Ex-BR-Chefredakteur Gottlieb: „Friedrich Merz hat einen schweren Fehler gemacht“

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Die schwarz-rote Koalition steht. Dennoch sei Bald-Kanzler Friedrich Merz nicht zu beneiden, findet Ex-BR-Chefredakteur Sigmund Gottlieb.

Der renommierte Journalist und langjährige Chefredakteur des Bayerischen Rundfunks, Sigmund Gottlieb, kommentiert für IPPEN.MEDIA mit scharfem Blick wöchentlich in seiner Kolumne „Gottlieb direkt“ aktuelle Themen. Diesmal geht es um Friedrich Merz und die künftige schwarz-rote Koalition.

Vor Friedrich Merz liegt die schwerste Kanzlerschaft seit Konrad Adenauer. Die Welt ist im Aufruhr und Deutschland aus dem Tritt. Der Mann ist nicht zu beneiden. Der gigantische Problemberg der Vorgänger–Regierungen soll also in den kommenden vier Jahren von einer schwarz-roten Koalition abgetragen werden, die in vielen Fragen eigentlich nicht zusammenpasst, sich aber knirschend geeinigt hat.

Nur schwer zu begreifen, dass der künftige Kanzler gleich zu Beginn offensichtlich auf Druck der SPD von der Schuldenbremse aufs Gaspedal trat und eine Billion Schulden aufnahm. Klar, es gibt gute Gründe für diesen Schritt, aber es konnte nicht ausbleiben, dass Merz und die Union dafür die Quittung bekamen. Zwar nur eine Momentaufnahme, sind die Zahlen höchst beunruhigend: Bundesweit liegen CDU/CSU und AfD fast gleichauf. Richtig ist, dass Friedrich Merz einen schweren Fehler gemacht hat. Wahr ist aber auch, dass er sein Ziel nicht aus dem Auge verloren hat: Nämlich einen Politikwechsel herbeizuführen, der diesen Namen auch verdient.

► Sigmund Gottlieb ist einer der renommiertesten und erfahrensten Journalisten Deutschlands. Er war von 1995 bis 2017 Chefredakteur und von 2001 bis 2014 dazu stellvertretender Fernsehdirektor beim Bayerischen Rundfunk.

► Gottlieb moderierte die „Münchner Runde“ sowie aktuelle Brennpunkt-Sendungen im Ersten und war einer der präsentesten Kommentatoren in den „Tagesthemen“ der ARD.

► Für seine Arbeit erhielt Gottlieb mehrere Auszeichnungen, darunter den Bayerischen Fernsehpreis für die Berichterstattung über den Kosovo-Krieg. Seit 2005 ist er Honorarprofessor für Journalismus an der Hochschule Amberg.

Der Kanzler in spe muss ab sofort zeigen, wer in diesem Bündnis Koch ist und wer Kellner. Die Innen- und die Wirtschaftspolitik müssen eindeutig die Handschrift von CDU und CSU tragen. Die Wähler müssen die Union als die verändernde Kraft wahrnehmen, die dafür sorgt, dass endlich ein Ruck durchs Land geht. Nach dem Ampelbruch haben wir wieder eine Regierung der Mitte. Ist das nichts? Jetzt müssen sie allerdings liefern.

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