Kommentar zur Blockade eines Kemptener Medienzentrums

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Das Grundgesetz garantiert allen Medien die Freiheit, ihre Meinung zu sagen und über das zu berichten, was sie wollen. © Lajos Fischer

Kempten/Allgäu – Mehrere hundert Demonstranten versperrten in der Nacht von Sonntag auf Montag eine Stunde lang die Zu- und Ausfahrt eines Medienzentrums in der Heisinger Straße in Kempten, um ihre Unzufriedenheit mit der Berichterstattung in den Medien allgemein auszudrücken. Um zu deeskalieren, lud die Polizei am Montag zu einem Treffen, bei dem auch die Staatsanwaltschaft und Versammlungsbehörden am Tisch saßen. Wie die Beamten in einer Mitteilung schreiben, sei die Blockade nicht akzeptabel und mit der Demokratie nicht zu vereinbaren.

Die Teilnehmer des Protestes am Medienzentrum haben mit den „Klimaklebern“ mehr gemeinsam, als es auf den ersten Blick zu sein scheint: 1. Ihre Forderungen sind im Kern berechtigt. 2. Beide Gruppierungen haben Existenzängste, die einen wegen der Zukunft des Planeten, die anderen um das eigene wirtschaftliche Überleben. 3. Sie haben den Eindruck, von der Politik und den Medien nicht ausreichend gehört zu werden. 4. Um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen, nehmen sie Gesetzesüberschreitungen und die damit verbundenen Strafen in Kauf.

In einem Punkt sind sie jedoch grundverschieden: Die Aktionen der „Klimakleber“ sorgen für viel Ärger unter den Autofahrern, Pendlern und für Kopfschütteln in der Bevölkerung. Was jedoch in der Nacht von Sonntag auf Montag –gewollt oder ungewollt – in Kempten passierte, ist ein Angriff auf die im Grundgesetz verankerte Pressefreiheit, auf einen der wichtigsten Grundpfeiler unserer Demokratie. Hier muss der Staat sofort mit größter Entschlossenheit Stopp sagen!

Die Berichterstattung der Medien darf man kritisieren, aber die eigene Sichtweise mit Druck von der Straße zu erzwingen, ist eine inakzeptable Grenzüberschreitung. Unsere Solidarität gilt allen Kolleginnen und Kollegen, die davon betroffen sind. Journalisten, gerade in der Lokalpresse, sind für Gespräche immer offen. Die Redaktion des Kreisboten freut sich auf jede Kontaktaufnahme.

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