Rise Against: "Manchmal starren Leute einen einfach an und fragen: 'Was macht ihr da?'"

In den 00er Jahren wurden Rise Against zwischen all den Emo- und Metalcore-Bands zu Stars, konnten Millionen Platten verkaufen. Noch immer füllt das Quartett große Hallen, spielt auf Festivals eher spät. So auch bei "Rock am Ring" und dem "Hurricane".

"Wir haben dieses Jahr die vier großen Festivals gespielt – in einer Woche 'Rock am Ring' und 'Rock im Park', dann das 'Southside' und 'Hurricane'. Ich erhole mich immer noch davon", lacht Rise-Against-Bassist Joe Principe im Telefonat mit FOCUS online. "Dieses Jahr war großartig. Die Festivaltour, die wir gespielt haben, war wirklich einfach etwas Besonderes. Das nach 25 Jahren als Band tun zu können, ist für mich einfach wirklich erstaunlich."

Joe Principe auf dem "Hurricane" Festival
Joe Principe auf dem "Hurricane" Festival Imago Images

Rise Against trauen sich noch immer was

Auf den Konzerten im Frühjahr 2025 und den Festivals wurde bereits der neue Song "Nod" live vorgestellt. Für eine Band ist es immer ein Wagnis, Fans bei einer Performance Neues vorzustellen. Immerhin wollen die Kartenbesitzer die Knaller der Band hören. Doch die erste Single des neuen Albums kam gut an. "'Nod' hat, so empfand ich, eine sehr gute Reaktion für einen neuen Song bekommen. Weißt du, manchmal starren die Leute einen einfach an und fragen: 'Was macht ihr da?' Das ist uns beim Spielen von 'Nod' nicht passiert – zum Glück. Das hätte auch anders ausgehen können."

Ein Grund, warum die Gruppe auch dieses und nächstes Jahr wieder viel unterwegs sein wird, ist das neue Album "Ricochet". Seit der Veröffentlichung am 15. August wird im Internet viel über die recht komprimierte, etwas ungewöhnliche Produktion gesprochen. Die Songs klingen wenig druckvoll, dafür interessant. Ein Effekt, den die Gruppe wohl bewusst so gewählt hat.

Principe: "Wir haben bei 'Ricochet' mit einer anderen Produzentin zusammengearbeitet. Ihr Name ist Catherine Marks aus London. Sie hat uns irgendwie dazu gebracht, zu unseren Wurzeln zurückzukehren, so dass die Platte sehr rockig und in einer sehr Live-Umgebung aufgenommen wurde." In der Tat klingt die LP roh – wenn auch anders roh als früher. 

"Es klingt wie eine Ausrede"

Genau wie früher ist jedoch der soziale Aspekt der Lyrics. Rise Against waren seit jeher eine politische Band, die viel über das Miteinander der Menschen singt. Doch wie gehen Musiker, die sich jeden Abend auf der Bühne politischen Songs widmet, mit den dauernd negativen Nachrichten aus der Welt um?

"Es klingt wie eine Ausrede, aber manchmal merke ich – zum Wohle meines eigenen geistigen Wohlbefindens – dass ich einfach die Nachrichten und die Welt abschalten muss", so der Punkrocker zu FOCUS online. "Ich muss mich auf das konzentrieren, wie die Welt in meinem Zuhause ist: meine Kinder, meine Frau. Derzeit passiert so viel Mist auf einmal in den Vereinigten Staaten. Es ist sehr beunruhigend und eine sehr beängstigende Zeit ist. Da muss man einfach mal den Kopf ausschalten können."

Beim Abschalten hilft ja bekanntlich auch Musik.