Trump verhandelt, Putin schafft Fakten – Wettlauf um Ukraine-Schatz scheint fast entschieden

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In der Ukraine liegen gewaltige Vorkommen seltener Rohstoffe. US-Präsident Trump strebt einen Deal dazu an. Allerdings läuft die Zeit davon.

Kiew – Die ukrainische Regierung hat einem Deal mit US-Präsident Donald Trump „im Grunde zugestimmt“. So jedenfalls sagte es Trump selbst, kurz nachdem seine Regierung Kiew einen entsprechenden Vorschlag vorgelegt hatte. Darin ging es vor allem um das Interesse der USA an ukrainischen Bodenschätzen. Mehrere Tage später kann von einer Zustimmung kaum mehr die Rede sein; zwischen Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ist die Stimmung abgekühlt. Gleichzeitig aber drängt die Zeit, und Russland gibt das Tempo vor.

Russland erlangt Kontrolle über wichtige Bodenschätze – Donald Trump läuft die Zeit davon

Offenbar sind russische Soldaten nur noch wenige Kilometer vom Gebiet Schewtschenko (gelegen in Donezk) entfernt, in dem ein gewaltiges ukrainisches Lithium-Vorkommen liegt. Die Soldaten nähern sich dem Vorkommen aus drei verschiedenen Richtungen, hatte der Focus unter Berufung auf den ukrainischen Militärblog Deep State berichtet. Dieser wiederum hatte auf nicht näher genannte Insider-Informationen zurückgegriffen.

Wladimir Putin in Moskau.
Wladimir Putin in Moskau (Symbolfoto). In der Ukraine liegen gewaltige Vorkommen seltener Rohstoffe. US-Präsident Trump strebt einen Deal dazu an. Allerdings läuft die Zeit davon. © IMAGO / ITAR-TASS

Die großen Reserven an Bodenschätzen, über die die Ukraine verfügt, waren bereits im US-Wahlkampf ins Licht öffentlichen Interesses gerückt. Dem US-Präsidenten Donald Trump ist sehr daran gelegen, sich diese Schätze zu sichern – er hatte der Ukraine bereits ein Angebot gemacht, dass sie den USA als Bezahlung für bereits geleistete Militärhilfen große Mengen der wichtigen Ressourcen abtritt.

Dabei gibt es allerdings zwei grundsätzliche Probleme: Erstens liegen größere Mengen der wertvollen seltenen Erden im Osten der Ukraine, und zweitens sind dort weite Gebiete unter der Kontrolle von Kreml-Diktator Wladimir Putin. Die Ukraine und ihre westlichen Verbündeten spielen also auf Zeit, was Rohstoff-Deals angeht: Sobald Russland sich die Vorkommen einverleibt, wird ein Handel schwierig. „Angesichts des Tempos auf dem Schlachtfeld ist es wahrscheinlich, dass die Russen in den kommenden Wochen in dieses Gebiet vordringen werden“, zitierte der Focus Konrad Muzyka, Direktor des Militärberaters Rochan in Polen.

Ressourcen-Schatz in der Ukraine – Lithium-Vorkommen und Seltene Erden kaum erforscht

Die Ukraine gilt als eines der wichtigsten Länder, was kritische Rohstoffe angeht. Das Land macht zwar nur 0,4 Prozent der Erdoberfläche aus, verfügt jedoch über große Vorkommen Seltener Erden, rund 20 verschiedene kritische Rohstoffe und Metalle wie Titan (das etwa in der Luftfahrt oder der Verteidigungsindustrie genutzt wird) oder eben das für die Elektromobilität lebenswichtige Lithium. Weiterhin finden sich Vorkommen von Cer, Yttrium und Neodym in den Böden der Ukraine.

Schon vor Jahren hatte der Deutsche Bundestag auf diese Ressourcenvielfalt hingewiesen. Es lägen hunderte Lagerstätten von Metallerzen mit Seltenen Erden in der Ukraine, viele noch nicht erforscht und nicht erschlossen. Besonders hob ein entsprechender Bericht das Gebiet zwischen der Region Asowsches Meer und den Mazurivske-Lagerstätten hervor, die beide im Osten der Ukraine verortet sind. Dort lägen „einzigartige Reserven“ und „große prognostizierte Vorkommen“.

Militärexperten hatten 2022 darauf hingewiesen, dass diese Ressourcen der eigentliche Grund für den Krieg sein könnten.

Eiszeit zwischen Washington und Kiew – Zeit für einen Deal läuft davon

Dabei ist jedoch nicht zu 100 Prozent klar, welche Ressourcen tatsächlich in welchem Umfang abgebaut werden können. Die Ukraine hatte gerade erst mit der Erforschung angefangen, vom Abbau ganz zu schweigen. Für Industrienationen rund um den Globus sind die ukrainischen Schätze ungemein wichtig, finden sich doch unter den vorhandenen seltenen Erden viele Ressourcen, die die Europäische Union in ihrem Critical Raw Materials Act aufführt. Dieser hatte mitunter definiert, welche Ressourcen im Zuge der Energiewende eine besondere Rolle spielen werden.

Aktuell sieht es danach aus, als hätte sich Trump den direkten Zugang zu diesen seltenen Erden fürs Erste verbaut. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist nicht bereit, ohne entsprechende Sicherheitszusagen einen Deal mit den USA zu unterstreichen, und Trump, der recht eng an Kreml-Rhetorik argumentiert, macht keinerlei Anstalten auf eine Deeskalation der Beziehungen zwischen Washington und Kiew. Während der Westen sich an Trump abarbeitet, rückt Russland weiter vor.

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