Umfrage des Klinikums Landsberg: Wer geht in die Notaufnahme?

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Der Eingang zur Notaufnahme im Klinikum Landsberg. Eine Umfrage des Klinikums zeigt: Rund ein Drittel der Patienten mit niedriger Dinglichkeitsstufe kommt aus einem anderen Landkreis mit eigener Notaufnahme. © Klinikum LL

Notaufnahmen werden überrannt. Und das nicht nur von Notfällen. Oft kommen Patienten, die beim Haus- oder Facharzt erst nach Wochen einen Termin bekommen. Oder Patienten, die andere mögliche Anlaufstellen nicht kennen. Das Klinikum Landsberg hat zu diesem Thema eine Umfrage gemacht – mit spannenden Ergebnissen.

Landkreis Landsberg - 1.457 Fragebögen hat Andreas Schollenberger jetzt ausgewertet. Der pflegerische Leiter der Zentralen Notaufnahme (ZNA) am Klinikum Landsberg befragte mit dem Pflegeteam ein Jahr lang Patientinnen und Patienten, die mit sogenannter ‚niedriger Behandlungsdringlichkeit‘ in die ZNA kamen und aufgrund hoher Auslastung lange Wartezeiten in Kauf nehmen mussten. Abgefragt wurden unterschiedliche Themen, „um herauszufinden, ob sich Verbesserungsmöglichkeiten in der Patientensteuerung und damit zur Entlastung der Notaufnahme ergeben“, so Schollenberger.

Umfrage des Klinikums Landsberg zum Thema Notaufnahme: Immer jemand vor Ort

Wichtig bei den Patienten in der Notaufnahme sei vor allem, die wirklichen Notfälle zu identifizieren – eine Aufgabe, die Fachpflegekräfte über die Triage, die in die Dringlichkeitsstufen 1 bis 5 einteilt, übernehmen. Gerade Patienten mit weniger dringenden Beschwerden müssten oft lange warten. Befragt habe man Patienten der Dringlichkeitsstufen 4 und 5: Patienten, bei denen die maximale Wartezeit bis zu einem Arztkontakt bei 90 Minuten (Stufe 4) oder 120 Minuten (Stufe 5) liegen sollte.

Die Umfrage vom 1. Juli 2023 bis 30. Juni 2024 beruht laut Schollenberger auf Pilotprojekten anderer Kliniken, die gezeigt hätten, dass bis zu einem Viertel der Patienten mit niedrigen Dringlichkeitsstufen die Notaufnahme nicht benötigten. Dass sie dennoch kommen, liege teilweise an Unkenntnis über andere Strukturen wie Ärztliche Bereitschaftspraxen, an fehlenden Facharztterminen oder weil sie wüssten, dass in der Notaufnahme immer jemand vor Ort ist.

Umfrage des Klinikums Landsberg: die Ergebnisse

Die Auswertung der 1.457 Fragebögen habe ergeben, dass 86 Prozent der Befragten unter 64 Jahre alt waren, über 60 Prozent waren zudem älter als 16 Jahre – passend zur Umfrageabsicht. Denn in der Altersgruppe zwischen 16 und 64 Jahren überwiege statistisch die Zahl der Patienten mit niedrigen Dringlichkeiten, betont der pflegerische Leiter Schollenberger.

Knapp ein Drittel der Patienten kam aus angrenzenden Landkreisen mit eigenen zentralen Notaufnahmen. Über 40 Prozent der Befragten sahen sich nicht oder „eher nicht“ als Notfall. Knapp 80 Prozent der Patienten mit niedriger Dringlichkeitsstufe kamen wegen einer Erkrankung in die Notaufnahme, die weniger als 24 Stunden andauerte. Interessanterweise hätten sich allerdings weit über 90 Prozent der Befragten, deren Beschwerden länger als eine Woche bestanden, als Notfallpatient gesehen, konkretisiert Schollenberger – diese Patienten machten aber nur rund fünf Prozent der Befragten aus.

Jeder Zehnte habe vorher über seine Beschwerden im Internet recherchiert. Über ein Fünftel der Befragten habe hingegen vor dem Besuch der Notaufnahme überhaupt nichts unternommen. 60 Prozent der Befragten hätten im Vorfeld auch nicht versucht, eine andere ärztliche Struktur als die Notaufnahme zu kontaktieren, zudem kannten fast 40 Prozent der befragten Patienten die Ärztliche Bereitschaftspraxis am Klinikum nicht. Die Telefonnummer des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes (116 117) kannten hingegen knapp 70 Prozent.

Mehr Platz in der Notaufnahme: Neubau tut not

Auch rund 70 Prozent der befragten Patienten haben selbst entschieden, die Notaufnahme aufzusuchen. Ein wichtiger Punkt, findet Schollenberger: „Hier ist das hohe Potenzial an zu steuernden Patienten und der Entlastung der Notaufnahme versteckt.“ Da die Zentrale Notaufnahme in Landsberg räumlich beengt ist, überlege man, Synergien zu schaffen, um Patienten effizienter zu steuern und in die geeignete Versorgungsstruktur zu bringen.

„Letztendlich wird hier aber nur der geplante Neubau der Notaufnahme mit integrierter Bereitschaftspraxis und dem geplanten Facharztzentrum in Kombination mit digitalen Steuerungstools Abhilfe schaffen können“, ist Schollenberger überzeugt. „Auch muss man abwarten, wie die Notfallversorgung in Deutschland im Zuge der geplanten Krankenhausreform zukünftig strukturiert werden soll.“

Die Information darüber, wie lange sie auf eine Behandlung warten müssen, beurteilten immerhin drei Viertel der Befragten als ausreichend.

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