Reichweite verdoppelt: Ukraine stemmt sich simplem Trick im Drohnen-Krieg gegen Russlands Übermacht

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Offensive an der Front: Russlands Armee produziert dreimal mehr Granaten – doch ukrainische Kamikaze-Drohnen werden effektiver – dank eines genialen Tricks.

Kiew – Eindringliche Warnung: Russland baut seine Munitionskapazitäten immer weiter aus. Angeblich soll in den russischen Fabriken mittlerweile 250.000 Granaten produziert werden – pro Monat. Dies soll von der Menge her dreimal so viel sein, wie die USA und ihre westlichen Verbündeten der Ukraine zugesagt haben. Putins Kriegsindustrie laufe auf „Hochtouren“, berichtete US-Sender CNN unter Berufung auf ukrainische Geheimdienstquellen. Für die Regierung in Kiew sind das besorgniserregende Neuigkeiten. Denn nach einigen Rückschlägen an der Front drohen die Verteidiger weiter ins Hintertreffen zu geraten. Doch noch wollen sie in ihrem Überlebenskampf nicht aufgeben.

Trotz der drohenden Munitionsknappheit setzt die Armee der Ukraine jetzt auf eine technologische Weiterentwicklung ihrer Waffensysteme. Dafür sollen selbst gebaute Kamikaze-Drohnen die russischen Granaten- und Raketenwerfer verstärkt ins Visier nehmen – auch, wenn Putins Streitkräfte diese weit hinter der Frontlinie stationiert. Denn mit einem simplen Trick haben findige Erfinder die Reichweite von den unbemannten Luftfahrzeugen verdoppelt.

Videos aufgetaucht: Ukraine verdoppelt seine Reichweite im Drohnen-Krieg

Dies zeigen zwei neu veröffentlichte Videos aus dem Ukraine-Krieg. Wie die Bild-Zeitung am Montag (11. März) berichtete, verfügten die ukrainischen Kamikaze-Drohnen bislang über eine Reichweite von zirka zehn Kilometern. Doch neuerdings lassen die ukrainischen Experten die Luftfahrzeuge im Doppelpack aufsteigen. Neben den Kamikaze-Drohnen fliegen nun auch vermehrt schwere Transportdrohnen mit, die jedoch nach zehn Kilometern keine tödlichen Sprengladungen ausklinken, sondern einen Repeater an Bord tragen. Dies sind kleine Geräte, die das Signal für die Kamikaze-Drohnen in der Luft verstärken können. Der Effekt: Die Kamikaze-Drohnen können weiterfliegen – und so die Granatenwerfer weiter hinter den Frontlinien angreifen.

Im Ukraine-Krieg setzten die ukrainischen Truppen vermehrt auf Drohnen im Kampf gegen Russland. (Symbolfoto)
Im Ukraine-Krieg setzten die ukrainischen Truppen vermehrt auf Drohnen im Kampf gegen Russland. (Symbolfoto) © Ukrinform/Imago

Dank höherer Reichweite: Ukraine setzt hinter der Frontlinie Russlands Armee neue Verluste zu

Zuletzt hatte Russland seine Mehrfachraketenwerfer oder andere Abschussbasen den Berichten zufolge weiter im Hinterland positioniert – und damit außerhalb der Reichweite der ukrainischen Kamikaze-Drohnen geschafft. Doch nun haben die Streitkräfte der Verteidiger wieder nachgezogen. Wie die Bild-Zeitung unter Berufung auf ein zweites Video berichtete, gelang der Ukraine mithilfe der Repeater-Technologie bereits die Zerstörung einer russischen Panzerhaubitze vom Typ Msta-S. Das ukrainische Drohnen-Programm „funktioniert nicht nur, sondern erweitert auch seine Geografie“, zitierte das Blatt den Aktivisten Serhiy Sternenko.

Doch ob diese Erfindung ausreicht, die drohende russische Offensive an der Ukraine-Front zu stoppen und die Kräfteverhältnisse zu drehen, bleibt abzuwarten. Nach einem monatelangen Stellungskrieg hatte Russlands Armee zuletzt einige Fortschritte vermelden können. Unter anderem hatten die Truppen von Präsident Wladimir Putin nach heftigen Gefechten die Stadt Awdijiwka eingenommen und die Verteidiger weiter ins Landesinnere gedrängt. Dort versuchen die Streitkräfte Kiews nun, die Stellungen zu halten, indem sie massive Verteidigungsanlagen errichten. Doch sie kämpfen gegen die Zeit. Denn übereinstimmenden Meldungen zufolge droht der Ukraine ein massiver Munitionsmangel, da die Nato-Länder bislang weit hinter ihren Zusagen an Waffenlieferungen zurückgeblieben sind.

Offensive an Ukraine-Front: Verteidiger geraten wegen Munitionsengpass unter Druck

So plant die US-Armee bis Ende 2025 monatlich 100.000 Artilleriegeschosse zu produzieren und in die Ukraine zu schicken – was jedoch aktuell weniger als der Hälfte der monatlichen Produktion Russlands entspricht. Und selbst dieses US-Versprechen steht auf wackeligen Beinen, da 60 Milliarden US-Dollar an Hilfsgeldern für die Ukraine im Kongress feststecken.

Wir befinden uns derzeit in einem Produktionskrieg. Der Ausgang in der Ukraine hängt davon ab, wie jede Seite für die Führung dieses Krieges gerüstet ist“, sagte ein hochrangiger Nato-Beamter deshalb der CNN. Dem Bericht zufolge feuert Russland derzeit etwa 10.000 Granaten pro Tag ab, verglichen mit 2000 aus der Ukraine. Nach Angaben eines europäischen Geheimdienstmitarbeiters ist das Verhältnis in einigen Gebieten entlang der 600-Meilen-Frontlinie sogar noch schlechter. Vor diesem Hintergrund sind die Angriffe der Kamikaze-Drohnen 20 Kilometer hinter der Frontlinie wohl eher Achtungserfolge. Mehr aber auch nicht. (jkf)

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