„Keinen Quadratzentimeter für Radweg“: Bau scheitert wie so oft am Grunderwerb

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Nicht viel Platz ist neben der Kreisstraße Töl5, die als Abkürzer zwischen Bad Heilbrunn und Penzberg dient. © arp/Münchner Merkur

Ein Radweg zwischen Bad Heilbrunn und Penzberg ist ein alter Wunsch. Doch bei dem Projekt geht einfach nichts voran. Es scheitert – wie so oft – an Grundstücksverhandlungen.

Bad Heilbrunn – Seit Thomas Gründl vor 16 Jahren zum Bürgermeister gewählt worden ist, versucht er, den Radweg zwischen Bad Heilbrunn und Penzberg voranzutreiben – und ist noch keinen Schritt vorwärtsgekommen. Nach Lage der Dinge wird sich daran auch nichts ändern, selbst wenn er noch ein paar Amtszeiten dranhängen sollte. Wie so oft scheitert alles am Grunderwerb.

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Wie berichtet, war der Radweg in der jüngsten Gemeinderatssitzung wieder mal Thema. Einige Räte mutmaßten, dass ein denkmalgeschützte Getreidestadl, der mitten auf der möglichen Trasse steht, der Grund für die Bauverzögerung sein könnte. Sie forderten, dass der Stadl versetzt wird.

Getreidekasten ist eigentlich kein großes Hindernis

Gegen diese Einschätzung wehrt sich Eigentümer Johann Frech: „Der Getreidekasten wird immer als großes Hindernis dargestellt – aber das stimmt gar nicht.“ Der Grund für die Verzögerungen beim Radwegbau seien vielmehr gescheiterte Grundstücksverhandlungen.

Dies bestätigt Martin Herda, Abteilungsleiter im Staatlichen Bauamt Weilheim. Im Normalfall müssten beim Bau eines Radwegs viele private Eigentümer positiv gestimmt werden. „Aber bei uns in der Region ist es grundsätzlich so, dass die Eigentümer lieber Grundstücke tauschen als, dass sie sich auszahlen lassen.“ Geeignete Tausch-Grundstücke gebe es im Normalfall allerdings nicht. „Das bringt uns in die Bredouille“, sagt Herda. „Wir können mit dem Kaufpreis nicht ins Exorbitante gehen.“

Eigentümer möchte Grund für einen Radweg nicht hergeben

An der Kreisstraße nahe Langau sei die Situation besonders diffizil: „Da gehört einem Eigentümer auf beiden Seiten der Straße Grund. Erst vor einem halben Jahr hat er uns gegenüber mündlich geäußert, dass er für einen Radweg niemals einen Quadratzentimeter Grund hergeben wird.“ Herda fragt: „Was will man dann machen?“ Die Rechtslage habe sich in den vergangenen 100 Jahren komplett gedreht: „Als die Reichs-Autobahnen gebaut wurden, hat Privateigentum so gut wie nichts bedeutet. Da sind die Leute einfach umgesiedelt worden. Heute ist Eigentum ein hohes Gut.“

Für ein Planfeststellungsverfahren fehlt das Personal

Seit zwei bis drei Jahren gebe es zwar die Möglichkeit, ein sogenanntes Planfeststellungsverfahren einzuleiten, das in letzter Konsequenz zu einer Enteignung führen könnte. Dies sei jedoch nur theoretisch eine Option. Die Planfeststellungsbehörde sei an der Regierung von Oberbayern angesiedelt und personell „nicht so gut aufgestellt“. Der Radweg durch Langau müsste mit Projekten wie dem Ausbau der A8 und der Tölzer Nordumfahrung konkurrieren: „Es ist klar, dass da der Radweg nicht die erste Geige spielt.“ Damit ein Planfeststellungsverfahren erfolgreich endet, müsse man zudem nachweisen, dass das öffentliche Interesse gegenüber dem privaten Interesse deutlich überwiegt: „Das ist bei einem Radweg nicht so einfach wie bei einer total überlasteten A8.“ Erschwerend kommt hinzu, dass nördlich der Kreisstraße die Loisach fließt, und diese Fläche naturschutzrechtlich relevant ist.

Kreisstraße als Einbahnstraße?

Nach Ansicht von Johann Frech gebe es einen Ausweg aus dem Dilemma: „Warum macht man die Töl5 nicht zu einer Einbahnstraße? Die eine Hälfte ist für den Autoverkehr, die andere für Radfahrer.“ Auf diese Weise könne man alle Probleme auf einmal lösen: „Die Kinder kämen sicher zum Fußballplatz, man bräuchte keinen Grunderwerb, es müssten keine zusätzlichen Flächen versiegelt werden. Und für die Anwohner wäre es auch gut.“ Zugleich sei die Töl5 ohnehin viel zu schmal für einen zweispurigen Autoverkehr mit 5000 Fahrzeugen pro Tag: „Wenn da ein Bus kommt, müssen die Autos stehenbleiben.“

Martin Herda findet diesen Vorschlag „gar nicht so verkehrt“. Zum einen würden Autofahrer durch den Abkürzer durch Langau allenfalls eine Minute Fahrzeit einsparen. Zum anderen würde die Einmündung von der Töl5 auf die Bundesstraße entschärft: „Das ist ein Unfall-Schwerpunkt.“ Herda glaubt allerdings nicht, dass diese Vision jemals Wirklichkeit wird: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Vorschlag in Bad Heilbrunn gut ankommt.“ Davon abgesehen handle es sich bei der Töl5 um eine gewidmete Straße, die dem öffentlichen Verkehr dient. Nicht zuletzt sei zwischen einer Kreisstraße und einem Radweg ein 2,50 Meter breiter Trennstreifen notwendig: „Und das ginge wieder nicht ohne Grunderwerb.“

Probleme auch mit Radweg-Varianten

Ein Ingenieurbüro habe vor einigen Jahren vier verschiedene Radweg-Trassen geprüft, sagt Johann Frech. Eine mögliche Variante sei ein Radweg, der ein Stück entfernt von der Kreisstraße an den Hochspannungsleitungen entlangführt. Dies sei die kostengünstigste Lösung. Doch auch dies sieht Herda skeptisch: „Wir wissen aus der Historie, dass Radwege deutlich seltener genutzt werden, wenn man dafür ein paar hundert Meter Umweg fahren muss.“

Der Straßenbau-Experte betont, der Radweg nach Langau könne nur zustande kommen, wenn der Grunderwerb „freihändig“ gelingt. Seine Hoffnung: „Vielleicht hat die Gemeinde ja einen besseren Draht zum Grundeigentümer.“ Johann Frech ist skeptisch: „Ein straßenbegleitender Radweg wird nie kommen, auch in zehn Jahren nicht.“

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