Russlands Verluste im Ukraine-Krieg: Putin vertuscht wahre Zahlen im „Fleischwolf“
Russland verheimlicht seine Verluste im Ukraine-Krieg. Eine Recherche zeigt nun, dass die Zahlen von Putins toten Soldaten wohl deutlich höher liegen.
Moskau – Die Verluste für Russland im Ukraine-Krieg sind hoch. Daran bestand schon lange kein Zweifel. Auch wenn die Streitkräfte von Präsident Wladimir Putin keine offiziellen Zahlen der Toten in der Ukraine preisgeben, legt eine Recherche der BBC nahe, dass die russische Armee längst einen düsteren Meilenstein überschritten hat. Einen Meilenstein, über den der Kreml offenbar nur allzu gerne schweigt.
Russlands Verluste im Ukraine-Krieg übersteigen neuen Meilenstein
Bei den Verlusten im Ukraine-Krieg steht Russland allerdings nicht allein dar. Auch Kiew äußert sich nur sehr selten zum Ausmaß ihrer Todesopfer auf dem Schlachtfeld. Im Februar erklärte Präsident Wolodymyr Selenskyj, dass 31.000 ukrainische Soldaten getötet worden seien – Schätzungen, die sich auf US-Geheimdienstinformationen stützen, gehen jedoch von noch höheren Verlusten für die Ukraine aus.
Ähnliches zeigt auch die Recherche der russischen BBC für die russischen Verluste auf, die zusammen mit der unabhängige Mediengruppe Mediazona und Freiwilligen entstanden ist, die die Gräber von getöteten russischen Soldaten seit 2022 gezählt haben.
Hohe Verluste für Russland im Ukraine-Krieg: Putin vertuscht wahre Zahlen im „Fleischwolf“
Demnach sollen sich die Russlands Verluste seit Beginn des Ukraine-Kriegs auf über 50.000 getötete Soldaten belaufen. Wobei der Recherche zufolge die Dunkelziffer noch weitaus höher sein könnte. Die Gesamtzahl der Todesopfer fällt damit achtmal höher als die einzige offizielle öffentliche Bestätigung der Todeszahlen, die Moskau im September 2022 bekannt gab.
Besonders verheerend ist für Russland zudem, dass in der Analyse die Todesopfer der Milizen in den von Russland besetzten Gebieten Donezk und Luhansk in der Ostukraine keine Berücksichtigung finden. Würde man sie mit einbeziehen, wäre die Zahl der Todesopfer auf russischer Seite noch höher. Russland selbst äußerte sich nicht zu den veröffentlichen Zahlen in der Recherche.
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Kolossale Verluste für Russland im Ukraine-Krieg: Putin vertuscht wahre Zahlen im „Fleischwolf“
Besonders auffällig ist auch, dass Russland in den zweiten 12 Monaten im Ukraine-Krieg noch erheblichere Verluste hinnehmen musste, als noch zu Beginn von Putins Angriffskrieg auf die Ukraine. Denn Erkenntnissen der BBC zufolge starben im zweiten Jahr der Kämpfe mehr als 27.300 russische Soldaten, was zeigt, dass die Gebietsgewinne mit einem hohen menschlichen Preis verbunden waren.
Dieser Umstand ist zum einen auf die Strategien und die Anpassung der ukrainischen Streitkräfte zurückzuführen, doch in der Recherche wird vor allem der Aspekt hervorgehoben, dass die kolossalen Verluste von Putins Streitkräfte auf die eigene „Fleischwolf“-Taktik zurückzuführen sei. Der Begriff „Fleischwolf“ wurde verwendet, um die Art und Weise zu beschreiben, in der Moskau Wellen von Soldaten unerbittlich nach vorne schickt, um die ukrainischen Streitkräfte zu zermürben und ihre Standorte der russischen Artillerie auszusetzen.
Russlands empfindliche Verluste im Ukraine-Krieg: Zermürbende Offensive für Putins Soldaten
Ein Beispiel dafür ist unter anderem die verheerenden Kämpfe um Wuhledar, als das russische Militär eine groß angelegte Offensive in der ukrainischen Region Donezk begann. Bei den Kämpfen um die Stadt Wuhledar setzten die Russen nach Angaben des Institute for the Study of War (ISW) „ineffektive Frontalangriffe im Stil einer menschlichen Welle“ ein.
„Schwieriges Gelände, mangelnde Kampfkraft und das Versäumnis, die ukrainischen Streitkräfte zu überraschen“, führten zu geringen Gewinnen und hohen Kampfverlusten, so das ISW weiter. Auch die schweren und vor allem verlustreichen Kämpfe um Bachmut oder Awdijiwka haben einen hohen Blutzoll gefordert.
Herbe Verluste für Russland: Schätzungen über Todeszahlen von Putins Truppen lassen tief blicken
Die BBC schätzt, dass mindestens zwei von fünf der toten russischen Kämpfer Personen sind, die vor Beginn des Ukraine-Kriegs nichts mit Putins Militär zu tun hatten. Zu Beginn der Invasion 2022 sei Russland in der Lage gewesen, „seine professionellen Truppen zur Durchführung komplizierter militärischer Operationen einzusetzen“, erklärt Samuel Cranny-Evans vom Royal United Services Institute (Rusi) bei der BBC.
„Aber viele dieser erfahrenen Soldaten sind jetzt wahrscheinlich tot oder verwundet“, sagt der Verteidigungsexperte. Diese Truppen seien durch Menschen mit wenig Ausbildung oder militärischer Erfahrung – wie Freiwillige, Zivilisten und Gefangene – ersetzt worden. Eine Entwicklung, die eine Erklärung für die herben Verluste für Russland im Ukraine-Krieg untermauert.
Russlands heimliche Verluste im Ukraine-Krieg: Putin prellt wohl die Hinterbliebenen der toten Soldaten
In Russland selbst haben die hohen Verluste im Ukraine-Krieg auch unmittelbare Auswirkungen. Denn Putins Soldaten erheben offenbar schwere Vorwürfe gegen den Kreml. Demnach soll die Armee absichtlich Familienmitglieder im Krieg verstorbener Soldaten nicht über deren Ableben informieren. Der Grund: so muss der Staat an die Hinterbliebenen keine Ausgleichszahlung leisten. Das geht zumindest aus einem vom ukrainischen Militärgeheimdienst abgefangenen Telefonat hervor.
Den Hinterbliebenen eines verstorbenen Soldaten sicherte Putin noch zu Beginn des Kriegs in der Ukraine eine einmalige Zahlung von fast fünf Millionen russischen Rubel zu, was fast 50.000 Euro entspräche. Weitere kleine Zahlungen sollten die Familien monatlich unterstützen, wie es auf Newsweek heißt. Insgesamt gab der Kreml noch 2024 an, ein Budget für 100.000 verstorbene Soldaten und deren Familien im Landeshaushalt eingeplant zu haben. Und der Unmut in Russland – zumindest unter den Soldaten – scheint zu wachsen. Immer mehr stellen bei den hohen Verlusten Putin Krieg in der Ukraine augenscheinlich infrage. Das zeigt nicht nur dieses Beispiel.