Eurovision Song Contest: Deutschland-Ergebnis erscheint inzwischen in anderem Licht

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Vier Ansätze lassen annehmen, dass sich Deutschland beim Eurovision Song Contest 2025 besser geschlagen hat als das blanke Ergebnis zeigt: eine kommentierende Analyse.

Basel – Das offizielle Resultat für Deutschland beim Eurovision Song Contest 2025 ist hinlänglich bekannt: In der Gesamtwertung stand der 15. Platz zu Buche. Insgesamt 77 Punkte gab es von den internationalen Jurys. Und 74 aus dem Televoting. Macht insgesamt verglichen mit dem Schnitt in den vergangenen zehn Jahren ein ordentliches Ergebnis, aber keines, mit dem die Beteiligten zufrieden sind.

Eurovision Song Contest: Es gibt genügend Positives festzustellen

Die Ursachenforschung läuft: Kann es Stefan Raab einfach nicht mehr, wie manche Medien (siehe Pressestimmen unten) unken? War der Song einfach nicht stark genug? Oder der Act? Ist Deutschland allgemein einfach zu unbeliebt beim Eurovision Song Contest?

Es gibt aber auch so manchen Ansatz, der annehmen lässt, dass Abor & Tynna unter Wert abgeschnitten haben. Und schlichtweg Pech hatten mit dem Voting-System und anderen Umständen. Die Regeln beim ESC sind für alle Teilnehmer gleich, und nach diesen ist Deutschland eben auf dem 15. Platz gelandet. Ein vierfaches „Aber“ ließe sich dennoch anführen.

Die Streams: Am Tag nach dem ESC stürmten Abor & Tynna die Streaming-Charts in vielen Nationen. In einem ESC-Teilnehmerland, warum auch immer dort, setzte es sogar den ersten Platz, vor allen anderen Eurovision-Song-Contest-Beiträgen. GfK Entertainment stellte eine Sonderauswertung zum Streaming an und untersuchte neun Länder, demnach knackte „Baller“ in allen die Top Ten der meistgestreamten ESC-Songs. Besonders gut lief es in Deutschland und Österreich, wo das Lied am ESC-Wochenende sogar der beliebteste bzw. zweitbeliebteste Track des Wettbewerbs war. In Frankreich, den Niederlanden, Portugal, der Schweiz und Spanien landete der Ohrwurm in den Top Five.
Erstes „Aber“: Beim Streaming-Publikum ist der deutsche Beitrag deutlich beliebter, als Platz 15 meinen lässt.

Die alternative Auswertung: Was wäre, wenn nicht aus jeder Jury und aus jedem Publikum nur zehn Songs Punkte bekommen würden? Sondern Platz 1 mit 25 Punkten bedacht wird, Platz 2 mit 24 und so weiter und nur Platz 26 mit 0? Dem ging eine alternative Auswertung nach, die bei Reddit veröffentlicht wurde. Und die ein erstaunliches Bild zeigt: Deutschland würde in dieser Liste den achten Platz belegen.
Zweites „Aber“: Mit einem anderen, gar nicht mal so obskuren Auswertungssystem wäre Deutschland in den Top Ten gelandet.

Die unbeliebtesten Beiträge: Eine weitere Spezial-Auswertung ist bei Reddit gelandet. Diese ist etwas weiter hergeholt. Dort bekommt der letzte Platz jeder Jury 12 Punkte, der vorletzte Platz 10 Punkte und so weiter, genauso beim Publikum. Letztlich zeigt es das Gesamtranking der unbeliebtesten Beiträge bei Jurys und Anrufern übertragen aufs ESC-System. Siehe da: San Marino war am unbeliebtesten. Und Deutschland hätte nur sehr wenige Negativ-Punkte gesammelt. Europa hasst uns? Von wegen!
Drittes „Aber“: Der deutsche Beitrag war überhaupt nicht so unbeliebt in Europa, wie Platz 15 vielleicht vermitteln könnte.

Das Feedback der eingefleischten ESC-Fans: Vor dem Wettbewerb gab es wie immer zahlreiche Fan-Votings. In mehr als nur einem großen hatte Deutschland besser abgeschnitten als auf Rang 15. Auch vor Ort in der St. Jakobshalle in Basel feierte das Saal-Publikum den Auftritt ab, viele tanzten ausgelassen. Das große Feedback auf eine lustige Entdeckung beim deutschen ESC-Beitrag zeigte auch: Abor & Tynna waren durchaus im Gespräch.
Viertes „Aber“: Merklich viele unter den großen Eurovision-Song-Contest-Anhängern konnten Abor & Tynna einiges abgewinnen.

Eurovision Song Contest: „Was wäre wenn?“-Überlegungen helfen nichts, aber stimmen doch positiv

Was ändert das? Natürlich nichts. Man könnte sich das ESC-Ergebnis schönreden, wenn man wollte: Die Streamingdienst-Nutzer finden „Baller“ super, haben aber wohl am 17.5. nicht für den Song angerufen. Und mit einem anderen Auswertungsmodus wäre er vielleicht weiter vorn gelandet. Doch wer beim Eurovision Song Contest antritt, der kennt das Punktesystem und ordnet sich diesem nun mal unter. Insofern gibt es an jenem 15. Platz am Ende nichts zu rütteln.

Sängerin Tynna beim ESC-Finale 2025
Sängerin Tynna beim ESC-Finale 2025. © Jens Büttner/dpa

Vielleicht war es am Ende ein Song mit hohem Potenzial – aber eben nicht im Eurovision-Song-Contest-Kontext und nicht für die Zielgruppe (Jurys, Televoting-Nutzer), die in diesem System die Punkte bringt. Wenn diverse „Was wäre, wenn ...?!“-Überlegungen die deutschen Mundwinkel nach dem ESC etwas freundlicher gestalten, dann sollen sie aber erlaubt sein. Der Moment von 0.19 Uhr in der ESC-Nacht ging Abor & Tynna offenbar noch lange nach. (lin) Verwendete Quellen: eurovision.tv, Reddit, Pressemitteilung von GFK, AFP

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