Rückschlag für Putin: Russlands wichtige Branche leidet – Firmen „kannibalisieren“ sich

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Verluste durch Sanktionen und steigende Kosten erschüttern Russlands Wirtschaft. Einige Unternehmen rutschen nun in eine tiefere Krise als erwartet.

Moskau – Es droht „ein perfekter Sturm“ – vor solch einem Zustand steht eine wichtige Branche der russischen Wirtschaft. „Alle Probleme sind auf einmal zusammengekommen“, sagte Natalja Zubarewitsch, Spezialistin an der Moskauer Staatsuniversität, über die russische Kohleindustrie laut Bloomberg. Die russischen Kohleunternehmen kämpfen mit Verlusten, mehr als einem Viertel der Firmen droht eine Schließung.

Wichtige Branche von Russlands Wirtschaft leidet – Kohlefirmen beklagen hohe Kosten und Verluste

Innerhalb der Kohleindustrie wächst die Verzweiflung. Der stellvertretende Energieminister Dmitri Islamow wies neulich auf den Ernst der Lage hin und wie viele Firmen betroffen sein könnten. Zu Beginn des Jahres 2024 waren in Russland laut der Moscow Times 179 Kohlebergbauunternehmen aktiv, darunter 52 Bergwerke und 127 Tagebaue. Von den 179 Unternehmen können sich laut Angaben des Energieministeriums 51 Unternehmen, also mehr als ein Viertel, nur schwer über Wasser halten.

Wladimir Putin im Kreml.
Der große Putin-Bluff: Russland kann immer weniger Öl produzieren © IMAGO / APAimages

Sie stünden entweder vor einer Stilllegung des Betriebs oder müssten ihre Aktivitäten einstellen, sagte Islamow bei einer Sitzung des Ausschusses für Wirtschaftspolitik des Oberhauses des Föderationsrates am 15. Juli 2025. Um ein Beispiel für die Notlage der Kohleindustrie zu geben: Erst Ende Juni 2025 hatte die Spiridonovskaya-Mine, die sich auf den unterirdischen Abbau von Kohle spezialisiert, den Betrieb eingestellt. Laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax waren 900 Mitarbeiter betroffen.

Verluste in der russischen Kohle-Wirtschaft: Mitarbeiter ziehen Ausrüstungen ab

Kohleunternehmen müssten alleine im Zeitraum von Januar bis Mai 2025 ein Minus von 112 Milliarden Rubel hinnehmen, schätzte Dmitri Lopatin, stellvertretender Direktor der Kohleabteilung im Energieministerium. Die Verluste der gesamten Kohleindustrie würden sich bis Ende 2025 auf 200 bis 350 Milliarden Rubel belaufen. Gründe für die Krise sind neben den Sanktionen eine hohe Verschuldung, welche laut dem Energieministerium 1,2 Billionen Rubel beträgt, eine schwache internationale Nachfrage nach russischer Kohle und der niedrige Verkaufspreis.

Ein weiteres Problem sei, dass die Branche im Zuge der westlichen Sanktionen sich nicht ausreichend um die nötige Ausrüstung gekümmert hat, die für den Abbau oder Förderung von Kohle gebraucht wird. Bergarbeiter müssten oft auf „Kannibalisierung“ zurückgreifen: Sie müssten Ausrüstung von mehreren Standorten abziehen, um die Lücke in anderen Anlagen auszugleichen. So würden bei der Produktion die geringstmöglichen Kosten anfallen, ohne die Produktion drosseln zu müssen, sagten zwei anonyme Mitarbeiter aus der Branche gegenüber Bloomberg. Russlands Wirtschaft erkennt die Krise an, hat aber dennoch ambitionierte Kohle-Pläne.

Kohleindustrie leidet unter Sanktionen gegen Russlands Wirtschaft

Bis 2050 will Russland die Kohle-Exporte auf 350,1 Millionen Tonnen hochfahren. Im Jahr 2024 belief sich die Kohleproduktion auf 443,5 Millionen Tonnen, 196,2 Millionen Tonnen exportierte das Land, so Vizepremier Alexander Nowak. Es sei geplant, dass die russische Kohleproduktion im Jahr 2025 auf dem Niveau von 2024 bleibe, teilte das Energieministerium mit. Ende März 2025 musste der Kreml jedoch laut Nowak die Produktionsprognose für dieses Jahr nach unten korrigieren.

In der Vergangenheit war Russland der sechstgrößte Kohleproduzent. Seit Beginn des Ukraine-Krieges ist Russland aufgrund der Sanktionen auf Asien als Ankäufer für die Kohle-Exporte umgeschwenkt. Im Jahr 2022 hatte die EU ein Einfuhrverbot für russische Kohle verhängt. Das betrifft laut Angaben der EU ein Viertel aller russischen Kohle-Exporte und bedeutet für Russland Einnahmeverluste von acht Mrd. Euro jährlich.

Kremlchef Wladimir Putin hat deshalb die Suche nach alternativen Käufern ausgeweitet. Doch zu seinem Ärger reduziert einer der wichtigsten Kohleabnehmer, China, die Kohlimporte aus Russland schrittweise. Reuters zufolge hat China im Jahr 2024 weniger russische Kohle gekauft und vor allem die australischen Kohle-Importe erhöht.

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