Sinn Power will vertikale Fotovoltaik-Module in Unterbrunn errichten
Philipp Sinn erweist sich immer wieder als innovativ, was das Thema Fotovoltaik angeht. Sein neuester Clou: Anlagen mit vertikalen Modulen.
Gauting – Der Tagesordnungspunkt kam unscheinbar daher: Unter Punkt 5.15 in der jüngsten Gautinger Bauausschuss-Sitzung hieß es lediglich: „Bauantrag für die Errichtung einer Freiflächen-Fotovoltaikanlage auf einer Ackerfläche in Unterbrunn, Hausener Straße 25“. Doch dahinter könnte sich eine kleine Revolution verbergen: Dort soll nämlich, anders als bislang üblich, nicht mit waagrechten, sondern mit senkrechten Modulen gearbeitet werden. „So kann weiter Landwirtschaft betrieben werden“, sagte Sitzungsleiter Markus Deschler. Der Antrag ging einstimmig durch.
Der Antragsteller ist Philipp Sinn (45), Gründer und CEO von Sinn Power an der Germeringer Straße. Der Gautinger, der sich in London zum Wirtschaftsingenieur ausbilden ließ und in München Maschinenbau studierte, hat in der Vergangenheit mehrfach von sich reden gemacht, wenn es darum ging, für Fotovoltaik möglichst viele Anwendungsgebiete zu erschließen. So, als er schwimmende Anlagen erfand aus der einfachen Überlegung heraus, dass weit mehr als die Hälfte der Erdoberfläche mit Wasser bedeckt ist. Was folgte, waren unterem anderem Pläne für eine schwimmende Fotovoltaikanlage auf Schönungsteichen im Klärwerk Eching.
Jetzt also die vertikalen Anlagen, die beweglich sind und die in Ost-West-Richtung aufgestellt werden. Dass Philipp Sinn das Projekt in seiner Heimatgemeinde startet, ist kein Zufall: „Als Gautinger Unternehmen freuen wir uns besonders und sind dankbar, dass uns unsere Gemeinde in unserem Vorhaben, in Unterbrunn die weltweite Erstveröffentlichung dieser innovativen Agri-Fotovoltaikanlage zu realisieren, unterstützt“, sagt er auf Anfrage des Starnberger Merkur.

Wer die Diskussion um Fotovoltaik verfolgt hat, weiß, dass die Versiegelung von Flächen stets ein strittiges Thema gewesen ist. Dagegen ist das Konzept von Agri-PV entwickelt worden. Darunter verstand man bislang Module, die in der Höhe Strom produzieren, während auf dem Boden weiter Landwirtschaft betrieben wird. Sinn Power bringt nun eine neue Variante ins Spiel: „Diese Art von Agri-Fotovoltaikanlage hat es so noch nicht gegeben“, sagt der Unternehmer. Das Besondere: „Vertikal aufgeständerte Module, die unter Windlasten auslenken und nicht im Boden verankert werden müssen.“ Der Name des Projekts: SKipp Agri. Es wurde in Baden-Württemberg bereits ausführlich getestet.
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Das Besondere bei SKipp Agri gegenüber herkömmlichen Agri-PV-Anlagen: Die je rund 200 Kilogramm schweren Module müssen nicht aufwendig gepfählt oder anderweitig im Boden verankert werden. Im Gegenteil, sie sind transportabel. Neben der sogenannten Flächeneffizienz ist bemerkenswert, dass in Dürrephasen sogar eine leichte Verschattung zu besseren Erträgen führen kann. Außerdem handelt es sich nach Angaben des Unternehmens um die wirtschaftlichste Lösung am Markt, da diese Technologie einen bis zu 20 Prozent höheren Stromertrag im Vergleich zu den nach Süden ausgerichteten PV-Anlagen erzielt. Da kein Eingriff in den Boden nötig ist, seien die Anlagen auch für sensible Zonen wie in Wasserschutzgebiete oder ehemalige Deponien geeignet.
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In Unterbrunn sind laut dem Antrag 2345 Module auf einer Fläche von 3750 Quadratmetern vorgesehen. Das Feld ist neun Hektar groß. Insgesamt soll eine Leistung von 1650 Kilowatt-Peak erreicht werden. Die Gautinger Gemeinderäte freuten sich über das, was da entstehen soll. „Wir stehen dem sehr aufgeschlossen gegenüber“, sagte Hans-Wilhelm Knape (Grüne). Es könnte ein Pilotprojekt sein, das Schule macht.
Demnächst wird Philipp Sinn persönlich zu diesem Thema Rede und Antwort stehen. Die Gautinger Grünen laden für Montag, 22. April, ab 19 Uhr ins Bosco zur Infoveranstaltung „Klimaschutz Gauting – Agri Fotovoltaik“. Beginn: 19 Uhr. Sinn und der Umweltreferent des Gemeinderats, Hans-Wilhelm Knape, erläutern die Potenziale der Technologie. Die Moderation übernimmt Ortsvorsitzender Heiko Braun.
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