Jeden Dienstag vermitteln Ehrenamtliche im Sprachcafé Geflüchteten Deutschkenntnisse. Weitere „Lehrer“ sind gerne gesehen. Dafür wird nun eine Schulung angeboten.
Bad Tölz – „Kennst Du meinen Vornamen?“, fragt Inge Mair. „Ja, ich kenne Deinen Vornamen. Du heißt Inge“, antwortet ihr Gegenüber nach kurzem Überlegen, wie die richtigen deutschen Wörter lauten. So geht es reihum, bis jeder ein Namensschild vor sich stehen hat. Es ist der Beginn des Sprachcafés, das jeden Dienstagvormittag im BRK-Mehrgenerationenhaus stattfindet. Neue Ehrenamtliche, die Menschen mit Migrationshintergrund Deutschkenntnisse vermitteln wollen, sind gerne gesehen.
Man muss offen sein für andere Kulturen und Liebe zur eigenen Sprache haben
Schon seit über zehn Jahren vermittelt Inge Mair Geflüchteten Deutschkenntnisse. Für ihr langjähriges ehrenamtliche Engagement wurde sie im vergangenen Jahr mit der Isar-Loisach-Medaille ausgezeichnet. Mair ist pensionierte Grund- und Mittelschullehrerin. Auch ihre Mitstreiterin Irma Walter unterrichtete früher. „Aber bei uns ist nicht jeder Lehrer“, sagt Mair. Eine Ehrenamtliche komme beispielsweise aus der Altenpflege. Mitbringen sollte man aber schon eine gewisse „Liebe zur eigenen Sprache“, sagt Mair. „Und man muss offen sein für Menschen und andere Kulturen.“
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Doris Wellhausen engagiert sich seit über zwei Jahren im Sprachcafé. „Ich wollte was Sinnvolles machen“, sagt die ehemalige Übersetzerin. Die Aufgabe, Geflüchteten Deutschkenntnisse zu vermitteln, empfindet sie als „sehr interessant. Die Leute, die hierherkommen, sind willens und bemüht, hier Fuß zu fassen.“
Sprachcafé hilft, alltägliche Situationen zu meistern
Im Sprachcafé geht es um Praxisnahes, darum, Situationen im täglichen Leben zu meistern. Mair verteilt Kärtchen mit Bildern darauf. Jeder muss sagen, was sein Foto zeigt. „Ich habe fünf Zitronen bekommen“, sagt ein Mann. Nur das „bekommen“ geht nicht so leicht über die Lippen. Andere Bilder zeigen Bananen, Joghurtbecher, Orangen oder ein Paar Schuhe. „Was passt nicht dazu?“, fragt Mair. Natürlich: die Schuhe, die sind kein Lebensmittel, erkennen die Sprachschüler ganz richtig. Danach wird Einkaufen geübt. Jeder bekommt einen Einkaufszettel und muss bei verschiedenen Verkäufern – sie werden von den Ehrenamtlichen gespielt – nachfragen, ob er dieses oder jenes im Angebot hat. Wer seinen Zettel als erstes abgearbeitet hat, hat gewonnen.
Die Teilnehmer kommen aus aller Herren Länder: aus der Ukraine, der Türkei, Syrien, Afghanistan oder dem Iran. „Das Niveau ist wahnsinnig unterschiedlich“, sagt Irma Walter. „Unser Problem ist auch, dass immer wieder neue Teilnehmer dazukommen und die Gruppe dann immer wieder bei null anfangen müsste“, ergänzt Tanja Leidl, Leiterin des Mehrgenerationenhauses. Gelöst wird das künftig durch eine weitere Gruppe, in der mittwochs nun die absoluten Anfänger unterrichtet werden.
Schulung am 25. Juli
Sieben ehrenamtliche Lehrende gibt es derzeit im Sprachcafé. Weitere wären willkommen. Wer sich mit dem Thema näher beschäftigen möchte, kann am Freitag, 25. Juli, von 15 bis 18 Uhr an einem Workshop teilnehmen. Eine Expertin von „Lehren-Lernen-Helfen“ kommt ins Mehrgenerationenhaus. Gedacht ist die Schulung für Ehrenamtliche aus dem ganzen Landkreis, die bereits Deutschkurse für Menschen mit Migrationshintergrund geben und für Ehrenamtliche, die gerne Deutsch unterrichten würden und sich dazu informieren möchten. Wer Interesse hat, kann sich im Mehrgenerationenhaus unter der Telefonnummer 0 80 41/7 93 35 88 anmelden.