichtung kamen zwei Menschen, darunter ein Arzt, ums Leben und 32 weitere wurden verletzt. Mitglieder des UN-Sicherheitsrates zeigten sich schockiert über Russlands Vorgehen im Ukraine-Krieg. „Vorsätzliche Angriffe auf ein geschütztes Krankenhaus sind ein Kriegsverbrechen“, sagte die stellvertretende UN-Generalsekretärin für humanitäre Angelegenheiten, Joyce Msuya.
Schlimme Kommentare in russischem Telegram Chat: „Mit Liebe an die Kiewer Kinder für Sewastopol“
Umso beunruhigender erscheinen die Reaktionen auf den Angriff in dem russischen Telegram Chat. Ein User schrieb über den Angriff: „Gut, ich frage mich, wie viele Hohols dort gestorben sind?“, fragt ein anderer. Der Begriff „Hohol“ ist eine äußerst abwertende russische Bezeichnung für Ukrainerinnen und Ukrainer.
„Mit Liebe an die Kiewer Kinder für Sewastopol“, lautete ein weiterer Kommentar in dem Chat zu dem grausamen Angriff auf das Kinderkrankenhaus. Der Kommentar ist mit Kuss-Emojis versehen. Der User bezog sich dabei auf ukrainische Angriffe auf die Stadt Sewastopol auf der von Russland annektierten Krim. In dem Beschuss von Kindern in Kiew sieht der User scheinbar die Antwort auf Angriffe auf die besetzte Stadt.
Russische Desinformations-Kampagne nach Angriff auf Kiew – Selenskyj zeigt sich bestürzt
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj reagierte am Montag bestürzt auf die Meldung über den Angriff auf das Krankenhaus. In Kiew wurde der Dienstag (9. Juli) zu einem Trauertag erklärt. Über die russische Behauptung, eine ukrainische Luftabwehrrakete soll angeblich das Krankenhaus getroffen haben, sagte Selenskyj: „Was für ein Zynismus, den die Mistkerle im Kreml an den Tag legen.“
Videoaufnahmen der Attacke und Veröffentlichungen ukrainischer Sicherheitsbehörden liefern ebenso sehr klare Indizien über den Angriff. Ein russischer Marschflugkörper vom Typ Ch-101 war wohl in das Krankenhaus eingeschlagen. (pav)