Urlauber-Insel will härter durchgreifen: Touristen sollen künftig mehr zahlen

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Drei Millionen Touristen besuchen jährlich Korsika. Manche Kosten für Einheimische explodieren. Jetzt sollen Urlauber eine neue Steuer zahlen.

Ajaccio – Die französische Ferieninsel Korsika will Schluss machen mit der ungerechten Kostenverteilung bei der Müllentsorgung. François-Xavier Ceccoli (LR), Abgeordneter aus der Haute-Corse, hat einen Gesetzentwurf eingebracht, der Urlauber mit einer speziellen Abgabe von 50 Cent bis 1,50 Euro pro Übernachtung und Person belastet. Das nächste Dekret, das die Insel leicht ändern könnte.

Ajaccio im Sommer ist durchaus malerisch, die Großstadt in Korsika zieht viele Urlauber an. © IMAGO/Vlad Ispas

Einheimische zahlen dreimal so viel wie andere Franzosen: Urlauber sollen ausgleichen

Die Ausgangslage ist dramatisch: Während jährlich drei Millionen Touristen die Insel besuchen – zehnmal mehr als die Insel Einwohner zählt –, müssen die 350.000 Korsen überdurchschnittlich hohe Müllgebühren stemmen. Laut Rechnungsprüfungskammer zahlen sie 299 Euro pro Kopf und Jahr für die Abfallentsorgung. Das ist das Dreifache des französischen Durchschnitts und fast das Doppelte der Kosten in anderen Tourismusgebieten, wie Le Figaro berichtet.

„Diese Leute produzieren Müll“, stellt Abgeordneter François-Xavier Ceccoli nüchtern fest. Seine Lösung: Die neue Abgabe soll parallel zur bestehenden Kurtaxe erhoben werden. Bei geschätzten 30 Millionen Übernachtungen könnte die Maßnahme jährlich rund 30 Millionen Euro generieren. Die Kurtaxe ist ein beliebtes Mittel, um Urlauber zur Kasse zu beten.

Touristen unterstützen teure Gerechtigkeit teilweise:

„Das ist eine Maßnahme der sozialen Gerechtigkeit“, argumentiert Ceccoli gegenüber 20 Minutes. Die Einnahmen würden ausschließlich der Abfallwirtschaft zugutekommen und könnten die finanzielle Belastung der Einheimischen erheblich reduzieren. Im Gegensatz zu einer Situation in Paris, in denen der Begriff Overtourism eine Rolle spielt, würde diese spezielle Aktion Bürgern vor Ort helfen.

Erfolgsmodelle aus anderen Urlaubsregionen

Korsika orientiert sich an bewährten Konzepten anderer Tourismusdestinationen. Die Balearen führten bereits 2016 eine Nachhaltigkeitssteuer ein, die je nach Unterkunftsart zwischen 0,50 und 4 Euro pro Nacht beträgt. Laut dem Balearischen Tourismusminister konnten damit über 200 Millionen Euro für Umwelt- und Nachhaltigkeitsprojekte gesammelt werden. Auch Kroatien erhebt seit Jahren erfolgreich eine Kurtaxe, die zur Finanzierung der touristischen Infrastruktur beiträgt und von Urlaubern weitgehend akzeptiert wird.

Quelle: caib.es

Erstaunlich: Viele Urlauber zeigen Verständnis für die geplante Mehrbelastung. „Ich finde es logisch, für den Müll zu zahlen, den wir produzieren, wenn wir irgendwo Urlaub machen“, zeigt sich ein Tourist aus Straßburg einsichtig. „Die örtliche Bevölkerung kann nicht nur die Nachteile des Tourismus haben.“ So handhabt es auch Kopenhagen, die nämlich einen Bonus für Müllsammler versprechen.

Vorbild für ganz Frankreich: Verursacher sollen zahlen

Das zugrundeliegende Verursacherprinzip könnte bei positiver Resonanz auf das gesamte französische Staatsgebiet ausgedehnt werden, wie Le Point berichtet. Bereits 2022 hatte die Rechnungsprüfungskammer eine ergänzende Abgabe zur Kurtaxe vorgeschlagen, um Touristen an den von ihnen verursachten Kosten zu beteiligen

.„Es geht nicht darum, Repressionen einzuführen“, betont Ceccoli gegenüber Le Figaro. „Wir dürfen die Attraktivität der Insel nicht gefährden.“ Die Abgabe wäre für Gemeinden freiwillig und würde die Qualität der Müllsammlung zum Vorteil aller Beteiligten steigern.

Der Gesetzentwurf hat bereits die Zustimmung der Nationalversammlung erhalten, wartet jedoch noch auf das finale Votum der Abgeordneten.

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