„Exzellente Luft-Polizei“: Briten wollen mit Typhoon-Kampfjets Frieden in der Ukraine sichern

Die Royal Air Force rasselt mit dem Säbel: Aus tiefem Misstrauen gegen Putin wollen die Briten unter ihrer Regie den Himmel über der Ukraine schützen.
London – „,SkyShield‘ würde die ukrainische Zivilbevölkerung und Infrastruktur schützen, ukrainische Militärressourcen freisetzen und ein Signal an Russland senden“, schreibt Edward Lucas. Der Analyst des Thinktanks Center for European Policy Analysis (CEPA) gehört zu einer Gruppe Militärbeobachter, die dafür plädieren, nach einem Waffenstillstand Wladimir Putins Invasionsarmee mittels einer Luft-Polizei in die Schranken zu weisen. „Doch was, wenn Moskau sich nicht abschrecken lässt oder europäische Truppen auf ukrainischem Boden als Provokation im Kreml-Hinterhof betrachtet?“, fragt Michael Peck.
Eine Frage, die der britische Premierminister Keir Starmer eher vernachlässigt. Britische Kampfjets sollen den Himmel über der Ukraine überwachen, gemäß den Vorschlägen, die derzeit von seiner „Koalition der Willigen“ diskutiert würden, berichtet der Telegraph. Laut Informationen der britischen Tageszeitung, diskutierten die Militär-Strategen „im Permanent Joint Headquarters (PJHQ) über die Entsendung britischer Typhoon-Kampfjets in die Ukraine, um den Truppen Luftunterstützung zu bieten“, so Telegraph-Autorin Danielle Sheridan.
Waffenstillstand sichern: „Es sind die Bodentruppen, die das Gelände physisch verteidigen“
CEPA-Autor Michael Peck steht dem Unternehmen kritisch gegenüber: Effektive Hilfe der Nato-Länder sieht er höchstens am Boden: „Der Einsatz von Luftstreitkräften hat seine Grenzen. Es sind die Bodentruppen, die das Gelände physisch verteidigen“, schreibt er. Das soll SkyShield aber eben verhindern.
„Die britische Armee und die RAF werden Teil der ersten Vorhut in der Ukraine sein. Die Briten werden wahrscheinlich eine der ersten Nationen sein, die sich verpflichtet, da alle den Briten folgen. Wenn die Amis den Leuten nicht sagen, was sie tun sollen, muss Keir Starmer es sagen.“
Die Idee dahinter ist, dass Kampfjets vereinzelter westlicher Nationen ohne Nato-Mandat innerhalb der ukrainischen Frontlinien den Himmel von anfliegenden Raketen oder Drohnen säubern sollen – wenn die Russen sich denn trauten, welche abzufeuern. Eine Duell-Situation mit russischen Maschinen sei ausdrücklich ausgeschlossen, schreibt der Guardian. Demnach stuften die Verfechter des Plans das Risiko für die Piloten als gering ein, da Russlands seit Beginn des Krieges vermeide, dass seine eigenen Kampfjets über die Frontlinie hinaus flögen. „Der faktische Abstand zu russischen Flugzeugen würde laut den Planentwicklern mehr als 200 Kilometer betragen“, so Dan Sabbagh im Guardian über den Plan – in der Theorie.
Insofern würden sich Russland und die Nato-Flieger höchstens auf dem Radar begegnen, wobei die Flieger ohne jegliche Nato-Anbindung an der Aktion beteiligt wären, weil dann wahrscheinlich der Beistandspakt greifen würde. Das Aufspannen des SkyShield hätte vorrangig das Ziel Russland die Entschlossenheit des Westens zu demonstrieren. Würde das dort ankommen und anerkannt werden, würde das erstens sowohl ukrainische Zivilisten und deren Lebensumfeld schützen, einschließlich ihres Lebensumfeldes sowie der Energieanlagen; und darüber hinaus würde das, so die Gruppe der Befürworter „ukrainische Militärressourcen freisetzen“ – wobei Letzteres in seiner Bedeutung fraglich bleibt. Wladimir Putin wird sicherlich wenig Interesse daran haben, dass sein Gegner Zeit zum Luftholen bekämen.
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Ukraine-Krieg kommt zum Halten – aber: Das Misstrauen in Wladimir Putin sitzt offenbar tief
Trotz der Verhandlungen zwischen den Kriegsparteien unter Führung der US-Regierung von Präsident Donald Trump seien aktuell von beiden Seiten Hunderte Drohnenangriffe gestartet worden – offenbar hätte das vermutlich vor allem in der Ukraine mehrere Menschen verletzt und Gebäude beschädigt, berichtet aktuell die Nachrichtenagentur Associated Press (AP). „Mit der Mobilisierung von nur 120 europäischen Flugzeugen kann SkyShield eine größere militärische, politische und sozioökonomische Wirkung erzielen als 10.000 europäische Bodentruppen“, schreibt die Gruppe europäischer wie amerikanischer Experten, die sich für diese Lösung stark machen.
