Polizeieinsatz in Mannheim „dilettantisch“? Lanz im ZDF fassungslos – CDU-Politiker kontert wütend

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Die Messerattacke von Mannheim war auch bei Markus Lanz TV-Talk Thema: Für Diskussionen sorgte aber nicht die Herkunft des afghanischen Täters, sondern Kritik am Polizeieinsatz.

Mannheim – Die Messerattacke von Mannheim sorgte in der ZDF-Sendung von Markus Lanz am 4. Juni für hitzige Diskussionen. Der Grund: Die Journalistin Anna Lehmann nannte den Polizeieinsatz in Mannheim bei einer Veranstaltung der islamkritischen Bewegung Pax Europa, bei dem ein Polizist tödlich verletzt wurde, „dilettantisch“.

Journalistin kritisiert Polizei: Einsatz in Mannheim fehlerhaft geplant

Eigentlich sollte nach den Vorfällen am Wochenende in der Talk-Sendung über Themen wie Abschiebung und Integration gesprochen werden. Stattdessen kritisierte die Journalistin Lehmann die Polizei: „Natürlich haben die ihr Leben gegeben, aber hätte dieser Einsatz anders geplant werden können? Hätten diese Polizisten anders vorbereitet werden können auf das?“, fragte Lehmann in der Sendung. In ihren Augen sei der Polizeieinsatz dilettantisch abgelaufen.

Thorsten Frei und Luisa Neubauer zu Gast bei Markus Lanz
CDU-Politiker Thorsten Frei (Mitte) war schon öfter Gast bei Markus Lanz. © Cornelia Lehmann/ZDF

Die Journalistin der taz argumentierte, dass sie sich mit Blick auf die Bilder aus Mannheim stark gewundert habe, „dass ein bekannter Islamhasser, […] der vom Verfassungsschutz beobachtet wurde“, überhaupt in „einer migrantisch geprägten Einwandererstadt“ stehen und seine Parolen verbreiten konnte. „Wie kann es eigentlich sein, dass der nicht adäquat bewacht wird?“, fragte Lehmann. Moderator Lanz und CDU-Politiker Thorsten Frei, ebenfalls Gast in der Sendung, reagierten fassungslos. „Die Polizei war doch da“ , so Frei.

CDU-Politiker schockiert: Lehmann betreibe Täter-Opfer-Umkehr

Lehmann blieb bei ihrer Sicht und kritisierte, dass die Polizei vor Ort nicht einmal gewusst habe, „wen sie eigentlich schützen sollte“. Frei konterte: „Was wollen Sie denn mit dieser Relativierung erreichen? Das ist doch eine Täter-Opfer-Umkehr.“ Die Polizei habe „ausgesprochenen Mut“ bewiesen und sei unmittelbar da gewesen.

Rückblick: Am Freitagvormittag (31. Mai) zückte ein 25-Jähriger mit afghanischer Staatsbürgerschaft in der Innenstadt auf dem Marktplatz bei einer Veranstaltung der islamkritischen Bewegung Pax Europa (BPE) ein Messer. Er verletzte sechs Männer, darunter den Polizisten. Der 29-Jährige erlag am Sonntagnachmittag seinen Verletzungen. Der Angreifer hatte dem Beamten mehrmals in den Kopfbereich gestochen. Durch den Schuss eines weiteren Polizisten wurde er gestoppt. Unter den Verletzten waren laut Polizei ein Iraker und ein deutsch-kasachischer Doppelstaatler. 

Messerangriff auf Marktplatz
Die Polizei sicherte nach dem Angriff Spuren auf dem Mannheimer Marktplatz. © Uwe Anspach/dpa

Die Messerattacke von Mannheim hat eine Debatte über Abschiebungen, auch nach Afghanistan, ausgelöst. „Das war ein islamistisches Attentat, was wir dort erlebt haben“, sagte CDU-Politiker Frei in der Sendung und forderte harte Konsequenzen, auch wenn das Motiv des Täters noch nicht bestätigt sei. Journalistin Lehmann warnte vor einer Vorverurteilung, denn der Verdächtige sei noch nicht vernommen worden, und trotzdem werde direkt von einem islamistischen Motiv ausgegangen.

Verdächtiger stammt aus Afghanistan: Debatte über Abschiebungen erneut entfacht

Für Lehmann müsse sich statt auf die Diskussion der Abschiebung eher auf die Frage konzentriert werden, wie es passieren kann, dass Menschen sich in Deutschland so schnell radikalisieren. Außerdem betonte Lehmann, dass eine Abschiebung nichts gebracht hätte, da sich der Mann bislang nichts zuschulden habe kommen lassen.

Nach der Messerattacke wurde lediglich bekannt, dass der Tatverdächtige ein abgelehnter Asylbewerber ist. Im Juli 2014 sei das Asylgesuch des Afghanen abgelehnt worden, berichtete die „Welt“ am Montag (3. Juni). Neun Jahre später habe er eine befristete Aufenthaltsgenehmigung bekommen.

Anteilnahme bei einer Kundgebung nach Messerattacke in Mannheim
Die Tat in Mannheim sorgte für große Anteilnahme. Bei einer Kundgebung "Mannheim hält zusammen" wurde viele Blumen in der unmittelbaren Nähe des Tatorts niedergelegt. © Uli Deck/dpa

Aufgrund des Aufenthaltsstatus des Afghanen forderte der CDU-Gast einen grundlegenden Paradigmenwechsel in der Migrationspolitik und sagte: „Es ist zwingend notwendig, dass Straftäter und auch Gefährder in ihre Herkunftsländer zurückgeführt werden.“ Integrationsforscher Ahmad Mansour, ebenfalls Gast in der ZDF-Sendung, schlug sich auf die Seite von Lanz und Frei: „Von der Politik erwarte ich, dass sie handelt.“ In dem Zusammenhang könnten laut Mansour auch Abschiebungen nach Afghanistan nicht ausgeschlossen werden, denn: „Es handelt sich hier um radikale Islamisten. Die wären in Afghanistan viel besser aufgehoben als in Deutschland“. (bg/dpa)

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