Leben in Südostasien: Diese 7 unbequemen Wahrheiten sollten Auswanderer kennen

Lachlan Brown berichtet auf "DM News" von seinen Erfahrungen als westlicher Auswanderer in Thailand und Vietnam. Nach zehn Jahren in Südostasien zieht er ein ehrliches Fazit – voller Faszination, aber auch mit einem klaren Blick auf die Schattenseiten des Expat-Daseins. Seine Erkenntnisse sprechen viele aus, über die sonst kaum offen gesprochen wird.

  • Das unausweichliche Privileg

Brown erzählt, wie ihn anfangs die günstigen Lebenshaltungskosten faszinierten – eine schöne Wohnung, gutes Essen, ein angenehmer Alltag, alles für einen Bruchteil der Kosten im Westen. Doch dieses "günstige Leben" geht oft mit einem gewissen Ungleichgewicht einher. Als westlicher Ausländer profitiert man von globalen Strukturen, in denen ein Abschluss aus Australien oder Englischkenntnisse mehr zählen als lokale Qualifikationen. Diese Realität kann schwer zu ignorieren sein – vor allem im direkten Vergleich mit der Lebensrealität vieler Einheimischer.

  • Die "Ausländer-Blase" ist real
  • Viele Expats nehmen sich vor, tief in die lokale Kultur einzutauchen. Doch nicht selten bleiben sie unter sich – in Cafés, Sportbars oder bei westlichen Feiertagen. Die kulturelle Komfortzone bleibt erhalten, und echte Integration fällt schwer. Brown betont: Erst bewusste Anstrengung und das Überwinden von Sprach- und Kulturbarrieren ermöglichten ihm echte lokale Freundschaften – ein Prozess, der Geduld verlangt.

    •  
    • Das Schuldgefühl, vom Preisvorteil zu profitieren

    Ein günstigeres Leben bedeutet für viele Expats mehr Komfort – Massagen, Essengehen, Haushaltshilfen. Doch dieses Privileg kann auch Schuldgefühle auslösen. Brown erinnert sich an ein Gespräch mit einer vietnamesischen Freundin, die ihn fragte, ob er sich nicht komisch fühle, eine Haushaltshilfe zu haben, obwohl er jung und gesund sei. Viele Auswanderer rechtfertigen sich mit dem Argument, Arbeitsplätze zu schaffen. Doch das ungute Gefühl bleibt oft.

  • Komplizierte Beziehungen und Dating-Dynamiken

  • Das Thema Partnerschaft ist für viele Expats komplexer als gedacht. Während manche echte Verbindungen eingehen, gibt es auch Beziehungen mit unausgeglichenen Erwartungen – auf beiden Seiten. Brown spricht offen darüber, wie kulturelle Missverständnisse, Sprachbarrieren oder ungleiche Machtverhältnisse Beziehungen belasten können – aber auch, wie sie durch Empathie und Lernbereitschaft wachsen können.

    Maya Bay in Krabi Thailand
    Maya Bay in Krabi Thailand Getty
    • Das Gefühl, nie ganz dazuzugehören

    Auch nach zehn Jahren in Thailand und Vietnam fühlt sich Brown manchmal noch wie ein Außenseiter. Sprachkenntnisse und kulturelles Verständnis helfen, aber es bleiben Momente, in denen die Bezeichnung "Farang" oder "Người nước ngoài" einen spüren lässt: Man wird als Fremder wahrgenommen. Diese Distanz gehört für viele Expats zur Lebensrealität – und ist einer der Gründe, warum sich viele eng an andere Ausländer binden.

  • Die Frage der Dauerhaftigkeit

  • Nicht alle bleiben. Viele Auswanderer kommen mit großen Hoffnungen – und gehen wieder. Krankheit, Bürokratie, kulturelle Erschöpfung oder Heimweh bringen viele zurück in die Heimat. Brown selbst ist geblieben, doch er sieht die Herausforderungen klar: Auswandern ist kein ewiger Urlaub, sondern echtes Leben – mit allen Höhen und Tiefen.

  • Verantwortung übernehmen und Balance finden

  • Trotz aller Schwierigkeiten will Brown nicht zurück. Er hat gelernt, bewusster zu leben: Lokale Unternehmen zu unterstützen, die Sprache zu lernen, respektvoll mit kulturellen Unterschieden umzugehen. Für ihn bedeutet das Leben in Südostasien vor allem persönliches Wachstum. Die Balance zwischen Genuss und Verantwortung ist möglich – aber sie erfordert ständiges Reflektieren und Mitgefühl.

    Südostasien ist unglaublich“, schreibt Lachlan Brown – aber eben nicht nur wegen der Strände, dem Essen oder dem entspannten Lebensstil. Für ihn ist das Leben als westlicher Auswanderer vielmehr „eine Reise zu sich selbst“. Es bedeutet, sich mit „unangenehmen Wahrheiten“ auseinanderzusetzen, die mit Privilegien, kulturellen Unterschieden und Identität zu tun haben.

    Brown betont: „Man kann hier leben und das auch verantwortungsvoll tun.“ Wer bereit ist, sich zu hinterfragen und offen zu bleiben, könne „eine der lohnendsten Erfahrungen überhaupt“ machen – auch wenn sie „manchmal moralisch tricky“ sei.

    „Deutschland meilenweit voraus“: Auswanderer berichtet über sein Leben in Thailand

    Bert Hall, der ebenfalls nach Thailand ausgewandert ist, berichtet auf seinem Youtube-Kanal „Berti aus Thailand“ über seine Erfahrungen. Hall schätzt besonders die Ruhe und Gelassenheit in Thailand. Er genießt das einfache Leben und die Natur, was in Deutschland undenkbar gewesen wäre. Im Gespräch mit der „Kreiszeitung Verden“ sagte Hall: „Das wäre in Deutschland niemals möglich gewesen.“

    Hall beschreibt, wie unterschiedlich das Leben in Thailand im Vergleich zu Deutschland ist. Die Menschen sind offen und hilfsbereit und die Infrastruktur ist überraschend gut ausgebaut. Hall erinnert sich an einen Urlaub im Jahr 2008, als Khon Sai bereits über ein Glasfasernetz verfügte. „Da sind sie Deutschland meilenweit voraus“, erklärte er im Interview mit der „Kreiszeitung Verden“.