Weiteres EU-Land will Atomkraftwerke abschalten – Betreiber warnen vor „großem deutschem Fehler“
Deutschland ist nicht alleine bei seiner Entscheidung, Atomkraftwerke abzuschalten. In einem weiteren EU-Land wird die Diskussion heftig geführt.
Madrid – Seit April 2023 betreibt Deutschland keine Atomkraftwerke mehr. Die Abschaltung der letzten AKWs im Land war hochumstritten – und im Wahlkampf hat Friedrich Merz (CDU) noch damit geworben, die Wiederinbetriebnahme der Kraftwerke nochmal prüfen zu wollen. Betreiber der AKWs lehnen einen solchen Schritt jedoch ab.
Der deutsche Weg wird im Ausland genau beobachtet, die meisten EU-Nachbarstaaten gehen einen ganz anderen Weg und investieren wieder mehr in Atomkraft, um die Klimaziele erreichen zu können. Doch in Spanien hält die Regierung an ihrem Pfad für das Atom-Aus fest.
Spanien will Atomkraftwerke bis 2035 abschalten: Betreiber warnen vor „deutschem Fehler“
Nach Angaben des Welt-Atomverbands sind in Spanien noch drei seiner sieben Reaktoren am Netz, die gemeinsam rund ein Fünftel des spanischen Stromverbrauchs decken. Bis 2035 sollen alle Atomkraftwerke im Land abgeschaltet werden. 2027 soll das nächste AKW vom Netz gehen. Stattdessen soll der spanische Strom aus Wind und Solar erzeugt werden, die grundsätzlich günstiger produziert werden können als Atomstrom. Doch es gibt Widerstand gegen die Pläne der spanischen Regierung – mit Verweis auf Deutschland.
So warnte der Vorsitzende des spanischen Betreibers Iberdrola, Ignacio Galán, vor der Begehung des „großen deutschen Fehlers“. Durch die Abschaltung der Atomkraftwerke würden die spanischen Strompreise um 25 Prozent ansteigen, sagte er der Financial Times. „Die Spanier werden dafür bezahlen. Wenn die Atomkraftwerke schließen, dann kommen manche Analysten zu dem Ergebnis, dass die Großhandelspreise um die 25 bis 30 Prozent ansteigen werden“.

Iberdrola warnt zudem vor Netzinstabilität und Blackouts, sollten die Atomkraftwerke abgeschaltet werden. Die spanische Regierung hält derweil an dem Kurs fest und will bis 2030 über 80 Prozent des Strombedarfs über Solar und Wind decken.
Atom-Aus hat deutsche Strompreise wenig beeinflusst – aber die Kohlekraftwerke müssen bleiben
Nach einer Analyse des Leibniz-Institus für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH) hätten die Atomkraftwerke im Jahr 2024 die Strompreise um etwa zwei Prozent verringert, wenn sie am Netz geblieben wären. 2023 wären die Preise vier Prozent niedriger gewesen, heißt es in der Untersuchung von Christoph Schult.
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Zudem geht er davon aus, dass durch den Verbleib der AKWs die Investitionen in erneuerbare Energien wesentlich niedriger ausgefallen wären. Allerdings hätte Deutschland seiner Ansicht nach dann auch schon heute eine „vollständig dekarbonisierte“ Stromerzeugung – angenommen, die Erneuerbaren wären genauso ausgebaut worden, wie aktuell der Fall.
Die Bundesnetzagentur geht nicht davon aus, dass die Strompreise durch den Atom-Ausstieg wesentlich beeinflusst wurden. Allerdings bedeutet er schon, dass die Kohlekraftwerke länger am Netz bleiben mussten. Die Ampel-Regierung hatte den Kohleausstieg auf 2030 vorziehen wollen, dazu müssten allerdings neue, wasserstofffähige Gaskraftwerke ans Netz gebracht werden. Allerdings wurde die Kraftwerksstrategie von Robert Habeck (Grüne) bis zum Ende der Ampel nicht mehr verabschiedet. Die neue Regierung plant, damit weiterzumachen. Der Kohleausstieg ab 2038 bleibt jedoch als Ziel bestehen.