Moosburgs „Plan“-Debatte: Bohrer-Überraschung, Flugblatt-Ärger, Skelett-Fund – und immer wieder Parkplätze

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Wie der zentrale Platz „Auf dem Plan“ in Moosburg nach einer Umgestaltung aussehen soll, das ist seit rund 13 Jahren in der Stadt ein kontroverses Thema. © Archivfoto: Roland Albrecht

Bis es nun zum Baustart für die Umgestaltung des Moosburger „Plans“ kommen konnte, war es ein langer, debattenreicher und mitunter spannender Weg. Ein Rückblick.

Moosburg - Es dürften wohl viele aufatmen, dass es mit der „Plan“-Umgestaltung diesen Montag, 8. April, endlich in die Bauphase geht. Schließlich beschäftigt das Thema nicht nur Verantwortliche der Stadt Moosburg spätestens seit dem Jahr 2011, als erstmals im Rahmen des Stadtentwicklungskonzepts ISEK eine Aufwertung des „Plans“ beraten wird. Auch die Bevölkerung erlebt und erträgt viele Bürgerbeteiligungen und Diskussionen. Als 2013 erste Ideen der Öffentlichkeit vorgestellt und Anregungen eingeholt werden, verirren sich gerade einmal zehn Besucher in die Veranstaltung.

In den Folgejahren nimmt das Interesse aber rasant zu. Vor allem die Frage, wie viele Parkplätze der „Plan“ künftig noch haben soll, polarisiert. Die Vorstellungen reichen von null bis alle. Immer mehr Akteure mischen sich in die Debatte ein. Obwohl sich der Stadtrat bereits 2015 per Beschluss auf die Stellplatz-Zahl „20 plus/minus 5“ einigt, rumort es weiter bei Geschäftsleuten, Anwohnern, Kirchenleuten und jenen, die nicht auf Parkplätze für Einkäufe, Arzt- und Vhs-Besuche oder den Gottesdienst verzichten können oder wollen.

Ein Platz, zu schade für eine Asphaltwüste mit herumstehenden Autos

Auf der anderen Seite machen jene Druck, die das Herz der Altstadt als zu schade empfinden, um als Asphaltwüste bloß von herumstehenden Autos blockiert zu werden. Der Heimatverein protestiert gegen Überlegungen, das Kriegerdenkmal zu verlegen. Als in der Bürgerversammlung 2016 über den „Plan“-Umbau informiert wird, ist die Schäfflerhalle so voll wie selten. Auch hier werden die kontroversen Meinungen deutlich. Um möglichst allen gerecht zu werden, erarbeitet ein Bürgergremium ein Positionspapier. Beteiligt sind etwa Repräsentanten aus dem Jugendparlament, von Immobilienbesitzern oder der Kirchenstiftung. Die Stadträte lassen sich derweil in Weilheim und Landsberg inspirieren, wie eine gelungene Umgestaltung aussehen könnte. Außerdem fährt das Gremium mehrmals auf Klausur.

Parallel werden Probebohrungen durchgeführt, die Aufschluss über die Bodenbeschaffenheit geben. Aufregung herrscht, als der Bohrkopf an der „Plan“-Einfahrt überraschend zwölf Meter in die Tiefe sackt und statt in den erwarteten Schichten aus Bauschutt und Ton in Wasser landet. Offenbar hat man einen alten Brunnen erwischt. Das Bohrloch wird wieder geschlossen, eine Gefahr für den Verkehr besteht laut Rathaus nicht. Archäologische Grabungen an anderer Stelle fördern 2018 Skelette aus dem Hochmittelalter zutage. Zahlreiche weitere bedeutende Funde sind für Stadt-Verantwortliche und Denkmalschützer ein wesentliches Argument gegen die immer wieder aufkeimende Idee, eine Tiefgarage unter den „Plan“ zu bauen. Auch die Wirtschaftlichkeit wird bezweifelt.

Tiefgarage wird Thema im Bürgermeisterwahlkampf - und in Bürgerbegehren

FW-Rat Josef Dollinger hält an dem Vorschlag dennoch fest und betreibt mit ihm 2014 Bürgermeisterwahlkampf – erfolglos. Auch die FDP will eine Tiefgarage nicht abschreiben, scheitert mit ihrem Bürgerbegehren aber an der nötigen Stimmenzahl. Ein zweites Begehren von Anton Neumaier, Rudolf Haberkorn, Martin Pschorr und Sebastian Kreitmeier nimmt die Hürde. Daraufhin findet ein Bürgerentscheid statt. Die Forderung: Der „Plan“-Umbau dürfe erst beginnen, wenn die entfallenden Parkplätze in unmittelbarer Nähe der Innenstadt rechtlich gesichert und fertiggestellt sind. In der Werbephase sorgt ein Flugblatt der Initiatoren für Aufruhr: Kritiker sehen darin eine Wählermanipulation durch Falschinformationen. Die Verfasser weisen die Vorwürfe jedoch zurück. Am 15. April 2018 votieren 63,7 Prozent im Sinne des Entscheids – doch mit 2622 Ja-Stimmen wird das nötige Quorum knapp verfehlt.

Stadtplaner Ludwig Schegk
Von Stadtplaner Ludwig Schegk stammt der „Plan“-Plan. © Archiv: Alexander Fischer

Der Stadtrat reagiert darauf dennoch und beschließt 2019 einen fünfjährigen Bestandsschutz für den Parkplatz „Alte Polizei“. Umgesetzt wird nun die „Plan“-Planung von Landschaftsarchitekt Ludwig Schegk, der Sieger des Gestaltungswettbewerbs. Seine Variante kostet nach letzten Schätzungen 2,4 Millionen Euro, wobei 60 Prozent Städtebauförderung erwartet werden.

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