Parallel zu den Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen warnte Großbritannien, Wladimir Putin werde jedes Waffenstillstandsabkommen brechen, das nicht durch harte Sicherheitsgarantien abgesichert sei, wie mehrere Medien übereinstimmend berichten. Das Misstrauen in Wladimir Putin sitzt offenbar tief. Großbritanniens Außenminister David Lammy soll zudem gefordert haben, Russland dürfe keinen Einfluss auf die Entsendung westlicher Kräfte als Friedenstruppen in die Ukraine haben. Die Idee von Friedenstruppen hatte ursprünglich Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron gehabt – inzwischen waren sogar schon Meldungen aufgetaucht, Frankreichs Bodentruppen würden in der Heimat üben unter Bedingungen, die denen in der Ukraine ähnelten.
Putin fühlt sich beraubt: „Über die historische Einheit von Russen und Ukrainern“
Wie AP meldet, haben sich die verfeindeten Parteien grundsätzlich auf einen „begrenzten Waffenstillstand“ geeinigt, nachdem US-Präsident Donald Trump die Vermittlungen forciert hatte. „Allerdings blieb abzuwarten, wann dieser in Kraft treten könnte und welche möglichen Ziele für Angriffe tabu wären, so die AP-Autoren Hanna Arhirova und Jill Lawless. „Der russische Präsident hatte dem Westen seine Absicht signalisiert, sich gegen die von den USA angeführte Weltordnung zur Wehr zu setzen“, schrieb der Guardian im Jahr des völkerrechtswidrigen Angriffs Russlands auf die Ukraine über eine Rede Putins vor der Münchner Sicherheitskonferenz im Jahr 2007.
Guardian-Autor Gideon Rachman erinnerte ebenfalls an Putins Essay mit dem Titel „Über die historische Einheit von Russen und Ukrainern“ – „den manche schon damals als Manifest für eine Invasion betrachteten. Indem er Jahrhunderte der Geschichte durchforstete, versuchte Putin zu beweisen, dass die Ukraine ein künstlicher Staat sei und dass ,Russland tatsächlich ausgeraubt‘ wurde, als die Ukraine 1991 ihre Unabhängigkeit erlangte. Bis heute hat Putin diese Haltung keinen Deut revidiert. Insofern ist davon auszugehen, dass ein Waffenstillstand offensichtlich eine von außen erzwungene Friedensperiode darstellt – mit zwei bis aufs Blut verfeindeten Parteien, die die Faust in der Tasche ballen.
Dass die Fäuste auf beiden Seiten auch in den Taschen blieben, wollen vor allem die Briten jetzt sicherstellen. Die Royal Air Force (RAF) würde entweder Typhoons oder F-35 bereitstellen, da beide eine „exzellente Luft-Luft-Polizeiarbeit“ leisteten, berichtete der Telegraph unter Berufung auf eine hochrangige Quelle innerhalb der RAF. „Wir würden britische Bodentruppen niemals ohne Luftunterstützung in den Einsatz schicken“, so die Quelle. Wie der Telegraph schreibt, ähnele SkyShield dem Air Policing im Internationalen Luftraum nahe den baltischen Staaten – mit einem entscheidenden Unterschied: dem Abstand.
Russlands Atomdoktrin verschärft: Die Royal Air Force scheint das kalt zu lassen
Das Air Policing zielt vor allem auf eingedrungene bemannte Flugkörper ab und ergänzt die bodengestützte Luftraumüberwachung, wie Oberstleutnant Jürgen Schumann im Bundeswehr-Podcast Nachgefragt sagt. Abfangjäger wie der deutsche Eurofighter können dabei entweder am Boden auf eine Alarmsituation warten oder in der Luft Patrouille (Combat Air Patrol) fliegen. Eingreifen wäre so oder so immer dann erforderlich, wenn Flugzeuge sich im internationalen Luftraum dem Nato-Territorium nähern, der Flugsicherung keinen Flugplan mitgeteilt haben oder keine Kodierung zur Identifikation abstrahlen. Eingreifen bedeutet dann, heranzufliegen, die Flieger zu identifizieren und breite Schultern zu zeigen, um zu deeskalieren, wie der stellvertretende Kommodore vom Taktischen Luftwaffengeschwader 71 „Richthofen“ aus Wittmund erläutert.
Mit dem Sichtkontakt der feindlichen Flugzeuge bewegte sich die Welt allerdings tatsächlich am Rande des Dritten Weltkriegs, denn Wladimir Putin könnte einen Konflikt in der Luft als feindlichen Akt interpretieren und, laut seiner kürzlich verschärften Atomdoktrin, einen Verteidigungsfall mit Atomwaffen provozieren – laut Putins Vorhaben würde nicht nur ein Angriff mit Atomwaffen den Zweitschlag mit Atomwaffen rechtfertigen, sondern schon die aktive militärische Unterstützung der Ukraine durch ein Atomwaffen besitzendes Land. Das wären neben den USA vor allem Frankreich und Großbritannien.
Die Royal Air Force jedoch scheint das kalt zu lassen, wie der Telegraph publiziert: „Die britische Armee und die RAF werden Teil der ersten Vorhut in der Ukraine sein. Die Briten werden wahrscheinlich eine der ersten Nationen sein, die sich verpflichtet, da alle den Briten folgen. Wenn die Amis den Leuten nicht sagen, was sie tun sollen, muss Keir Starmer es sagen.“