„Verräterin“ Greene und ihre Rebellen: Donald Trump steht vor 3-fachem Problem

  • Im Video oben: Im Epstein-Streit lässt Trump rechte Hardlinerin fallen: „Pöbelnde Wahnsinnige“

Die Epstein-Dokumente und die anhaltenden Spekulationen über die einstigen Kontakte von Donald Trump zu dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein haben US-Präsident Donald Trump bereits drei wichtige Unterstützer gekostet.

Epstein und Umfragen kosten Trump drei wichtige Unterstützer 

Der schillerndste unter ihnen ist der Verschwörungstheoretiker Jacob Angeli Chansley, besser bekannt als „QAnon-Schamane“. Chansley, der mit gehörntem Wikinger-Pelz, nacktem Oberkörper und den amerikanischen Nationalfarben im Gesicht zusammen mit rund 1500 weiteren Trump-Anhängern im Januar 2020 das Capitol gestürmt hatte, wurde später von Trump begnadigt. 

Jetzt könnte der Graben zwischen beiden kaum tiefer sein. „Scheiß auf dieses blöde Stück Scheiße“, schrieb Chansley in einem inzwischen gelöschten Social-Media-Beitrag bereits im Juli mit Blick auf den Präsidenten. Zuvor war Trump von seinem Wahlkampf-Versprechen abgerückt, sämtliche Epstein-Files zu veröffentlichen.

Der «QAnon»-Anhänger Jacob Anthony Chansley, auch bekannt als Jake Angeli, selbsternannter «QAnon-Schamane», spricht während eines Protests von Trump-Unterstützern.
Der «QAnon»-Anhänger Jacob Anthony Chansley, auch bekannt als Jake Angeli, selbsternannter «QAnon-Schamane», spricht während eines Protests von Trump-Unterstützern. Dario Lopez-Mills/AP/dpa

Doch nun haben vor wenigen Tagen die Demokraten im Senat E-Mails von Epstein, der in Haft Selbstmord beging, veröffentlicht, und die Republikaner zogen mit rund 23.000 Dokumenten zum Leidwesen des Präsidenten nach. Unter anderem findet sich darin die Behauptung des Multimillionärs Epstein, der reichen Männern zum Teil minderjährige Mädchen zugeführt haben soll: „Natürlich wusste der Bescheid über die Mädchen.“

Der Druck ist inzwischen zu hoch geworden für Donald Trump: Er empfiehlt den Abgeordneten seiner republikanischen Partei, im Repräsentantenhaus nun doch für die Veröffentlichung der Akten zum Fall des Sexualstraftäters Jeffrey Epstein zu stimmen. Es sei an der Zeit, die Akten freizugeben, "weil wir nichts zu verbergen haben", schrieb der Republikaner auf seiner Plattform Truth Social. Bislang hatte sich Trump vehement gegen eine Offenlegung der Ermittlungsakten in dem Fall ausgesprochen.

Trump tobt über „Marjorie ‚Verräterin‘ Green“

Unterstützer wie Chansley sind willkommene Maskottchen von Trumps MAGA-Bewegung, die auffallen, wenn sie bei Veranstaltungen dabei sind, aber nicht vermisst werden, wenn sie künftig eigene Wege gehen. 

Politisch brisanter ist hingegen der Bruch zwischen Trump und der republikanischen Kongressabgeordneten Marjorie Taylor Greene aus Georgia. Sie war in seiner ersten Amtszeit seine glühendste Unterstützerin, hatte aber vor wenigen Tagen zusammen mit drei weiteren Abgeordneten aus ihrer Fraktion eine Forderung der Demokraten zur Veröffentlichung sämtlicher Epstein-Dokumente unterstützt.

„Ich ziehe meine Unterstützung und meine Empfehlung für ‘Kongressabgeordnete‘ Marjorie Taylor Greene, aus dem Großen Staat Georgia zurück“, schrieb Trump daraufhin in seinem sozialen Netzwerk Truth Social, und in einem weiteren Posting tobte er richtig los: „Marjorie ‚Verräterin‘ Green ist eine Schande für unsere GROSSE REPUBLIKANISCHE PARTEI!“

Greene als zweite wichtige Unterstützerin, die Trump von den Fahnen ging, gehört zu jenen randständischen Republikanern, die im Zuge eines allgemeinen Verdrusses über das „Establishment“ in der Endzeit von Barack Obamas Präsidentschaft politische Bedeutung erlangten und sich in Vorwahlen ihrer Partei gegen Amtsinhaber durchsetzten – so wie auf Bundesebene Trump auch. 

Ein Bild aus harmonischeren Zeiten: US-Präsident Donald Trump und die Kongressabgeordnete Marjorie Taylor Greene.
Ein Bild aus harmonischeren Zeiten: US-Präsident Donald Trump und die Kongressabgeordnete Marjorie Taylor Greene. Brynn Anderson/AP/dpa

Die Inhaberin eines Bachelors in Betriebswirtschaft, die dem Kongress seit 2021 angehört, verbreitete während der großen Waldbrände in Kalifornien 2018 beispielsweise die Behauptung, diese seien durch einen Laser im Weltall auf Initiative des früheren Gouverneurs Jerry Brown, der Firma Pacific Gas & Electric und den Investment-Bankern von Rothschild Inc. gestartet worden.

