Epstein-Kundenliste: US-Justizministerium rudert zurück – Videolücke sorgt für Misstrauen

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Das US-Justizministerium und das FBI haben im Fall Epstein Ergebnisse veröffentlicht. Jedoch werfen die Klientenliste und ein Video Fragen auf.

Washington, D.C. – Der Fall um den Sexualverbrecher Jeffrey Epstein wirft bis heute zahlreiche Fragen auf. Insbesondere um seinen Suizid 2019 ranken sich seit Jahren Verschwörungstheorien. Die neue Leitung des US-Justizministeriums hatte in diesem Zusammenhang eine umfassende Aufklärung zugesichert und den Fall einer erneuten Überprüfung unterzogen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden nun veröffentlicht.

Fall Epstein: FBI findet keine Kundenliste

„Nach sorgfältigen Ermittlungen ist das FBI zu dem Schluss gekommen, dass Jeffrey Epstein in seiner Gefängniszelle Suizid beging“, hieß es am Montag (6. Juli) in einer gemeinsamen Erklärung des FBIs und des US-Justizministeriums. Darüber berichtete das Nachrichtenportal Axios. Es sollen zudem keine Beweise für die Existenz einer „belastenden ‚Kundenliste‘“ von Epstein gefunden worden sein.

„Es wurden auch keine glaubwürdigen Beweise dafür gefunden, dass Epstein im Rahmen seiner Aktivitäten prominente Personen erpresst hat“, heißt es in dem Memo der beiden Behörden. Auf Videoaufnahmen aus dem Gefängnis sei nicht zu sehen gewesen, dass jemand versucht hätte, in Epsteins Zelle zu gelangen. Zugleich beweise eine große Anzahl von Fotos und Videos, dass Epstein „mehr als eintausend Opfern Schaden zugefügt“ habe, hieß es in der Erklärung weiter.

Epstein war 2019 tot in seiner Gefängniszelle aufgefunden worden. Die Verhaftung Epsteins, der über viele Jahre systematisch Minderjährige missbraucht hatte, hatte in den USA und weltweit für Aufsehen gesorgt. Dem Investmentbanker wurde vorgeworfen, zahlreiche Mädchen und junge Frauen missbraucht und Prominenten wie dem britischen Prinzen Andrew zugeführt zu haben.

Widerspruch in Justizbehörde: Doch keine Epstein-Kundenliste

Neue Dynamik erhielt der Fall Epstein schon zu Beginn des Jahres, als erneut Spekulationen über eine angebliche „Kundenliste“ laut wurden, die Epstein zur Erpressung einflussreicher Persönlichkeiten genutzt haben soll. Nach ihrer Bestätigung als Generalstaatsanwältin im Januar schloss sich Pam Bondi diesen Theorien rasch an. In einem Interview mit Fox News im Februar erklärte sie, eine entsprechende Liste befinde sich „im Moment zur Prüfung auf meinem Schreibtisch“.

Während einer Pressekonferenz am Montag (6. Juli) konfrontierte Fox-News-Reporter Peter Doocy die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, mit dem offensichtlichen Widerspruch zwischen den neusten Ergebnissen und der Aussage Bondis. Auf die Frage, was mit der von Bondi erwähnten Klientenliste geschehen sei, verwies Leavitt auf eine mögliche Fehlinterpretation: Bondi habe sich auf „alle Unterlagen im Zusammenhang mit den Verbrechen von Jeffrey Epstein“ bezogen, nicht auf eine konkrete Liste von Klienten.

US-Justizministerin Pam Bondi versprach neue Enthüllungen. Eine Kundenliste soll es aber, trotz ihrer Aussagen, nicht gegeben haben (Archivbild). © NurPhoto/Imago/picture alliance/dpa/New York State Sex Offender Registry/AP

FBI veröffentlicht Video aus der Nacht von Epsteins Tod: Zeitlücke sorgt für Misstrauen

Um den Suizid von Jeffrey Epstein zweifelsfrei zu belegen, veröffentlichte das FBI ein Überwachungsvideo aus dem Flur der Justizvollzugsanstalt, in der Epstein in der Nacht seines Todes inhaftiert war. Das Material, insgesamt 11 Stunden lang, soll belegen, dass in den entscheidenden Stunden keine unbefugten Personen seine Zelle betreten haben. Der stellvertretende FBI-Direktor Dan Bongino bekräftigte diese Darstellung zuletzt öffentlich. In einem Interview mit dem Sender Fox News erklärte er: „Es gibt keine DNA-Spuren, keine Audioaufnahmen, keine Fingerabdrücke, keine Verdächtigen, keine Komplizen, keine Hinweise – nichts.“

Auf Grundlage dieser Erkenntnisse betrachtet das Justizministerium den Fall als abgeschlossen. Allerdings gibt es einen Umstand, der neuerlich Zweifel gesät hat: Zuschauerinnen und Zuschauer, die das veröffentlichte Videomaterial analysierten, entdeckten eine auffällige Lücke im Zeitstempel. In dem Videomaterial springt der Zeitcode von 9. August 2019, 11:58:59 unmittelbar auf 10. August 2019, 12:00:00, wodurch eine Minute fehlt.

Auch wenn diese Lücke technisch erklärbar sein mag, hat sie im Internet erneut Misstrauen geweckt. Der fehlende Zeitabschnitt liefert somit Nahrung für bestehende Zweifel und Spekulationen rund um die tatsächlichen Umstände von Epsteins Tod.

Trump dankt dem FBI für Aufklärungsarbeit: „Kriminelle einsperren und Amerikas Straßen sauber halten“

In einem Beitrag auf der Plattform Truth Social lobte Präsident Donald Trump FBI-Direktor Kash Patel sowie dessen Stellvertreter Dan Bongino. Das FBI konzentriere sich unter deren Leitung „wieder auf das Wesentliche: Kriminelle einsperren und Amerikas Straßen sauber halten“.

Zudem äußerte Trump in seinem Beitrag Kritik an früheren Strukturen innerhalb der US-Strafverfolgungsbehörden: „Wir haben die besten Strafverfolgungsbeamten der Welt, doch „Politik“ und korrupte Führung hinderten sie oft daran, ihre Arbeit zu tun. Das ist nicht mehr der Fall, und jetzt wurden sie freigelassen, um ihre Arbeit zu tun, und genau das tun sie. Weiter so – MACHEN SIE AMERIKA WIEDER SICHER!“ (AFP/lw)

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