Leitzins - EZB-Chefvolkswirt fordert Geduld bei Zinssenkungen und peilt dennoch Termin an
Aus Sicht von Philip Lane, dem Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), bedarf es noch mehr Zeit, um die angemessenen Leitzins-Senkungen vorzunehmen. Das erklärte Lane gegenüber CNBC.
Obwohl die März-Daten Fortschritte im Kampf gegen die Inflation zeigten, betonte Lane die Notwendigkeit, noch weiter abzuwarten, um zu entscheiden, wann die Geldpolitik gelockert werden sollte.
Lane: Für steigende Löhne sollten Unternehmen sinkende Gewinne akzeptieren
In dem Interview vertrat der EZB-Chefvolkswirt die Ansicht, dass es in Zeiten der Inflation wichtig sei, dass auch die Löhne steigen. Und dass Unternehmen geringere Gewinne akzeptieren sollten, um solche Lohnerhöhungen zu ermöglichen.
Anfang Juni sei ein klareres Bild der Inflationsentwicklung zu erwarten, erklärte der EZB-Chefvolkswirt laut CNBC. Seit September letzten Jahres, befinde sich die EZB in einer Phase des Beobachtens. Seit Frühherbst liegt der Leitzins im Euroraum bei 4,5 Prozent.
Juni-Sitzung der EZB dürfte entscheidend sein
Lane geht davon aus, dass erstmals beim EZB-Treffen im Juni umfassende Daten zu den diesjährigen Lohnentwicklungen vorliegen. Ähnlicher Auffassung sei Christine Lagarde, Präsidentin der EZB.
Lane betonte, dass es vermieden werden müsse, „dem Markt einen Kalender aufzuzwingen“. Sobald ausreichendes Vertrauen bestehe, dass das Inflationsziel nachhaltig erreicht werde, sei der richtige Zeitpunkt gekommen, um zur nächsten Phase überzugehen. Das wäre dann der Einstieg in Leitzinssenkungen.
Auf den Schritt warten viele Anleger mit Ungeduld. Denn sinkende Leitzinsen machen die Aktienanlage attraktiver - dank positiver Effekte für das Kursniveau. Die EZB strebt eine jährliche Inflation von zwei Prozent an. Noch zeigen sich führende EZB-Vertreter nicht davon überzeugt, dass die Inflation rasch in die Nähe dieses Satzes sinkt.