Demoskopie wendet sich ab – Job-Zufriedenheit sinkt drastisch

Am problematischsten aber ist die Demoskopie, die ihre Gunst immer weiter von Trump entfernt – der dritte einstige Verbündete. Die Epstein-Dokumente mögen dabei eine Rolle spielen, aber wichtiger dürften ökonomische Faktoren sein. 

Trumps Versprechen, unter ihm und seiner rigiden Zollpolitik würde es den Amerikanern besser gehen als in der Biden-Zeit, hat sich bislang nicht erfüllt. Darum wenden sich in den Umfragen zum „Job Approval“, also zur Zufriedenheit mit seiner Amtsführung, immer mehr ursprüngliche Unterstützer von ihm ab.

Der Präsident hatte nie besonders gute Zahlen, aber vorübergehend waren die positiven Werte sogar knapp besser als die negativen. So bewerteten am 12. März laut den RealClearPolitics-Daten 48,3 Prozent seine Amtsführung als gut, während 48,1 Prozent sie ablehnten. 

Nur 43,8 Prozent haben gute Meinung über die Person Trump

Kurz danach überwogen wieder die Kritiker, und die beiden Kurven liefen massiv auseinander – und taten dies immer weiter. Am 14. November senkten 54,7 Prozent der Befragten den Daumen über Trumps Amtsführung, und nur 42,3 Prozent sahen sie als positiv an.

Bei der Frage nach der Beliebtheit sieht es ähnlich aus. Nur 43,8 Prozent haben im Durchschnitt der aktuellen Erhebungen eine gute Meinung über die Person Trump, während 51,7 Prozent ihn ablehnen.

Zugleich steigt die Arbeitslosigkeit in den USA. Im Herbst 2024 lag sie bei 4,1 Prozent, im August 2025 stieg sie auf 4,3 Prozent – und die Zahlen zumindest für September wird man nie erfahren, weil wegen des Regierungsstillstands die entsprechenden Daten nicht ausgewertet wurden.

Thomas Massie und Lisa Murkowski: Republikaner brechen mit Trump

Politiker aus dem eigenen Lager, die mit Trump brechen, finden sogar unter den Republikanern Verbündete. Als Greene dem Präsidenten wegen der Epstein-Files die Gefolgschaft versagte, stieß sie auf ihren Parteifreund Thomas Massie, Abgeordneter aus Kentucky. Massie ist der Typus des Common-Sense-Konservativen, der sich nicht verbiegen lässt durch die Eigen-PR des Präsidenten und auch nicht durch dessen Drohungen.

Der Republikaner Thomas Massie
Der Republikaner Thomas Massie Quelle: picture alliance / Sipa USA ©CQ-Roll Call

Das gilt auch für die republikanische Senatorin Lisa Murkowski aus Alaska. Sie stimmte am mutigsten gegen einige von Trumps Kandidaten fürs Kabinett, bezeichnete seinen Rauswurf des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Februar aus dem Weißen Haus als „Bruch mit unseren Verbündeten“ und ließ sich auch in ihrer Forderung nach Veröffentlichung der Epstein-Dokumente nicht einschüchtern.

Das alles trägt der Politikerin den Hass von Trump ein. Und Trump geht mit Menschen, die er als Feinde betrachtet, extrem rachesüchtig um, wie sein mühsam konstruiertes Gerichtsverfahren gegen den Ex-FBI-Chef James Comey, eine FBI-Hausdurchsuchung bei seinem einstigen Sicherheitsberater John Bolton und die Entlassung hochrangiger Behördenangestellter demonstrierten, die ihm widersprachen.

„Wir haben alle Angst“, sagt Senatorin Murkowski 

Trumps Vergeltung kann jeden treffen. „Wir haben alle Angst“, sagte Senatorin Murkowski dieser Tage bei einer Veranstaltung in Anchorage. „Und ich sage Ihnen, ich selbst habe oft große Angst davor, meine Stimme zu erheben, denn Vergeltungsmaßnahmen sind real. Und das ist nicht richtig.“

Murkowski gehört zu den wenigen Parteifreunden, die sich den Luxus einer eigenen Meinung leisten können, weil Alaska ein besonderes Verfahren zur Kandidatenaufstellung hat. Während in anderen Bundesstaaten in Vorwahlen („Primaries“) mit zumeist geringer Beteiligung vergleichsweise kleine Gruppen von Protestlern Kandidaten mit extremen Positionen durchsetzen können, gibt es in Alaska und ebenso in Maine ein „Präferenzwahlsystem“. 

Für Donald Trump läuft es nicht gut

Dazu entscheiden sich Wähler bei einer parteiunabhängigen Vorwahl nicht für eine Person, sondern ordnen mehrere Kandidaten auf dem Wahlzettel in eine Rangfolge nach ihrem Geschmack ein. Falls niemand über 50 Prozent erzielt, scheidet der Letztplatzierte aus, und seine Stimmen werden proportional auf die Listenführer neu verteilt. Wenn dadurch wieder niemand auf 50 Prozent kommt, geht das Verfahren weiter, bis jemand die absolute Mehrheit hat. 

Das erschwert eine Nominierung für Radikale und Populisten, die oft Unterstützung aus einem eigenen ambitionierten, aber kleinen Lager bekommen, während sie unbeliebt sind bei der Parteianhängerschaft insgesamt.

Für Donald Trump läuft es nicht gut. Sollte seine Partei bei den Midterm-Elections im November 2026 die Mehrheit im Repräsentantenhaus verlieren, dürfte der Widerstand gegen ihn wachsen.