Tesla erfährt Widerstand in Grünheide – Italien bringt sich in Stellung
Das Verhältnis zwischen Tesla und Grünheide ist angespannt. Italien könnte Nutznießer der Proteste gegen die Werkserweiterung sein - und umgarnt den Autohersteller.
Grünheide/Rom - Für die Region Brandenburg ist Tesla seit März 2022 ein bedeutender Arbeitgeber. Nicht erst seit der Werkseröffnung steht der US-Autobauer in der Öffentlichkeit jedoch in der Kritik - sei es im Hinblick auf Umweltverstöße oder auch widrige Arbeitsbedingungen.
Neuerdings gibt es Proteste gegen die geplante Erweiterung des Geländes, für das den Angaben zufolge über 100 Hektar Wald gerodet werden müssten. 80 bis 100 Aktivisten haben sich auf dem angrenzenden Areal eingenistet und sich offenbar auf einen längeren Protest eingestellt. Zuvor endete eine Umfrage unter der Bevölkerung mit dem Ergebnis, dass sich die Mehrheit gegen die geplante Tesla-Vergrößerung in Grünheide aussprach.
Tesla in Grünheide: Italien könnte der Nutznießer sein
Nach dem Nein bei der Bürgerbefragung macht sich nun Italien Hoffnung auf eine Ansiedlung des amerikanischen Konzerns: Wirtschaftsminister Adolfo Urso verwies vor dem Industrieausschuss der Abgeordnetenkammer in der Hauptstadt Rom darauf, dass der Plan für eine großangelegte Erweiterung in Deutschland abgelehnt worden sei. „Das wird mit Sicherheit zu einer Entscheidung des Konzerns führen“, erläuterte der Politiker.
Man sei bereits seit mehreren Monaten mit Tesla in Gesprächen. „Wir bekommen sehr positives Feedback. Aber das ist ein Prozess, der Vorsicht erfordert.“ Kann Italien nun also Kapital schlagen und Tesla in das Land am Apennin locken?
Grünheide: Bewohner skeptisch: Siedelt Tesla in Italien an?
Der E-Auto-Pionier will in Grünheide auf einer Fläche von rund 170 Hektar einen Güterbahnhof, Lagerhallen und eine Betriebs-Kita errichten. Die Erweiterung hängt damit zusammen, dass Tesla die Produktion verdoppeln möchte, von jährlich 500.000 Elektroautos auf eine Million. Zwei Drittel der Bewohner stimmten allerdings gegen die Erweiterung.
Zwar ist das Votum für die Gemeinde nicht bindend - es gilt jedoch als wichtiger Fingerzeig. Ob Italien von der Situation in Grünheide tatsächlich profitiert und durch die Ansiedelung eines zweiten Autokonzerns neben Stellantis (u. a. Fiat) Aufschwung erfährt? Dort könnte Tesla ein weiteres Werk für die Herstellung von weiteren und 500.000 Stromern vorantreiben.
Italien liebäugelt mit Tesla - und chinesischen Autogiganten
Neben den Gesprächen mit Tesla zeigt sich die italienische Regierung derweil auch offen für die Investitionen chinesischer Hersteller. Wirtschaftsminister Urso führte aus, auch mit drei Autokonzernen aus China in Gesprächen zu sein. Auch BYD hatte vor wenigen Tagen angegeben, von der Führung in Rom wegen der Möglichkeit, eine Produktionsstätte in Italien zu bauen, kontaktiert worden zu sein.
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Ein erstes BYD-Werk entsteht derzeit in Ungarn, die Produktion soll im Jahr 2027 beginnen. (PF mit Material von AFP und dpa)