Demenz-Studie: Zwei Faktoren bestimmen, ob es weiter vererbt wird

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Gibt es eine familiäre Vorbelastung bei Demenz, ist das Risiko, selbst zu erkranken, viermal so hoch wie beim Rest der Bevölkerung. Zwei Faktoren spielen dann eine wichtige Rolle.

Frankfurt – Eine Demenz-Erkrankung kann unterschiedliche Ursachen haben. Zu den bekannten Risikofaktoren zählen beispielsweise Übergewicht, Bluthochdruck, Bewegungsmangel und Ernährungsweise. Alzheimer – die häufigste Form von Demenz – kann laut Informationen der Alzheimer Forschung Initiative jedoch auch eine Erbkrankheit sein. Allerdings kommt die erbliche Form sehr selten vor: Sie betrifft nur etwa ein Prozent aller Erkrankten. Forscher haben nun herausgefunden, dass zwei Faktoren für die Vererbung entscheidend sind.

Demenz als Erbkrankheit: Risiko steigt um Vierfache bei familiärer Vorbelastung

Nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft steigt das eigene Risiko für Demenz gegenüber dem Bevölkerungsdurchschnitt um das Vierfache, wenn ein Verwandter ersten Grades (Eltern, Geschwister oder Kinder) unter der neurodegenerativen Erkrankung leidet. Die Wahrscheinlichkeit, selbst im Laufe des Lebens an Demenz zu erkranken, liegt dann bei etwa 20 Prozent. Wissenschaftler der McGill University in Kanada entdeckten in ihrer Studie, die im Fachmagazin Neurology veröffentlicht wurde, nun zwei Faktoren, die für die Vererbung der Erkrankung ausschlaggebend sind.

Älterer Mann sitzt auf Sofa
Personen, deren Vater an Alzheimer erkrankt waren, zeigten sich in einer Studie anfälliger für Demenz. © Pond5 Images/IMAGO

Untersucht wurden dafür 243 Teilnehmer, die familiär vorbelastet und im Durchschnitt 68 Jahre alt waren, über einen Zeitraum von beinahe sieben Jahren. Mindestens ein Elternteil oder zwei Geschwister der Teilnehmenden waren bereits an Alzheimer erkrankt. Mithilfe von Gehirnscans testeten die Wissenschaftler Denk- und Erinnerungsfähigkeiten zu Beginn und im Laufe der Studie. Zu Beginn der Studie konnten die Forscher keine typischen Symptome wie etwa Gedächtnis- oder Konzentrationsprobleme feststellen. Schließlich zeigten 71 Personen während der Studie eine leichte kognitive Beeinträchtigung, die als Alzheimer-Vorläufer zu werten ist.

Demenz-Risiko: Forscher entdecken zwei Faktoren, die Studienteilnehmer besonders anfällig machten

Die Studienergebnisse zeigten, dass bei Probanden, die folgende zwei Faktoren erfüllten, das Tau-Protein im Gehirn breiter verteilt war:

  • Der Vater der Probanden hatte Alzheimer.
  • Die Probanden waren weiblich.

Was ist ein Tau-Protein?

Beim Tau-Protein handelt es sich um ein Strukturprotein in den Nervenzellen. Dieses unterstützt die Stabilität der Zellen. Bei Alzheimer und Demenz verändert sich das Tau-Protein und die Regulation von Tau gerät aus dem Gleichgewicht. Diese Veränderungen führen wiederum zu Ablagerungen, die die Nervenzellen schädigen und dadurch den Austausch von Informationen im Gehirn blockieren. Außerdem weiten sie sich mit der Zeit auf sämtliche Gehirnregionen aus.

Gleichzeitig wiesen weibliche Teilnehmer stärkere Tau-Ablagerungen auf. Dass Menschen mit einem an Alzheimer erkrankten Vater offenbar anfälliger für die Verbreitung des Tau-Proteins im Gehirn sind, überraschte die Wissenschaftler. Sie nahmen an, dass sie „mehr Gehirnveränderungen bei Menschen mit betroffenen Müttern sehen“, so Studienautorin Sylvia Villeneuve in einer Pressemitteilung. Die neuen Erkenntnisse könnten dabei unterstützen, in Zukunft personalisierte Behandlungen zu entwickeln, um Menschen vor Alzheimer zu schützen. (jbr)

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