Dramatischer Rückgang beim Wärmepumpen-Absatz – Hersteller müssen Jobs in ganz Europa abbauen

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Der Verkauf von Wärmepumpen ist nicht nur in Deutschland 2023 eingebrochen. In ganz Europa sank der Absatz deutlich – was Hersteller zu Konsequenzen zwingt.

Berlin – Der Wärmepumpen-Boom ist wieder vorbei oder hat zumindest eine Delle bekommen. Das zeigen die neusten Daten des europäischen Wärmepumpenverbands EHPA, die am Dienstag (27. Februar) präsentiert wurden. Demnach ist der Absatz bei Wärmepumpen in 14 Ländern Europas im vergangenen Jahr um fünf Prozent eingebrochen. Zwischen 2021 und 2022 hatte der Verband eine Steigerung um 37,6 Prozent verzeichnet.

Was auf den ersten Blick vielleicht nicht nach viel klingt, hat auf den zweiten Blick schon reale Konsequenzen: Hersteller sehen sich in Europa gezwungen, Jobs abzubauen und Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken. Investitionen werden zurückgestellt. Und das, obwohl die Branche eigentlich jetzt richtig Fahrt aufnehmen müsste.

Energiepreise und verwirrende Politik: Verband rechnet ab

Die 14 Länder, deren Absatzzahlen bei der Pressekonferenz des EHPA vorgestellt wurden, repräsentieren nach Verbandsangaben 90 Prozent des europäischen Wärmepumpenmarktes. Entsprechend könne man anhand dieser Zahlen einen verlässlichen Trend ablesen.

Der Einbruch der Verkaufszahlen hat dem Verband zufolge mehrere Gründe. So habe es in den verschiedenen Ländern Verunsicherung durch neue Förderpläne gegeben, wie in Deutschland besonders in der Debatte um das Heizungsgesetz anschaulich wurde. Zum anderen seien auch die veränderten Energiepreise ausschlaggebend gewesen: Der Gaspreis ist nach dem explosionsartigen Anstieg im Jahr 2022 im vergangenen Jahr stetig zurückgegangen und bleibt jetzt auf einem deutlich niedrigeren Niveau als der Strompreis. Das kritisiert der Verband deutlich und fordert Maßnahmen, die den Strompreis langfristig senken. Weiter habe ein neues EU-Verbot von Wärmepumpen mit sogenannten F-Gasen ebenfalls für Rückschläge in der Branche gesorgt.

„Wenn Europa es ernst meint mit der Unterstützung von Netto-Null-Industrien, der Dekarbonisierung und der Erreichung größerer Energieunabhängigkeit, kann es sich nicht leisten, zu zögern. Ein angemessener Aktionsplan zeigt den Wählern, dass die EU-Politiker sie unterstützen. Je länger wir warten, desto herausfordernder wird die Dekarbonisierung von Heiz- und Kühlsystemen sein“, sagt Verbandsvorsitzender Thomas Nowak.

Rechter Rand macht Stimmung gegen die Wärmepumpe

Was den Wärmepumpenverband außerdem bewegt, ist die Art und Weise, wie insbesondere Akteure am rechten politischen Rand die Wärmepumpe als neues Wahlkampfthema erkannt haben. In Deutschland könne man das besonders anschaulich sehen, wo die AfD die Wärmepumpe als „Kostenfalle“ bezeichnet und Stimmung gegen die Technologie macht. Aber auch in anderen Ländern, wie Großbritannien, ist ein Kulturkampf um erneuerbares Heizen entfacht – sodass Premierminister Rishi Sunak die Pläne der Regierung, Gas- und Ölheizungen zu verbieten, nun zurückgenommen hat. Und auch die EU selbst hat im Hinblick auf die kommenden Europawahlen im Sommer eine wichtige Wärmepumpenrichtlinie zurückgestellt. Ob diese in der neuen Legislaturperiode umgesetzt wird, ist völlig offen.

Vaillant
Ein Mitarbeiter der Firma Vaillant montiert eine Wärmepumpe im Stammwerk des Unternehmens. In ganz Europa ist der Verkauf von Wärmepumpen zurückgegangen. © Roberto Pfeil/dpa

Dabei hat die EU-Kommission eigentlich vorgegeben, bis 2030 rund 60 Millionen Wärmepumpen in der EU einzubauen, um die Klimaziele in Europa zu erreichen. Die entspräche einer durchschnittlichen Absatzsteigerung von 17 Prozent pro Jahr.

Daikin, Vaillant und Co. müssen sparen – Jobs gefährdet

Die sinkenden Absatzzahlen und die Unsicherheit bei Verbrauchern, geschürt durch rechte Parolen, haben für die Hersteller von Wärmepumpen schon echte Konsequenzen. Nach Angaben des EHPA sind davon europaweit schon jetzt 3000 Jobs betroffen, die entweder abgebaut oder in Kurzarbeit versetzt wurden, da der Markt sich nicht so entwickelt, wie noch Ende 2022 vermutet.

So wurden Mitarbeiter bei Daikin, Vaillant, Saunier Duval und Stiebel Eltron in Kurzarbeit geschickt, während der schwedische Hersteller Nibe plant, 500 Stellen abzubauen. Die französische Firma Groupe Atlantic hat die Arbeit in einem ihrer Produktionsstätten auf nur noch zwei Tage die Woche gekürzt. Auch die irische Firma GlenDimplex, die in Frankreich und Deutschland Wärmepumpen herstellt, hat Investitionen in neue Kapazitäten nach eigenen Angaben zurückgestellt. Die Firma erwartet für 2024 einen ähnlichen Verlauf wie 2023. Ob sich die EU-Ziele angesichts dessen noch realisieren lassen, ist äußerst fraglich.

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