9 Sekunden zu schnell: Transportfirma bucht einfach 45 Euro Strafe ab

Ein kurzer Moment mit Folgen: Ein 27-jähriger Wiener fuhr mit einem gemieteten Kastenwagen der Firma "123-Transporter" im Burgenland kurzzeitig 23 Kilometer pro Stunde zu schnell – laut Anbieter exakt neun Sekunden. Wenig später wurden ihm 45 Euro zusätzlich vom Konto abgebucht – ohne Zustimmung und ohne vorherige Information.

"Ich finde es bedenklich, dass einfach Geld abgebucht wird", sagt der Betroffene gegenüber der Zeitung "Heute". Er sei nie über eine solche Regelung informiert worden und wolle den Fall nun anwaltlich prüfen lassen. Die Transportfirma selbst reagierte auf Nachfrage bislang nicht.

Transportfirma bucht 45 Euro ab – ohne Strafe von Behörden

In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen von "123-Transporter" wird zwar auf Geschwindigkeitsverstöße hingewiesen, die als vertragswidrig gelten. Doch dass ohne behördliche Strafe zusätzlich Geld eingezogen wird, hält Rechtsanwalt Norbert Piech für fragwürdig. Er spricht von sittenwidrigem Verhalten und verweist auf das fehlende SEPA-Mandat für zusätzliche Abbuchungen.

Auto wird von einem Blitzer erfasst S. Engels - stock.adobe.com

Die Fahrt ereignete sich in der Nähe von Mattersburg, dokumentiert wurde der Vorfall mit einem Schreiben und Google-Maps-Bildern.Der Wiener berichtet auch über seine Erfahrungen mit dem Kundenservice. Dabei fühlte er sich von der Firma nicht ernst genommen und überrumpelt.

Anwalt spricht von sittenwidrigem Verhalten und warnt vor AGB-Falle

Ob rechtliche Schritte folgen, bleibt offen. Der Fall zeigt jedoch, wie automatisierte Überwachung und pauschale Vertragsklauseln in der Mietwagenbranche für Ärger sorgen können – selbst bei einem Verstoß von unter zehn Sekunden.

 Dass Raserei auf öffentlichen Straßen vielerorts zum Problem geworden ist, zeigt auch ein Fall aus Norddeutschland: In Struckum bei Husum hat Rentner Thomas Ketelsen (75) einen täuschend echten Blitzer aus Holz gebaut – um Raser auf der Durchgangsstraße vor seinem Haus zu bremsen.

Was tun, wenn man selbst geblitzt wird?

Wer wie der Wiener Mietwagenfahrer plötzlich mit einer Zusatzforderung wegen zu schnellen Fahrens konfrontiert wird, fragt sich: Wie verhält man sich im Fall eines echten Bußgeldbescheids? Diese Tipps helfen weiter: 

  • Bußgeldbescheid genau prüfen: Ort, Uhrzeit, Messwert und Foto sollten nachvollziehbar sein – ist der Fahrer erkennbar?
  • Fristen einhalten: Nach Zustellung bleiben 14 Tage für Einspruch oder Zahlung.
  • Einspruch möglich: Bei Zweifeln an der Messung kann schriftlich Einspruch eingelegt werden.
  • Anwalt kann helfen: Bei drohendem Fahrverbot oder unklarer Beweislage lohnt sich rechtlicher Beistand.