Fahrbericht BMW X6 M: Dieser BMW würde sogar Donald Trump gefallen
Es hat Zeiten gegeben, in denen liebte US-Präsident Donald Trump die leistungsstarken Luxusmodelle aus Europa und als erfolgreicher Geschäftsmann speziell jene der deutschen Marken. Wie die ausufernden Strafzölle beweisen, sieht das mittlerweile ganz anders aus. Doch in den BMW X6 M Competition dürfte sich Trump dennoch verlieben – nicht allein, weil dieser aus Spartanburg / South Carolina stammt.
BMW baut den X6 in den USA - zum Glück
Auch wenn der bullige BMW X6 in seiner stärksten Ausprägung mit dem M-Signet am Heck stolz unter der BMW-Fahne segelt, hat er mit Deutschland und Europa nicht viel zu tun. Wie alle X-Modelle ab dem X3 stammt läuft auch der X6 seit Jahren aus dem größten BMW-Werk der Welt in den amerikanischen Südstaaten und fällt daher nicht die gewaltigen Strafzölle. Die lokale Produktion in den USA mit entsprechenden lokalen Komponenten sorgen für eine Umsetzung des Dauerbrenner-Slogans „Make America Great Again“.
Doch nicht allein Donald Trump hebt beim SUV-Coupé als brachiale Kraftmaschine im eng anliegenden SUV-Dress den Daumen. Der BMW X6 ist zusammen mit dem X5 das erfolgreichste Modell, dass im gigantischen US-Werk produziert wird. Die Kunden lieben den edlen Doppelpack und speziell die potente Sportversion, mit einer brachialen Front, mächtigen Schürzen, 22-Zoll-Radsatz und einer vierflutigen Auspuffanlage aus ihren sportlichen Ambitionen keinerlei Hehl macht.
Potente M-Version ist Liebling der Amerikaner
Doch die optischen Dreingaben sind das eine, denn bei einer M-Variante macht in erster Linie der Antrieb die Musik und der aufgeladene 4,4-Liter-V8 klingt nicht allein betörend, er bietet brachiale Fahrleistungen. Natürlich interessiert es im Alltag keinen der bestens betuchten Kunden, die gerne mindestens 170.800 Euro für das Luxusgefährt ausgeben, dass man den rund 2,4 Tonnen schweren Koloss aus dem Stand in weniger als vier Sekunden über die Tempo-100-Marke pressen kann. Doch die 750 Nm maximales Drehmoment, die der Achtzylinder mit seiner imposanten, jedoch wenig aufdringlichen Art für den standesgemäßen Vortrieb zur Verfügung stellt, sorgt zumindest mit dem marketinggeneigten M-Drivers-Paket (2.450 Euro) für bis zu 290 km/h Spitze. Das würde Donald Trump bei einem aktuell nicht geplanten Ausflug auf deutsche Autobahnen gefallen. Ganz sicher!
BMW X6: Imposant, aber nicht krawallig
Anders als der noch stärkere BMW XM, dessen Achtzylinder noch mit einem Elektromodul unterstützt wird, ist der Auftritt des BMW X6 M Competition imposant, aber nicht krawallig. Das setzt sich im edlen Innenraum fort, der einen mit nahezu perfekten Ledersportsitzen verzückt, die selbst endlos lange Highway-Passagen ohne jegliche Ermüdungserscheinungen vorüberziehen lassen.

Weiches und bestens verarbeitetes Leder, wohin das Auge auch schaut; vorne wie hinten angenehme Platzverhältnisse nebst großzügigem Ladeabteil – dieser Sportler ist ein Familienfreund, der jederzeit zu einer wilden Bestie werden kann. Der V8-Turbo sorgt mit minimalem Elektroboost in der Getriebekuppel nebst 48-Volt-Bordnetz für schamlosen Vortrieb, wenn der Pilot es nur wünscht. Sportwagen bekommen es mit der Angst zu tun, wenn die düstere Front des X6 M im Rückspiegel auftaucht und der Koloss vorbei spurtet als wäre es nichts, sich bei maximalen Highway-Tempi in den Fahrtwind zu stemmen.
Sportwagen-Fahrer bekommen es mit der Angst zu tun
Wer Gas gibt, hat beste Laune und muss diese teuer bezahlen, denn dann verabschiedet sich der Durst schnell in üppige Höhen. Doch auf den amerikanischen Highways mit ihren Tempolimits lässt sich X6 M problemlos unter zwölf Liter bewegen – selbst für diese Fahrzeugklasse kaum noch vertretbar, um nicht angefeindet zu werden. Stören dürfte das Donald Trump jedoch nicht – im Gegenteil.
Wenn sich der stimmgewaltige US-Präsident schon in diesen Motor verguckt, was würde der dann wohl zum Fahrwerk sagen? Thumps up! Ganz sicher, denn bei aller Sportlichkeit ist es zwar straff, aber nie hart und auch auf langen Strecken sehr ausgewogen.
Zugegeben schmerzen die amerikanischen Querfugen und Rillen auf aufgefahren Pisten, doch auf kurvigen Landstraßen katapultiert sich der 4,95 Meter lange BMW X6 M mit seinen elektronischen Dämpfern in eine eigene Dimension mit feiner Lenkung und exzellenten Bremsen. Wankbewegungen? Fehlanzeige. In engen Kehren verteilt sich die Motorleistung heckgeneigt an jene Räder, die die beste Haftung haben und sorgt so für maximalen Vortrieb und für ein echtes Sportwagengefühl, das allein vom gewaltigen Gewicht konterkariert wird, das der Südstaaten-Bayer nie kaschieren kann. Die zahlreichen Programme und roten Taster am dicken Lenkrad sind sicher eine feine Sache, um im Freundeskreis für anerkennende Blicke zu sorgen; spielen in der Realität jedoch keine Rolle, denn weder in den USA noch Europa oder Asien verfährt sich einer der X6-M-Kunden auf eine Rennstrecke oder übt nächtens Vollgasstarts.
Preis: 170.000 Euro und freche Aufpreis-Politik
Aber diese Insignien sorgen eben für die notwendige Unterscheidung zu den alles andere als schwächlichen X5- / X6-Brüdern. Dass sich die Fahrprogramme und einzelne Taster nahezu nach Gusto frei mit variablen Einstellungen für Fahrwerk, Lenkung, Gasannahme oder Auspuff-Trompeten belegen lassen, irritiert mehr als es hilft und durch die verschiedenen Themenwelten mit dem munter illuminierten Zentralbildschirm blicken selbst ausgemachte Autofans nicht mehr durch.
Dass sich BMW bei einem 170.000-Euro-Auto Details wie Sitzheizung vorne plus hinten und Becherhalter mit 900 Euro extra bezahlen lässt, mag einen ebenso überraschen wie 3600 weiteren Euros für Dämmglas und Sitzklimatisierung oder das 2900 Euro teure Travelpaket mit Ablagesystem und manuellen Fondrollos. Donald wird es kaum stören. Denn alles ist made in America.