Drohnen-Krieg: Mit diesem Trick überlistet die Ukraine Putins Kamikaze-Armee
Russlands Drohnenangriffe auf die Ukraine scheinen ins Stocken geraten zu sein. Der Grund: Eine innovative Abwehrstrategie der Ukrainer, die Leben rettet.
Kiew – Der russische Angriff auf Awdijiwka, eine wichtige ukrainische Hochburg in der ostukrainischen Region Donbas, scheint ins Stocken geraten zu sein. Dafür gibt es Gründe, wie das amerikanische Magazin Forbes schreibt.
So soll es Anzeichen dafür geben, dass die Ukraine eine neue Drohnenabwehrstrategie eingesetzt hat: Diese zielt auf die Funkstörsender ab, mit denen die Russen ukrainische Drohnen am Boden halten – indem sie eigene Störsender einrichten, die wiederum die russischen Drohnen daran hindern, aufzusteigen.
Awdijiwka zentraler Ort im Ukraine-Krieg
„Der ukrainische Vorteil in der elektronischen Kriegsführung scheint sich in diesem Bereich durchzusetzen“, schreibt Militärexperte Donald Hill bei Forbes. „Die Zahl der ukrainischen Drohnenangriffe hat zugenommen. Und zwar erheblich. Die Zahl der russischen Drohnenangriffe ist hingegen stark zurückgegangen.“
Ein kleiner Hoffnungsschimmer für die Ukraine, deren Gegenoffensive ins Stocken geraten ist, und die sich im langen Winter verstärkter Angriffe der russischen Streitkräfte ausgesetzt sieht.
Awdijiwka ist einer der zentralen Punkte dieser Winterangriffe. Nachdem es den Russen nicht gelungen war, die Ruinen der Stadt mit Panzern einzunehmen, und sie auch mit Infanterieangriffen scheiterten, schwenkten sie auf Angriffe aus der Luft um. Moskau setzte explosive „Kamikaze-Drohnen“ ein, von denen einige sogar für Nachtflüge ausgerüstet waren. Dies geschah in der Absicht, den ukrainischen Nachschub zu stören und den Gegner zum Rückzug zu zwingen.
Die Tatsache, dass die Ukrainer die Drohnen durch Störsignale am Boden halten, bevor sie angreifen können, bedeutet, dass die ukrainischen Nachschublinien offen bleiben können. Gleichzeitig heiß das aber auch, dass der russische Nachschub empfindlich gestört ist. „Es ist nicht abzusehen, wie lange die Ukraine diesen Vorteil haben wird, aber er rettet derzeit ukrainisches Leben“, so Hill in seiner Analyse.
„Elektronische Kriegsführung“ gewinnt im Ukraine-Krieg an Bedeutung
Da kleine, mit Sprengstoff beladene Drohnen zu den gefährlichsten Waffen Russlands im Ukraine-Krieg gehören, sind elektronische Abwehrmaßnahmen gegen diese Drohnen – ebenso wie gegen unbewaffnete unbemannte Luftfahrzeuge, die beide Seiten zur Aufklärung einsetzen – unerlässlich geworden. Die Streitkräfte, die über entsprechende Funkstörsender verfügen, sind in der Lage, die Luft über dem Kriegsgebiet zu kontrollieren. Diesen Vorteil hat das ukrainische Militär in zunehmendem Maße.
Der offensichtliche Vorsprung der ukrainischen Streitkräfte bei der Störung ist kein Zufall. Kiew hat in letzter Zeit der „elektronischen Kriegsführung“, zuvor eher eine traditionelle Stärke der Moskauer Streitkräfte, Priorität eingeräumt. Als General Walerij Saluschnyj, Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, kürzlich die dringendsten Bedürfnisse seiner Truppen aufzählte, standen elektronische Kriegsführungssysteme jedenfalls ganz oben auf der Liste.
„Jedes Stück Ausrüstung muss durch elektronische Kampfführung geschützt werden“, sagte Mychajlo Fedorow, der ukrainische Minister für digitale Transformation, im Oktober. „Jeder Graben, jeder Standort unserer Soldaten muss durch elektronische Kampfführung geschützt werden. Wir müssen die Frequenzen analysieren, auf denen feindliche Drohnen fliegen. Das ist eine enorme systematische Arbeit und eine neue Doktrin der modernen technologischen Kriegsführung.“
Dies scheint zumindest vorläufig gelungen zu sein, wie das Kriegsgeschehen rund um Awdijiwka zeigt. Die Ukraine hat einen neuen Weg gefunden, um Erfolge gegen Russland zu erzielen. Ob es am Ende dafür reicht, auch den Krieg siegreich zu beenden, wird sich zeigen. Das nämlich hängt zum großen Teil von ausländischer Hilfe ab. Viele der ukrainischen Funkstörsender wurden nämlich von den Vereinigten Staaten geliefert – und deren Zustimmung zu weiterer Hilfe für die Ukraine steht nach wie vor aus. (skr)